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NIEDERWERRN
„Isch bin ein Niederwerrner“
Vive la Freundschaft: Das Rathaus erstrahlt derzeit in den französischen (und Niederwerrner) Farben.
Foto: Uwe Eichler | Vive la Freundschaft: Das Rathaus erstrahlt derzeit in den französischen (und Niederwerrner) Farben.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 11.06.2017 03:01 Uhr

Es sind zarte Bande, die schon vor vielen Jahren geknüpft worden sind, sich aber auch in stürmischen Zeiten als praktisch, belastbar und vielseitig erwiesen haben. Eine Sammlung schmucker Schifferknoten gehört zu den früheren Geschenken aus Ifs, die beim Empfang im Rathaus gezeigt wurden.

„Vive la Freundschaft“: Anlässlich der Feierstunde „25 Jahre deutsch-französische Gemeindepartnerschaft“ war großer Bahnhof geboten, inklusive Festbeflaggung, die Ausstellung der Beiträge eines Mal-, Bastel- und Fotowettbewerbs sowie jeder Menge Eiffeltürme.

Während über den Atlantik gerade ein etwas rauerer Wind weht, herrscht zwischen Unterfranken und der Basse-Normandie ein angenehmes Klima. Bei seinem Besuch vor zwei Jahren sei Bürgermeister Michel Patard-Legendre zum ersten Mal ein (französisches) Elektroauto gefahren, berichtete Thomas Wohlfahrt stolz – einen Renault Zoe. Niederwerrns Zweiter Bürgermeister setzt sich vehement für erneuerbare Energien ein und hatte eine erfreuliche Meldung für Klimaschützer. „Letzte Woche hat sich Ifs ebenfalls einen Renault Zoe gekauft“, so der Vorsitzende des Förderkreises für Internationale Gemeinde-Partnerschaft (FIGP).

Dass der Pro-Europäer Macron in Ifs im zweiten Wahlgang auf fast 76 Prozent gekommen ist, beflügelte ebenfalls die Festlaune.

Rund 40 Besucher aus dem Departement Calvados hatten zum Pfingstwochenende ihren Weg an die Wern gefunden, um mit Gastfamilien „Jumelage“ zu feiern. Ausflüge führten in die Weinstadt Würzburg ebenso wie in Oberfrankens Brauereihochburg Kemmern. Im Rathaus wurde die offizielle Jumelage-Torte feierlich angeschnitten und zurückgeblickt auf die „Erfolgsgeschichte“ seit dem 31. Oktober 1992.

Die damaligen Bürgermeister Jean Moulin und Peter Heusinger sowie die Komitee-Vorsitzenden Monique Tamine und Dietrich Fuhrmann hatten im Kulturhaus und Theater Jean Vilar in Ifs die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. Allerdings hätten die ersten Kontakte zwischen Bürgern tatsächlich vor genau 25 Jahren stattgefunden, sagte Bürgermeisterin Bettina Bärmann.

Schon Ende Mai 1992 habe es eine Zusammenkunft gegeben zwischen dem französischen Komitee und der Tennisabteilung des SV Oberwerrn. Es gehe in Europa ja nicht nur um Abstraktes und Verträge, um politische oder wirtschaftliche Harmonisierung, unterstrich Bärmann, sondern vor allem um menschliche Annäherung. Wichtig sei, „dem Anderen ein Gesicht zu geben“.

Freundschaften im Privaten dienten dem Frieden unter Völkern, betonte die Bürgermeisterin mit Blick auf gemeinsame Bouleturniere oder Weihnachtsmärkte. Das „silberne Jubiläum“ erinnere daran, dass Silber seinen Glanz verliere, wenn man es nicht auch in Zukunft regelmäßig poliere. Für Glanz sorgt derzeit die nächtliche Beleuchtung des Rathauses, das zwei Wochen lang in den Farben der Trikolore erstrahlt.

Eine Geste, die Thierry Renouf als „maire adjoint“ von Ifs zu schätzen wusste. Stellvertretend für Michel Patard-Legendre erinnerte der Vize-Bürgermeister an eine lange Tradition der Partnerschaft. An den fränkisch-gallischen König Chlodwig (der um 500 das Christentum angenommen und erstmals in Paris residiert hat) oder an Karl den Großen („Charlemagne“).

Aber auch an Charles de Gaulles und Konrad Adenauer, die 1963 den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag unterzeichnet haben, um die „schlechte Situation“ in Folge der Weltkriege zu überwinden.

Ebenso rief Renouf die enge Freundschaft Mitterand-Kohl in Erinnerung. Dann sei da noch Ähnlichkeit bei Klima und Lebensbedingungen: „Wir Franzosen aus dem Norden gleichen den Deutschen mehr, als wir unseren eigenen Landsleuten aus den Süden gleichen“, meinte der Finanzinspekteur augenzwinkernd. Als Präsent gab es Cidre und normannische Delikatessen, die Tüten waren mit pinkfarbenen Hummern geschmückt.

Kulturell, kulinarisch und politisch geht es spürbar leger zu, über den Rhein hinweg, mit einer Ausnahme: „Die Deutsche Sprache ist nicht einfach, Französisch aber auch nicht“, so der Ifois. Was zähle, sei der gute Wille, sich zu verstehen, sagte Renouf, der sich für die freundliche Aufnahme bedankte und seine Rede charmant auf Deutsch beendete: „Isch bin ein Niederwerrner.“

Für die sonstige Verständigung sorgten die Übersetzer: Werner Lehrl als FIGP-Vizevorsitzender, Edgar Schuck (einer der Initiatoren der Partnerschaft) sowie die Deutschfranzösin Franziska Darde, die in Ifs lebt.

Von Landrat Florian Töpper gab es Lobesworte für die Partnerschaft als „Dynamo der europäischen Integration“. Keine Selbstverständlichkeit für den Landrat, der an konkrete Folgen des Brexit erinnerte: Durch das Wegfallen von EU-Fördergeldern müsse eine Landkreis-Schule wohl ihre Schulpartnerschaft mit England einstellen.

Weniger bekannt ist, dass es auch eine Schulpartnerschaft zwischen der Hugo-von-Trimberg-Schule und der École Marie Curie in Ifs gab, von 1994 bis 1999. An diese Zeit, mit Französisch in der Grundschule und einem „direkten Briefkasten nach Ifs“, erinnert der damalige Rektor Walter Langenberger mit einer kleinen Festschrift. Am Jubiläum beteiligte sich die Schule mit einem eigenen Bastelwettbewerb.

Das abschließende Grußwort, vor dem Eintrag ins Goldene Buch, gebührte Martine Kerguelen, Vorsitzende des Partnerschaftskomitees in Ifs. Sie erinnerte an zahlreiche Aktivitäten, vom Sport- bis zum Bierfest. 2009 gab es eine Radtour über 1000 Kilometer hinweg, vom Vorort von Caen bis an den Stadtrand von Schweinfurt.

Die Jubiläumsfeier solle nun kein Endpunkt sein, so Kerguelen: „Es lebe die deutsch-französische Freundschaft, es lebe Niederwerrn, Oberwerrn und Ifs! Und ein langes Bestehen unserer Freundschaft.“ Auch die Niederwerrner Musikanten sind in der Normandie gute Bekannte. Nun sorgten sie für flotte Unterhaltung beim Rathaus-Empfang wie beim Festbuffet im Gemeindezentrum. Außerdem gab es ein Geburtstagsständchen. Gemeindesekretärin Tina Volkmer wurde genau so alt wie die Jumelage: 25 Jahre.

Vor dem Empfang gab es Freundschaftstorte mit Erdbeere.
Foto: Uwe Eichler | Vor dem Empfang gab es Freundschaftstorte mit Erdbeere.
25 Jahre Partnerschaft feierten (von links) Vizebürgermeister Norbert Hart, Martine Kerguelen (Partnerschafts-Komitee Ifs), die Gemeindevertreter Thierry Renouf und Bettina Bärmann, Landrat Florian Töpper und Vizebürgermeister Thomas Wohlfahrt.
Foto: Uwe Eichler | 25 Jahre Partnerschaft feierten (von links) Vizebürgermeister Norbert Hart, Martine Kerguelen (Partnerschafts-Komitee Ifs), die Gemeindevertreter Thierry Renouf und Bettina Bärmann, Landrat Florian Töpper und ...
 
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