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Bergrheinfeld
Insektensummen statt Totenstille: Infoveranstaltungen zu ökologischen Friedhöfen
Die Erd- und Urnengräber in Bergrheinfeld wurden sukzessive auf Pflanzflächen von 80 mal 100 Zentimeter zurückgebaut, auf dem Rest Rasen angesät. 120 der insgesamt 700 Gräber sind mittlerweile sogar reine Rasengräber. Beliebt ist auch der Stelenfriedhof mit kleinen Pflanzflächen von 40 mal 40 Zentimeter.
Foto: Anja Legge | Die Erd- und Urnengräber in Bergrheinfeld wurden sukzessive auf Pflanzflächen von 80 mal 100 Zentimeter zurückgebaut, auf dem Rest Rasen angesät. 120 der insgesamt 700 Gräber sind mittlerweile sogar reine Rasengräber.
Bearbeitet von Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 08.09.2024 02:28 Uhr

Friedhöfe sind Orte der Ruhe und der Trauer. Doch totenstill müssen diese Oasen inmitten von Dörfern und Städten nicht sein. Sie sind der perfekte Platz für viele Pflanzen und Tiere und können einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten. Was Kommunen und Grabbesitzer tun können, will das Bildungswerk der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) bei zwei Friedhofsführungen mit Christine Bender und Franziska Schorr zeigen: am Freitag, 27. September, von 16.30 bis 18 Uhr auf dem Friedhof Bergrheinfeld und am Freitag, 11. Oktober, von 16.30 bis 18 Uhr auf dem Friedhof Wiesenbronn. 

"In den vergangenen 20 Jahren erleben wir einen großen Wandel in der Bestattungskultur", werden in einer Presseinformation Walter Zeißner und Max Müller vom Bauhof Bergrheinfeld zitiert. Statt Familiengrabstätten gebe es immer mehr Urnengräber, die Angehörigen wohnten weit weg und hätten immer weniger Zeit für die Pflege. Deshalb habe man in Bergrheinfeld schon vor 16 Jahren mit dem Umbau zum Rasenfriedhof begonnen. Die Erd- und Urnengräber wurden sukzessive auf Pflanzflächen von 80 mal 100 Zentimeter zurückgebaut, auf dem Rest Rasen angesät. 120 der insgesamt 700 Gräber seien mittlerweile sogar reine Rasengräber. Beliebt sei auch der Stelenfriedhof mit kleinen Pflanzflächen von 40 mal 40 Zentimeter.

Auch den klimatischen Veränderungen will man Rechnung tragen. So dient eine mit Stauden bepflanzte Urnenmauer als Habitat für Eidechsen und Nahrungsquelle für Insekten. Auf den Freiflächen wurden eine Blühwiese als Tummelplatz für Bienen angelegt und klimaresistente Bäume für Baumbestattungen gepflanzt. "Gerade Bäume sind nicht sonderlich beliebt, weil sie Dreck und Arbeit machen, aber als Brutplätze, Nahrungsquelle, Sauerstoffproduzenten und Temperaturregulierer sind sie unschätzbar wichtig", betont Christine Bender, Geschäftsführerin beim Bezirksverband für Gartenbau und Landespflege Unterfranken.

In Kooperation mit dem Bezirk Unterfranken wurde inzwischen ein Förderprojekt aufgelegt, um die Pflanzung von Bäumen, Sträuchern und Stauden finanziell und beratend zu unterstützen. Beantragen kann die Förderung jeder Friedhof, erste Anträge sind laut Bender bereits eingegangen.

Werbung für ökologische Grabgestaltung

Die ökologischen Umbauten stoßen nicht überall auf Gegenliebe, weiß Bender. Umso wichtiger sei Bewusstseinsbildung, und deshalb wirbt sie für Dauerbepflanzungen mit Kleingehölzen und ganzjährig blühenden Stauden. Diese benötigten weniger Wasser, weniger Pflegeaufwand und vor allem finden Insekten hier reiche Nahrung.

Franziska Schorr von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau begleitet in Wiesenbronn ein Projekt für Friedhofsbegrünung. Eine Besonderheit hier sei die in der Aussegnungshalle lebende Kolonie von Zwergfledermäusen. Um sie zu unterstützen, wurden Nisthilfen angebracht und ein sortenreiches Blühbeet angelegt.

Totholz und Sandlinsen dienen auf dem Friedhof als Lebensraum für Vögel, Reptilien und Insekten. Mehrere leerstehende Gräber wurden mit Stauden bepflanzt, als Inspiration für eine biodiversitätsfördernde und pflegeleichte Grabgestaltung. Auch ein Mustergrab wurde angelegt.

Wer die beiden Friedhöfe besichtigen möchte, kann sich bis 17. September beziehungsweise 2. Oktober für die jeweiligen Führungen anmelden. Informationen beim "Land & Leute"-Bildungswerk der KLB, Ottostraße 1, 97070 Würzburg, Telefon (0931) 38663721, E-Mail klb@bistum-wuerzburg.de. Weitere Infos unter www.klb-wuerzburg.de/aktuelles/termine.

 
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