Als im Winter vergangenen Jahres der langjährige Sprecher der Initiative gegen das Vergessen, Klaus Hofmann, völlig überraschend starb, war die Trauer nicht nur bei seinen Mitstreitern, sondern bei vielen Menschen, die ihn kannten, groß. Eines war für die Initiative immer klar: Es soll auf jeden Fall weitergehen.
Sechs Personen engagieren sich ehrenamtlich in der Initiative gegen das Vergessen. Neue Sprecherin ist Johanna Bonengel, die seit Jahren schon den Geschichtswettbewerb für die Schulen organisiert, der in diesem Jahr am 20. November verliehen wird und dank der Unterstützung der Oskar-Soldmann-Stiftung mit insgesamt 2000 Euro dotiert ist.
„Wir wollen Opfern ein Gesicht geben. Es waren Menschen wie wir, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden, nur weil sie Juden waren“, erklärt Johanna Bonengel einen der für sie wichtigsten Beweggründe, warum sie sich in der Initiative engagiert. Dabei geht es nicht nur um das Erinnern an die Schicksale der in Schweinfurt bis in die 1930er Jahre lebenden jüdische Bevölkerung, sondern alle Vertriebene und Ermordete während der Nazi-Terrorherrschaft.
Ein „Herzensprojekt“ verfolgt Bonengel nun gemeinsam mit der Künstlerin Steff Bauer unter dem Stichwort „Erinnerungszeichen“. Dabei geht es darum, über die laufenden Projekte wie die Stolpersteine hinaus, in der Stadt an die Opfer des Nationalsozialismus in den entsprechenden Quartieren von früher zu erinnern. Starten will Bonengel am Albrecht-Dürer-Platz, nur wenige Meter entfernt am heutigen Parkplatz der Sparkasse war die Synagoge. „Sie lebten mitten unter uns“, ist die Grundidee, so Bonengel, aus der rund um die Platane auf dem Platz ein Gedenkort werden soll. Froh sind Bonengel und ihre Mitstreiter natürlich auch über die Entscheidung des Stadtrates, den Mitte der 1950er Jahre verstorbenen Industriellen Willy Sachs wegen seiner nationalsozialistischen Vergangenheit aus der Liste der Ehrenbürger zu streichen und das von ihm gestiftete Stadion in Sachs-Stadion umzubenennen. Dafür hatte sich die Initiative seit Jahren starkgemacht.
An weiteren Projekten mangelt es im Übrigen nicht, versichert Bonengel. Die Führungen zu Zwangsarbeitern in der Stadt, Schweinfurt während des Nationalsozialismus und Schweinfurt und die Arbeiterbewegung gehen genauso weiter wie das Schulprojekt.
Am 9. November bietet Julia Hawlitschek-Stürmer von der Initiative gegen das Vergessen eine Stadtführung zur Reichspogromnacht in Schweinfurt an (siehe Seite 20). Auch kleinere Forschungsprojekte gibt es nach wie vor, zum Beispiel zur Geschichte der Widerstandsbewegung „Gelbe Birke“. Darüber hinaus sucht man einen Raum, in dem das umfangreiche Archiv von Klaus Hofmann zum Schicksal der mehreren Tausend Zwangsarbeiter in der Schweinfurter Großindustrie während der zwölf Jahre Nazi-Herrschaft untergebracht werden kann.
Verstärkt werden soll laut Bonengel der Kontakt mit den Schulen in der Region. Man habe bereits alle weiterführenden Schulen angeschrieben „und gute Resonanz bekommen“, so Bonengel. Die Initiative habe zahlreiche Angebote, bei denen sie Schülerinnen und Schüler nach dem Motto „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten“ aufklärt über das, was unter dem Nazi-Terroregime passiert ist.