Seit mehr als zehn Jahren bemüht sich die Gemeindeallianz Oberes Werntal intensiv und mit Vorbildcharakter für andere Allianzen um die Wiederbelebung der Altorte – mit Erfolg. Das belegt die jetzt fertig gestellte Evaluierung, die auf wissenschaftlicher Basis nicht nur die Zahlen bewertet, sondern auch die vielen Anstrengungen zur Innenentwicklung.
Ein Bild süßer Gebäckstücke wird gern zur Verdeutlichung hergenommen: Ein Donut, ein amerikanischer Gebäckkringel, steht einem gefüllten Krapfen gegenüber. Es geht darum, dass die Dörfer in ihrem Innern nicht weiter ausbluten, nicht an Funktion verlieren sollen. Vielmehr soll Wohnen und Leben im Ortskern in den gewachsenen Strukturen erfolgen, sollen die kurzen Wege zum dörflichen Leben erhalten bleiben.
Das Bewusstsein für das Thema Innenentwicklung hat sich mittlerweile in allen zehn Allianzkommunen mit ihren 46 Dörfern gebildet. Das wird im 100 Seiten dicken Evaluierungsbericht, den die Ländliche Entwicklung Bayern mit der Interkommunalen Allianz Oberes Werntal in Auftrag gegeben hatten, deutlich.
Das gilt überall, auch wenn in den einzelnen Gemeinden – Bergrheinfeld, Dittelbrunn, Euerbach, Geldersheim, Niederwerrn, Oerlenbach, Poppenhausen, Waigolshausen, Wasserlosen und Werneck –unterschiedliche Voraussetzungen herrschen, beispielsweise die Nähe oder Ferne zur Stadt Schweinfurt. Auch wenn der Aufwand in der Verwaltung, je nach Personalausstattung oder Gemeindegröße, unterschiedlich hoch und intensiv ist. Auch wenn trotz des Bekenntnisses einer Innen- vor Außenentwicklung hier und da neue Baugebiete ausgewiesen wurden und werden.
Dass sich Innenentwicklung lohnt, belegen schon die Zahlen des Untersuchungszeitraums 2008 bis 2017. Allerdings sind sie unter den Gemeinden nicht immer genau vergleichbar, sagt Allianzmanagerin Eva Braksiek, weil die Erhebung der Daten dort teilweise unterschiedlich interpretiert wurde oder lückenhaft ist. Dennoch lassen sich grundlegende Aussagen treffen.
So wurden 2008 insgesamt 3360 Potenziale wie Baulücken, leere Wohnhäuser, leere Hofstellen oder solche mit Restnutzung oder ohne Hofnachfolger gezählt. Wiedergenutzt davon sind knapp zehn Jahre später ein gutes Drittel oder 1139 Flächen. Das entspricht einer Wiederbelebung von 102 Hektar von den ursprünglichen 304 Hektar. Was aber auch bedeutet, dass 2221 Flächen noch nicht aktiviert werden konnten, inklusive 1269 klassischer Baulücken. "Das heißt, wir dürfen da nicht locker lassen", ist Braksiek überzeugt.
Ihrem Allianzmanagement weist der Bericht eine große Bedeutung beim Erfolg zu. Denn die befragten Gemeindeverantwortlichen sind überzeugt, dass "ständiges Bearbeiten des Themas einen dazu zwingt, sich damit auseinanderzusetzen".
Durch die erfolgreiche Innenentwicklung wurden nicht nur 270 neue Leerstände vermieden, sondern vor allem auch 50 Hektar neue Baugebiete – das Fünffache der tatsächlich erfolgten Außenentwicklung, haben die Fachleute vom Büro Baader Konzept (Gunzenhausen) sowie von Gertz, Gutsche und Rümenapp (Hamburg) errechnet. Hinzu kommt, dass der Bau von je elf bis 14 Kilometer Straßen, Kanal, Strom- und Wasserleitungen vermieden wurde. Weshalb der Gebührenzahler auch vor der Mitfinanzierung zur Infrastruktur von 4,1 Millionen Euro in 20 Jahren bewahrt wurde.
Dass Innenentwicklung anstrengend ist, Zeit und Nerven kostet, wissen sowohl die Verantwortlichen in den Gemeinden, die Bürgermeister und Innenentwicklungslotsen, als auch die Bauwilligen, die überzeugt sind oder überzeugt werden wollen. Zu deren Unterstützung gibt es mittlerweile zahlreiche Instrumente, von der kostenlosen Bauberatung über kommunale Förderprogramme oder Dorferneuerungsgelder bis zu Zuschüssen zur Entsorgung des Bauschutts durch den Landkreis.
Weil das breitgefächerte Evaluierungsergebnis zur Innenentwicklung im Oberen Werntal wegweisend für und übertragbar auf andere Gemeinden ist, werden wir in einer Themenfolge verschiedene Aspekte davon aufzeigen.
Eine kleine Anregung zu Schleerieth: könnte man im ehem. Wohngebäude an der Straße die Plastikrolläden entfernen, bzw. sie wieder durch Holzfensterläden ersetzen.
Da das Geheimniss des Denkmalschutzes in Westdeutschland zu wenig erkannt wurde: ein wenig Sauerteig versäuert den ganzen Teig!
Ostdeutschland ist nicht weit. Es ist vorbildhaft bei der Denkmalpflege! Man sieht dort zudem kaum komplett neue Dächer, wie an diesem Haus, sondern verwendet alte Dachziegeln wieder und meidet neue Industrieziegeln. Siehe z. B. die nahen Orte Römhild, Hildburghausen, Kloster Veßra oder Ummerstadt.
Die Gemeindeallianz sollte sich unbedingt in einem Tagesausflug solche Orte ansehen. Denn wer Denkmalpflege in Ostdeutschland noch nicht bewusst gesehen hat, kann sich kein Bild machen.