
Seit 13 Jahren erinnern die Schülerinnen und Schüler des Schweinfurter Olympia-Morata-Gymnasiums an die Schicksale und das Leid der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Schweinfurt während der Herrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland. Für die Gedenkveranstaltung in Zusammenarbeit mit der "Initiative gegen das Vergessen", zu der auch Schülerinnen und Schüler der Berufsschule Dr.-Georg-Schäfer kamen, wurde mit dem 8. Mai, dem "Tag der Befreiung", kein zufälliges Datum gewählt. Auch der Gedenkort wurde bewusst gewählt: Am Zwangsarbeiter-Gedenkort "Drei Linden" in den Oberndorfer Mainwiesen direkt am Kunstwerk von Herman de Vries versammelten sich Jung und Alt zum Gedenken an die Geschehnisse von 1940 bis 1945.
Eindrucksvoll setzten sich die Elftklässlerinnen und Elftklässler des Olympia-Morata-Gymnasiums mit denen in Schweinfurt erlittenen Schicksalen der über 12.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter auseinander. Benjamin Brändlein trug sein mit seiner Mitschülerin Isabella Masala ausgearbeitetes "Gedicht ohne Titel" vor. Einen Tagebucheintrag des Zwangsarbeiters Volodymyr Zamorsky trugen Sina Reusch und Theresa Eusemann vor. Christina Köhler befasste sich mit der Geschichte der Zwangsarbeiterin Semjana Lubov. Inspirierend davon schrieb sie das Gedicht "Hallo Mama".
Bürde für die Stadt Schweinfurt
Den Beitrag von Lisa Störlein und Rosali Simon zum Gedenken an den Zwangsarbeiter Giovanni Venier trug deren Mitschülerin Nathalie Hertel vor. Ein weiteres Gedicht ("Das Kind meiner Mutter") trugen Laureen Imle und Melissa Scholl vor. Luise Schmittner teilte abschließend in ihrem bedrückenden Text "Schuld" ihre Gedanken zum Thema Vergangenheitsbewältigung. Für die musikalische Untermalung sorgte das Saxophon-Duo Jeremias Tuschinski und Lucas Seltsam.
Eindringliche Worte fanden auch die an der Gedenkveranstaltung teilnehmenden lokalen Politiker. Die Vergangenheit, mit der menschenunwürdigen Behandlung der über 12.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, ist eine schwere Bürde für die Stadt, betonte Schweinfurts Dritte Bürgermeisterin Ayfer Rethschulte in ihrer Rede. Ein offener Umgang mit dem Thema sei wichtig. "Wir können das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen, aber wir wollen dafür sorgen, dass sich derartige Verbrechen nicht wiederholen", erklärte die Grünen-Stadträtin.
Landrat Töpper kritisiert Angriffe auf Politiker
Landrat Florian Töpper nutzte den Anlass, um auf die Angriffe auf Politiker in letzter Zeit aufmerksam zu machen. Die demokratiefeindlichen Vorfälle aktuell, wären einem vor Jahren noch unvorstellbar erschienen, findet Töpper. "Es beginnt mit Worten und endet mit Taten", erklärte der Landrat und spielte dabei auf eine AfD-Rede von Alexander Gauland im Jahr 2017 im Bundestag an.
Auf die gegenwärtige politische Stimmung im Land ging in seiner Rede auch Adi Schön von der "Initiative gegen das Vergessen" ein. Den Rechtsruck der letzten Jahre in der Gesellschaft findet der Freien Wähler-Stadtrat erschreckend. "Unsagbares wird wieder sagbar", so Schön. Auch Schön griff die Vorfälle auf, in denen Politiker beim Plakatieren angegriffen wurden. Die Botschaft der Rechtsextremen sei klar: "Wir wollen diesen Staat nicht und wir wollen, dass ihr Angst habt." Dagegen gelte es sich jetzt mit allen demokratischen Mitteln zur Wehr zu setzen und den Rechtsextremismus in seine Schranken weißen, fordert Schön.