Es war schon immer viel los auf der Bühne, wenn die beiden Unterspiesheimer Kabarettistinnen Inge und Rita alias Angelika Scheidig und Bettina Hümmer-Dünninger als Weinköniginnen oder als Perfektionistinnen auftraten. In ihrem neuen Programm "Altweibersommer" allerdings beweisen sie noch mehr Einfallsreichtum und zeigen noch mehr "Action".
Da stehen zwei Vollblut-Komikerinnen auf der Bühne, die mit wenigen Requisiten in kürzester Zeit die Rollen wechseln. Die zwei "grand old Schachteln de luxe" rissen ihr Publikum in der voll besetzten Disharmonie mit. Spätestens bei den Gedächtnisspielen, die auch die Besucher vor dem geistigen Verfall schützen sollten, wurde es so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Je mehr sich die beiden Kabarettistinnen den Herausforderungen des Altweibersommers näherten, umso mehr beherzigten sie den Wahlspruch: "Lebe wild und gefährlich".
Anfangs schauten da noch zwei älter werdende Damen ins "Spieglein, Spieglein in der Hand", und der "Wahrheit ins Auge". Sie wissen, sie sind "nicht mehr knackig, aber dafür knackt’s überall". Dann aber fällt die Entscheidung, schnell ein paar Jugendsünden nachzuholen.
Die beiden Kabarettistinnen erweisen sich diesmal auch als umwerfende Rezitatorinnen. So gelang es ihnen dem Publikum sogar den "Jungbrunn", ein Gedicht von Hans Sachs, "nicht der Playboy", aus dem 16. Jahrhundert nahezubringen. Jeder Textbeitrag wird von den beiden mit einem Mienenspiel gewürzt das seines gleichen sucht. Sie können ihre Gesichter in Falten ziehen, die sie noch gar nicht haben. In schnellen Szenenwechseln wird alles, was man auch nur entfernt mit dem Altern in Verbindung bringen kann, abgearbeitet.
Da mutieren die "grauen Panther" zu grauen Ratten, die lautstark singen: "Wir sind die vielen, die weißen und senilen". Oder die beiden kommentieren am Rande des Fußballplatzes ein ganz besonderes Spiele: "Rente und Alter werden eingewechselt, auf der Bank sitzen noch Gebrechlichkeit und Demenz".
Alles ist eben eine Frage des Standpunktes stellen die Kabarettistinnen fest, ob das Leben "kein Ponyhof" oder "ein Spiel" ist, entscheidet jeder selbst. Natürlich schlüpfen Inge und Rita auch in Laborkittel auf der Suche nach einem Mittel für ewige Jugend. Und sie warnen vor denen mit ebensolchen Kitteln, die die Alten als "nachwachsendes, ertragreiches Marktpotential" nutzen. Viele Lebensweis- und Lebenswahrheiten werden komödiantisch verpackt, sorgen erst für Lachanfälle, im Nachklang aber auch für durchaus Nachdenkenswertes.
Spätestens als die beiden zu Außerirdischen mutieren und sich einer von diesen mit "Mensch" infiziert, weil er sich nicht dagegen hat impfen lassen, wird es philosophisch. Und trotz aller Lachtränen, die an diesem Abend flossen, bleibt die Frage. "Ist sterblich sein nicht auch ein wunderbares Geschenk?" Wie könnte man eine solche Frage besser stellen als verpackt in ein bewegtes und bewegendes Kabarett vom Feinsten.