
Leuchtend gelber Hintergrund, darauf eine rot durchgestrichene Heuschrecke und die Aufschrift: "In unserer Bäckerei werden keine Insekten verbacken!" Und weiter: "Sie haben sicherlich schon gehört, dass Insekten als Lebensmittel zugelassen sind. Wir haben uns entschieden, von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch zu machen."
Mit diesem Hinweisschild, herausgegeben vom Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks, wenden sich aktuell auch in den Regionen Schweinfurt, Gerolzhofen und Haßberge einige Bäckereien an ihre besorgte Kundschaft. Grund dafür sind zahlreiche Nachfragen verunsicherter Kundinnen und Kunden, die befürchten, künftig könnte Insektenmehl in ihren Backwaren landen.
"Eigentlich waren wir der Meinung, dass es selbsterklärend ist, dass wir nicht klammheimlich plötzlich vermahlene Krabbel- und Fliegtierchen in den Brotteig mischen, nur weil es plötzlich erlaubt ist", schreibt etwa Köhlers Vollkornbäckerei auf ihrer Instagramseite. Und weiter: "Aber wir wurden eines Besseren belehrt: Es kommen vermehrt Nachfragen, es herrscht Verunsicherung."
Verunsicherte Kundschaft in Bäckereien in Schweinfurt, Gerolzhofen und den Haßbergen
Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt das Unternehmen: "Unsere Kundinnen und Kunden haben Angst, dass ihnen heimlich und ungewollt Insektenpulver 'untergejubelt' wird – und das möchten sie nicht. Wenn sie hören, dass wir das nicht vorhaben, sind sie erleichtert."
Auslöser für die Verunsicherung ist ein EU-Beschluss von Ende Januar, der die Verwendung weiterer Insektenarten als Zutat in hiesigen Lebensmitteln erlaubt. So dürfen in der EU nun neben den bereits zugelassenen Grillen, Heuschrecken und Mehlwürmern seit dem 24. Januar auch Getreideschimmelkäfer beziehungsweise deren Larven, die Buffalowürmer, als Nahrungsmittel verkauft oder als Zutat beispielsweise in Form von Mehl oder Pasten in Lebensmitteln verwendet werden – etwa in Brot, Nudeln oder Chips.
Bäckereien in der Region verschicken Stellungnahmen an Mitarbeitende
Der Beschluss und einige Medienberichte über Insektenmehl als potenzielle Zutat für Backwaren bringen auch hiesige Bäckereien in Erklärungsnot. So berichtet die Bäckerei Höreder Beck im Rahmen einer Stellungnahme in den Sozialen Medien von beinahe täglichen Anfragen. "Wir bekommen Mails und Nachfragen, ob wir denn jetzt Insektenmehl verwenden und wie man sicher sein könnte, dass das auch in Zukunft nicht irgendwann beigemischt wird. Die Leute sind aufgewirbelt worden", sagt Inhaberin Andrea Wolf im Gespräch mit dieser Redaktion.
Ähnlich sehe es in den Filialen der Bäckerei Schmitt, unter anderem in Frankenwinheim (Lkr. Schweinfurt) und Gerolzhofen, aus. "Wir haben Emails bekommen von Menschen, die tatsächlich entweder aus Ekel oder aus ethischen Gründen Besorgnis haben", sagt Inhaber Axel Schmitt.
Jürgen Heindel, Verkaufsleiter von Schlereths Bäckerei, mit Filialen unter anderem in Haßfurt, Knetzgau (Lkr. Haßberge) und Röthlein (Lkr. Schweinfurt), berichtet: "Wir hatten sogar einige Wiederverkäufer, die uns danach gefragt haben."
Insektenmehl um ein Vielfaches teurer als herkömmliches Mehl
Einige der Bäckereien haben mittlerweile sogar Stellungnahmen an ihre Mitarbeitenden verschickt, die als Leitlinie für Gespräche mit besorgten Kundinnen und Kunden dienen sollen. Denn in den Bäckereien stoßen die Nachfragen vor allem auf Verwunderung. "Ich glaube, kein Bäcker hat diesen Wirbel verstanden. Das Thema ist einfach aufgebauscht worden", sagt Andrea Wolf.

Vor den gelben Plakaten im Schaufenster schrecken viele Bäckereien in der Region jedoch noch zurück. "Wir wollen lieber mit den Kunden reden. So ein Warnplakat im Schaufenster macht vielleicht einen komischen Eindruck", sagt Markus Gürsching, Inhaber der Bäckerei Gürsching in Gerolzhofen.
Dabei ist die Linie der Bäckerinnen und Bäcker in der Region klar: Insektenmehl werde in keiner der befragten Bäckereien im Teig landen. "Warum auch?", fragt Jürgen Heindel. "Es gibt keinerlei Veranlassung für uns, auf Insektenmehl umzustellen."
Nicht nur lägen die Kosten für gemahlene Insekten im Vergleich zu herkömmlichem Mehl um ein Vielfaches höher, auch geschmacklich und backtechnologisch ergäben sich keine Vorteile, meint Axel Schmitt. "Geschmacklich ist es auf keinen Fall ein Gewinn. Das sind gefriergetrocknete Insekten, da könnte man genauso gut ein trockenes Blatt in den Teig reiben", sagt er.
Zudem könne herkömmliches Mehl aufgrund der Backeigenschaften nicht einfach durch Insektenmehl ersetzt werden. "Insektenmehl ist tote Materie, es hat überhaupt keine Backeigenschaften. Es bildet kein Eiweißproteingerüst, so wie Mehl das macht, was für das Backen das Wichtigste ist", sagt Schmitt. Das Brot bekäme dadurch weder Volumen noch sei es länger haltbar, meint der Experte.
Bäckereien beruhigen: Kennzeichnungspflicht für Insekten in Lebensmitteln
Dass sich gemahlene Insekten in Backwaren oder gar als Mehlersatz durchsetzen, hält er deshalb für wenig wahrscheinlich. "Stand jetzt gibt es keinen Grund dafür, warum wir Insektenmehl verwenden sollten, um irgendetwas Besseres zu erreichen als das, was wir schon haben", sagt er. Auch der immer wieder gelobte vergleichsweise hohe Proteingehalt der Insekten sei für Backwaren wenig interessant, meint Schmitt: "Wir haben andere nachhaltige und einheimische Super Foods wie zum Beispiel Hafer oder die Ackerbohne, die sich super als Proteinquellen eignen".
Auch wenn in den Bäckereien in der Region Insekten auf der Zutatenliste erst einmal keine Rolle spielen werden, wolle man sie dennoch nicht komplett verteufeln, heißt es aus den Backstuben. "Die Hälfte der Welt ernährt sich mitunter von Insekten, darum bin ich gespannt, was da noch so Cooles kommt", sagt Schmitt. Aktuell sei das Insektenmehl aber eher etwas für Liebhaberinnen und Liebhaber. Für besonders experimentierfreudige Bäckereien sei es maximal als eindeutig deklariertes Marketingprodukt eine Überlegung wert.
Dass das Mehl heimlich im Brot landet, müsse jedenfalls niemand fürchten, beruhigen die Bäckerinnen und Bäcker. Nicht zuletzt, da alle Lebensmittel, die Insekten enthalten, das in ihrer Zutatenliste klar und verständlich ausweisen müssen. Zudem müssten die Tierchen, auch wenn sie zum Beispiel in Brot verbacken würden, als Allergen aufgeführt werden.
Eine Wahl wird der Verbraucher am Ende nicht haben, weil es jeder Bäcker auf seine Zutatenliste nehmen wird, da sie alle von denselben Mühlen mit demselben Getreide beliefert werden.
Insekten sind als Bestandteil von Lebensmitteln nicht mehr verboten, okay.
Keiner hat jedoch gesagt, dass sie deshalb nun Pflicht sind.
Sowas kannste Dir nicht ausdenken 😂.
Ich für meine Person freue mich jedenfalls, wenn ich in der Mainpost hoffentlich demnächst mal lesen kann, welches regionale Unternehmen von der neuen Möglichkeit Gebrauch macht. Ich würde mir dann sehr gerne dort z.B. ein Brot oder ein anderes verarbeitetes Lebensmittel kaufen, es probieren und mir ein Meinungsbild machen.
Liebe Unternehmer, traut euch innovativ zu sein; nicht alle Bürgerinnen und Bürger verweigern sich dem Neuen.
https://www.rnd.de/wissen/essen-wir-wirklich-spinnen-im-schlaf-die-antwort-TFOJH65S5FHKVDWFY7QYFFT45I.html
--> falsch!
Wenn man an die Erkrankung Rinderwahnsinn denkt: da wurden auch Rinder mit vermahlenen Artgenossen gefüttert und somit die bovine Form der Kreutzfeld -Jakob-Krankheit ausgelöst .
stimme ihnen zu, das "Insektending" ist doch in erster Linie eine kulturelle Sache. Genau wie der "Aufschrei" dagegen wiederum typisch deutsch ist.
Aus Erfahrung kann ich sagen, Würmer, Maden und Heuschrecken schmecken sehr lecker wenn sie ordentlich zubereitet werden. In Laos und vielen anderne Ländern gibt es richtig tolle Gerichte.
Mich eckelt mehr vor dem "Zeug" welches sich in Deutschland Fleisch schimpft und abgepackt verramschst wird, Tierquälerei inklusive. Noch unverständlicher ist, dass das Zeug auch noch gekauft wird!