
Wie schmeckt eigentlich Känguru? Die Gelegenheit, diese Frage beantwortet zu bekommen, scheint günstig beim internationalen Metzgertreffen in Schweinfurt. Erstmals ist Australiens Fleischerelite bei der Innung Main-Rhön zu Gast.
"Das Fleisch ist mager", weiß George Abourizk aus Neusüdwales. Schon die Aborigines haben die hüpfenden Beuteltiere gegrillt. Ironischerweise ist das Wildbret aus dem Outback in Europa populärer als am anderen Ende der Welt.
Beim Fleischerring, in der Geschäftsstelle der Innung, werden die Messer gewetzt, um deutsche Landschweine zu zerlegen. Auf Zeit. Der Wettbewerb soll kein blutiger Ernst sein. "Metzger ist ein unglaublich intensives Handwerk", berichtet Moderator Rüdiger Wolf, "eine Kunst." Zusammen mit Shannon Walker, Teamchef der Australier, hat er den Besuch initiiert, zwecks Vernetzung.

Mitstreiter ist Ansgar Zänglein, der an den "Meatstock Butcher Wars" teilgenommen hat, den Weltmeisterschaften in Australien 2018 und Neuseeland 2019. Der Gastwirt vom Dorfwirtshaus Hambach war als erster Deutscher dabei und schnitt hervorragend ab, mit dem achten bzw. elften Platz. Die Live-Onlineberichterstattung übernahm damals Reporter Wolf.
Schweinfurt, Heimstatt der Schlachtschüssel, ist prädestiniert, um den Enthusiasmus ozeanischer "Herzensmetzger" nachzufühlen. Wolf erinnert sich, wie Metzger Zänglein mit einer halben Sau über der Schulter einmarschiert ist, zum Sound von AC/DC. In Dubai oder China hat der Hambacher ebenso schon das Hackebeil geschwungen wie auf Hawaii.
Nun starteten die Australier einen Gegenbesuch, rund um Champion Shannon aus Sidney, begleitet von Alana Empson aus Neuseeland sowie der Kanadierin Taryn Barker. Ebenfalls aus Australien dabei sind Jasmine Wall, Craig Munro und Lisa Land. Außer Schweinfurt stehen die Besichtigung der Fleischerschule Augsburg sowie ein Besuch der Rostbratwurst-Hochburg Nürnberg und des Oktoberfestes auf dem Programm. Der große Traum: So ab 2025 die "Butcher Wars" nach Bayern oder Franken zu holen. Ausgerechnet die Erfinder von Haxe und Schäufele sind bislang noch etwas wurstig, wenn es um Schnetzelschlachten geht.
Ein halbes Schwein wird zerlegt, entbeint und präsentiert
Am Main wird im Spaßwettkampf ein halbes Schwein zerlegt, entbeint und präsentiert, jeweils 20 Minuten lang, unter den strengen Augen einer Fachjury. Mit dabei sind Jürgen Straub vom Fleischerring sowie Innungsobermeister Alfred Kaiser. Musik und Zuschauer feuern bei der schweißtreibenden Arbeit an. Draußen rauchen die Grills, Rollups werben für das Metzgerhandwerk im Rahmen der bayerischen Nachwuchskampagne. Darüber hängen deutsch-fränkisch-australische Fahnen.

Im Duo der Jungmetzger tritt Silas Pflüger von der Metzgerei Kaiser aus Aidhausen an. Jalil Jomezadeh zieht sich für die Werntalmetzgerei Geldersheim Kettenschürze und Schutzhandschuh an. Der Afghane ist gerade Berufsschulbester geworden. Chef Thomas Hemmerich ist sichtlich stolz auf das Talent. Beide Youngsters enttäuschen die Erwartungen nicht.
Dann sind die flinken Klingen von Lisa Land und Craig Munro an der Reihe, beide Weltklasse und Großmeister der Präsentation. Im dritten Durchgang dürfen heimische "Senior Butchers" ran, Metzgermeister Jürgen Unger aus Stadtlauringen (Faber Feinkost, Bad Kissingen) sowie der Aubstädter David Abschütz (Metzgerei Färber Bad Neustadt).
Zuletzt geht es um die Wurst im Wettstreit mit den Australiern. Shannon, der elegant Frankenwein in den Teig kippt, ist Wurststopfweltmeister mit unschlagbarer Schleudertechnik. Der Reporter versucht's auch mal, mit überschaubaren Talent. Veganer mag es ohnehin grausen. Für kritische Konsumenten gilt die Mahnung von Innungsmitglied Leo Warmuth aus Werneck: Wer guten Gewissens schmausen will, ohne Massenware, der muss den Metzger seines Vertrauens unterstützen – und dazu nicht bis Australien reisen. Am Ende landet Jalil Jomezadeh auf Platz Eins, punktgleich mit Silas Pflüger.