Alte Ortskerne verwaisen, während Gewerbe- und Neubaugebiete am Ortsrand ins Unendliche wachsen: Das ist vielerorts ein Problem. Lösungsansätze präsentierte das Landratsamt Schweinfurt in Kooperation mit Architekturstudenten der Hochschule Coburg und dem Architekturbüro Perleth in einer Ausstellung.
Ziel dabei war einerseits Nachhaltigkeit, indem bestehende Gebäude genutzt werden, andererseits die soziale Integration aller Generationen in die Dorfgemeinschaft. Betrachtet wurden vier Gemeinden, in denen inklusiver Wohnraum sowie Begegnungsstätten für die Bürger geschaffen werden sollen. Eine Zusammenfassung der vorgestellten Ideen.
1. Üchtelhausen
In Üchtelhausen soll der Idee der Ausstellung nach die Dorfmitte revitalisiert werden: Das Gasthaus zum Stern beispielsweise steht aktuell leer. Durch Umbauten soll es für die Gastronomie besser, beziehungsweise überhaupt wieder nutzbar werden. Auch der Bauernhof in der Dorfmitte soll als Café und mit Mehrzweckräumen für die Gemeindebewohner wieder einen Nutzen haben.
Eine Mobilitätsscheune könnte den Einwohnern Auto- und Fahrradstellplätze und ein Carsharing-Angebot ermöglichen. In den oberen Etagen sollen der Idee nach ein Jugendraum, eine Kunstwerkstatt und ein Raum für Gemeindetreffen geschaffen werden. Das Projekt "Hofscheune" soll neben Eventräumen auch Wohnraum beherbergen, ein Teil des Gebäudes könnte sogar modular für mehrere mögliche Nutzungen gestaltet werden.
Das Ehepaar Karch von der Bürgerinitiative "Lebenswertes Üchtelhausen" gab der Redaktion gegenüber an, man würde sich freuen, wenn möglichst viele der Ideen auch in die Tat umgesetzt würden, bezweifle dies jedoch. Ihre Initiative kritisiere seit längerem, dass die Gemeinde das Potenzial des Ortes nicht zur Genüge ausschöpfe und sich statt um die Innenentwicklung eher um Gewerbegebiete am Ortsrand kümmere.
Auf Anfrage zeigt sich die Gemeinde Üchtelhausen offen für die Projekte. Umgesetzt seien aktuell noch keine Ideen, auch weil viele Gebäude Privateigentum seien. Man möchte in naher Zukunft den Immobilieneigentümern die Ideen der Ausstellung vorstellen und sie zur Umsetzung inspirieren. Geplant sei auch seitens der Gemeinde, die Innenentwicklung des Altorts Üchtelhausen voranzutreiben. Im Zuge dessen sei eine Berücksichtigung der gezeigten Projektideen denkbar.
2. Grettstadt
Zur Verbesserung der Lebensqualität der Grettstädter soll den Studentinnen und Studenten nach in diesem Ort sowohl ästhetischer als auch funktionaler Wohnraum geschaffen werden.
Das könnte mit dem Quartiers-Konzept umgesetzt werden: Dabei würden Wohnungen entstehen, die sich an die jeweiligen Bedürfnisse verschiedener Generationen anpassen. Der Austausch und der Zusammenhalt unter den Bewohnern soll mit einem Haus für Gemeinschaftsaktivitäten gestärkt werden.
Die Gemeinde Grettstadt stehe den Ideen positiv gegenüber, das teilte sie der Redaktion mit. Auch wenn die Projekte keineswegs ausgreift wären und die Grundstücke schwierig zu bekommen seien, möchte die Gemeinde die Ideen in die Innenentwicklung des Altorts in den nächsten Jahren miteinbeziehen. Ein erster Schritt dafür sei die Vorstellung der ausgestellten Projekte in der Gemeinde.
3. Wiebelsberg (Gemeinde Oberschwarzach)
In Wiebelsberg liegt der Fokus der Projektideen auf dem Erhalt und der Umnutzung historischer Strukturen entlang der Dorfstraße. Bei einer "gepatchten Scheune" sollen bestehende, denkmalgeschützte Baustrukturen mit modernen, funktionalen Elementen verknüpft werden. So würde der historische Hof erhalten bleiben. Eine energetische Sanierung macht dieses Projekt zudem nachhaltig.
Eine Wiederbelebung soll durch soziale Ankerpunkte und neue Wohnmodelle gelingen. Ein solches soziales Projekt ist eine Wohngemeinschaft für Alleinerziehende. Sie würden durch den Austausch mit ihresgleichen, etwa in gemeinsam genutztem Wohnraum, unterstützt werden und Gemeinschaft erfahren. Auch die Kinder hätten vielfältige Möglichkeiten, denn das Gelände umfasst einen Innenhof und einen Garten. Außerdem grenzen ein Spielplatz und ein Fußballfeld an.
Die Gemeinde Oberschwarzach teilte der Redaktion mit, dass sie eine Umsetzung der Ideen sehr begrüßen würde. Ihrerseits bleibe allerdings fraglich, ob die Projekte mit dem aktuellen Baurecht kompatibel sind. Obwohl es einen Förderungsfonds für die Innenentwicklung gebe, bleibe auch die Finanzierung der Ideen von Privatpersonen ein Problem.
4. Stadtlauringen
Im Markt Stadtlauringen liegt der Fokus auf einer Anbindung des Wohngebiets Kerlach an den Altort, um Erreichbarkeit und Austausch zu fördern. Dazu könnte man den alten Gasthof sanieren und in ein Mehrgenerationen-Wohnhaus umwandeln. Die Idee der Studenten ist, auf der Straße vor dem Gebäude einen verkehrsberuhigten Bereich einzurichten, damit auch ältere oder gehbehinderte Menschen und Kinder sicher und entspannt auf die andere Straßenseite gelangen. Das soll deren Inklusion und Teilhabe am sozialen Leben verbessern.
Der Markt Stadtlauringen ließ eine Anfrage unserer Redaktion zur Umsetzung der Ideen leider unbeantwortet.