
Es ist so eine Sache mit den gemeindeübergreifenden Allianzen. Sie sind „ein hervorragender Weg die steigenden Aufgaben der Kommunen zu erfüllen“ und es sei geradezu „fahrlässig die gemeinsamen Strukturen nicht zu nutzen“, meinte Schwebheims Bürgermeister Volker Karb. Da gebe es aber auch die andere Seite, nämlich „die Unterschiede, die man nicht egalisieren könne“, so Baudirektor Peter Doneis vom Amt für ländliche Entwicklung. Also gelte es, Entscheidungen für eigene kommunale Wege zu respektieren, forderte Karb.
Die interkommunale Gemeinderatssitzung der Allianz Schweinfurter Mainbogen präsentierte sich in neuem Gewand. Dieses begann mit einer interkommunalen Sitzordnung, Redebeiträgen für alle sechs Bürgermeister und acht Impulsvorträgen. Der wirkliche Austausch fand dann beim anschließenden Buffet statt.
Elf Jahre Zusammenarbeit
Nach der Begrüßung durch die Allianzsprecherin, Grafenrheinfelds Bürgermeisterin Sabine Lutz, gab die Mainbogen-Koordinatorin Ursula Weidinger ihren Tätigkeitsbericht ab. Elf Jahre dauert die Zusammenarbeit der Gemeinden Gochsheim, Grafenrheinfeld, Grettstadt, Röthlein, Schwebheim und Sennfeld schon. Über die Mainbogen-Kommunen hinaus sei ein großes Netzwerk entstanden. Hauptthemen 2017 waren der Rückbau des Kernkraftwerks und die neuen Anforderungen an die kommunale Informationssicherheit. Fünf der Gemeinden haben sich hier zur Zusammenarbeit entschlossen und Bürgermeisterin Helga Fleischer stellte den neuen Informationssicherheitsbeauftragten (ISB) vor. Fünf Jahre lang wird Holger Fella das neue Sicherheitssystem aufbauen und verantworten. Fella ist seit über 20 Jahren im IT-Bereich tätig, hat als Softwareentwickler, Systemadministrator und im Support gearbeitet. Er stellte den Gemeinderäten sich und den Zeitplan seines zukünftigen Handelns vor. Nachdem die Leitlinien erstellt und Mitarbeiten in den Verwaltungen sensibilisiert wurden, soll im Januar 2018 das Informationssicherheitssystem aufgebaut und die Dokumentationsstruktur festgelegt werden.
Demographische Herausforderung
Eine der engsten Netzwerkverbindungen der Allianz besteht zum Regionalmanagement des Landkreises, das Ulfert Frey vorstellte. „Wir werden vielleicht weniger, sicher jedoch älter und bunter“, stellte er fest und umriss die demographische Herausforderung des ländlichen Raums. Die Siedlungsentwicklung und die regionale Identität seien weitere Handlungsfelder des Regionalmanagements, das mit den Allianzen des Landkreises unterschiedlichste Kooperationsprojekte entwickelt.
Um die Kooperation zwischen den Freiwilligen Feuerwehren der Gemeinden geht es auch Kreisbrandrat Holger Strunk. Schon durch die Zusammenarbeit bei der Einführung des Digitalfunks habe man viel Geld gespart, erklärt er. Dieses konstruktive Miteinander solle nun bei der neuen Alarmierung, die vermutlich 2019 komme, fortgesetzt werden. Gemeinsam Fahrzeuge zu beschaffen sei ein Weg Kosten zu sparen, da es bei solchen Aktionen sogar höhere Zuschüsse gebe. Strunk ging auf den Brandschutz am Kernkraftwerk ein. Noch kümmere sich darum die Werksfeuerwehr, die auch das Brennelementelager und die künftige Bereitstellungshalle bewache. Sie sei aber nur solange da, wie das Kernkraftwerk noch im atomrechtlichen Verfahren sei.
Grundsätzlich müsse jede Mainbogenfeuerwehr im Brandfall Hilfe leisten, allerdings nicht bei Strahlenaustritt. Strunk berichtete den Gemeinderäten von einer Neuerung in der Kreisbrandinspektion. Damit KBI Peter Höhn sich mehr auf Ausbildungen konzentrieren könne, habe man einen weiteren Kreisbrandinspektor ernannt, Johannes Greber aus Zell.
Mainbogen-Standesamt
Ein bewährtes gemeinsames Kind der sechs Allianzgemeinden ist das Mainbogen-Standesamt, das 2013 aus der Taufe gehoben wurde. Dessen Leiterin Ulrike Kummer stellte die Arbeit dort vor. Am meisten sei man mit dem Ausstellen von Urkunden beschäftigt, zwischen 700 und 800 davon fallen jährlich an. Dazu um die 90 Sterbefälle und ebenso viele Eheschließungen, sowie bis zu 150 Kirchenaustritte. Besonders zeitaufwendig seien Eheschließungen im Ausland und Urkunden für Flüchtlinge, die oft keine gültigen Dokumente mit sich führen.
Den Reigen der Impulsreferate schloss Thomas Benz von Regionalmanagement des Landkreises, der noch einmal die Planungen zum Stromnetzausbau in der Region Schweinfurt beleuchtete.
Er riet den Gemeinden, „wachsam“ zu sein und die Entwicklung genau zu beobachten. Im Gegensatz zu seinen Vorrednern allerdings machte er den Gemeinden wenig Hoffnung, was ihre Einflussnahme auf die Planungen betrifft.
Die Pläne seien eine Sache des Bundes und der Europäischen Union. „Die Politik in Berlin muss die Trassen letztendlich festlegen“, erklärte Benz. Allerdings habe sich die Landesregierung klar positioniert, sie will keine Trassen in Bayern.