Der Vortrag von Oda Becker über „Probleme und Gefahren der Atommüll-Lagerung“ hat Befürworter und Gegner der Atomkraft animiert, sich in der Rubrik Leserforum zum Thema zu äußern. Die Diplom-Physikerin hatte auf Einladung des Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft (SWAB) Erkenntnisse ihrer im Auftrag des BUND erstellten Studie vorgestellt.
SWAB-Sprecherin Babs Günther nimmt dazu nun ebenfalls Stellung. In Beckers Vortrag sei es nicht um die Verbreitung von „Angst und Schrecken“ gegangen, wie Rainer Reelfs in seiner Leserzuschrift geäußert hatte, sondern um die Vermittlung von Information. Auch der Behauptung, der BUND als Auftraggeber der Studie verschwende finanzielle Mittel, widerspricht Günther. Zu den grundlegenden Zielen des BUND gehöre der Einsatz für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen – die Erzeugung und Nutzung von Atomenergie mit ihren weitreichenden, generationsübergreifenden Problemen und Risiken widerspreche letztlich diesem Ziel. Der BUND unterstütze den Umbau der Energiewirtschaft hin zu regenerativen Energien und setze sich kritisch mit dem aktuellen Stand der Atompolitik auseinander.
Günther weist zudem darauf hin, dass das Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft bundesweit in der Anti-Atom-Arbeit vernetzt sei. Die Forderung der Physikerin Oda Becker nach einem transparenten Verfahren für die Entwicklung eines neuen Zwischenlagerkonzeptes mit umfassender Bürgerbeteiligung finde auch Niederschlag in der Arbeit des Nationalen Begleitgremiums. Dieses Gremium, das eine Art „Wächter-Funktion“ bei der Umsetzung des Standortauswahlgesetzes innehabe, sehe ebenfalls einen Zusammenhang zwischen der Zwischenlagerung von hochradioaktivem Müll und der erfolgreichen Standortauswahl für ein geologisches Tiefenlager, heißt es in der SWAB-Stellungnahme.
Das Nationale Begleitgremium habe dazu auch zwei gutachterliche Stellungnahmen in Auftrag gegeben – „zu wichtigen sicherheitstechnischen Aspekten der Zwischenlagerung hoch radioaktiver Abfälle“ ( Öko-Institut: Alt, Kallenbach-Herbert, Neles) und zur „Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an einem Diskurs über die Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle“ (Hagedorn, Gaßner).
„Auf nationaler Ebene wird immer deutlicher, wie brisant die Situation der Zwischenlagerung von hochradioaktivem Atommüll im Hinblick auf Defizite bei der Sicherheit und der Sicherung ist – auch weil sich aus realistischer Sicht die Errichtung einer geeigneten Endlagerstätte verzögern wird“, heißt es weiter in der Stellungnahme von SWAB. Das betreffe auch das Zwischenlager am AKW-Standort Grafenrheinfeld. Babs Günther: „Man könnte das Thema ausblenden, sich durch verharmlosende Äußerungen beruhigen lassen – wir halten es für zielführender, dass sich die betroffene Bevölkerung und die kommunalpolitisch Verantwortlichen mit den Informationen auseinandersetzen.“