Man traf sich am Montag zunächst in Berlin, anschließend in Paris: In einer gemeinsamen Absichtserklärung beschlossen die Abgeordneten der französischen Nationalversammlung und des deutschen Bundestags, den zwischen beiden Ländern 1963 geschlossenen Élysée-Vertrag innerhalb eines Jahres zu überarbeiten. In Schweinfurt konnte der Freundeskreis Châteaudun mit seiner Vorsitzenden Meta Vogel-Jehli in der Rathausdiele am gleichen Abend anlässlich des 55. Jahrestags der Vereinbarung zahlreiche frankophile Besucher bei einem Vortrag begrüßen, der sich mit den deutsch-französischen Beziehungen beschäftigte.
In seinem Grußwort bekundete Oberbürgermeister Sebastian Remelé sein Erstaunen darüber, dass sich noch so viele Menschen für dieses Thema interessierten, sei man doch inzwischen an ein Leben im friedlich vereinten Europa und in Wohlstand gewöhnt. Außerdem gebe es nicht mehr viele Zeitzeugen aus Weltkriegszeiten, in denen das deutsch-französische Verhältnis in seiner jahrhundertelangen Prägung durch Auseinandersetzungen weiter belastet worden war. Remelé rief zu reger Kontaktpflege auf; er selbst wolle dies auf administrativer Ebene tun.
Mit Wolfgang Hugo als Referenten hatte man einen profunden Kenner und Beobachter der deutsch-französischen Zeitgeschichte zu Gast. Der Französischlehrer sprach von einem denkwürdigen Tag; er teile jedoch die allseits gegenwärtigen Sorgen um den Erwerb der jeweiligen Fremdsprache und die Partnerschaft.
In seiner Powerpoint-Präsentation führte Hugo durch 60 Jahre französische Republik und beleuchtete dabei die politische Zusammenarbeit auf deutsch-französischer Ebene. Waren die ersten Jahre der Nachkriegszeit in Deutschland auch durch Frankreich als eine der Besatzungsmächte mitgeprägt, fiel die Vorbereitung des ersten Élysée-Vertrags in die Zeit des Mauerbaus und der Kubakrise.
Konrad Adenauer und Charles de Gaulle waren es, die schließlich den Vertrag unterzeichneten. In den nachfolgenden Jahrzehnten intensivierten sich die Beziehungen unter den jeweiligen Präsidenten und Kanzlern: Georges Pompidou, Valéry Giscard d'Éstaing, Francois Mitterand, Jacques Chirac, Nicolas Sarkozy, Francois Hollande und Emmanuel Macron in Frankreich, in der Bundesrepublik Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger, Willy Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl und Angela Merkel - sie alle bildeten individuelle politische und mehr oder weniger herzliche Paarkonstellationen.
Hugo streifte, durch zahlreiches Bildmaterial veranschaulichend, die Zeit des Maastricht-Vertrags, die Aufstellung des Eurocorps, den Mauerfall, die Finanz- und Flüchtlingskrise, den Brexit, die Attentate von Paris und Berlin, beleuchtete Hintergründe und setzte Bezüge zur Weltpolitik.
Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt durch das Trio „Les copains d'abord“ (Klaus Macek, Bass, Johannes Wohlfahrt, Akkordeon, Dominique Guibert Gesang und Gitarre): Nach vielen Chansons von Piaf („La vie en rose“), Trenet „(La mer“), Bécaud („L'important c'est la rose“), Sardou („La maladie d'amour“), Brassens („Marinette“) und anderen beschlossen Musiker und Publikum den intensiven Abend gemeinsam mit Joe Dassins „Les Champs Élysées“.