Mit der Ausstellung Hubert Berkes startet die Kunsthalle Schweinfurt in den Spätsommer der abstrakten Kunst: Es folgen im September dann noch die große Sonderschau „Positionen des deutschen Informel – von Ackermann bis Zangs“ sowie eine Solopräsentation in der Sparkassengalerie zu Albert Fürst, der wie Berke eher eine unbekanntere Entdeckung ist. Das Ausstellungstrio – Werke von Hubert Berke sind als erstes ab Donnerstag, 22. Juli, in der Galerie im Quadrat zu sehen – ist aus einem deutschlandweiten Netzwerk erwachsen, in Kooperation etwa mit namhaften Galerien oder dem Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn, das sich unter anderem der Erforschung der frühen Nachkriegsabstraktion widmet.
Diese fußt nicht zuletzt auf einer bewussten Abkehr von der figürlich geprägten, konservativen Kunstdoktrin der NS-Diktatur. Und in diesem Kontext ist auch Hubert Berke zu verstehen. Er war etwa prägendes Mitglied der „Alfterer Donnerstaggesellschaft“, die, bestehend aus bildenden Künstlern, Literaten und Musikern, eine Wiederbelebung der Moderne in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg anstrebte.
Hubert Berke wurde 1908 geboren und kam auf die Missionsschule Bensheim im Odenwald, wo er auf ein Leben als Missionar in China vorbereitet wurde. Dieses frühe Kennenlernen der asiatischen Philosophie, Kunst und Kultur sollte sein späteres Werk stark beeinflussen. Nach einem begonnenen Studium der Philosophie, katholischen Theologie, alter Sprachen und Kunstgeschichte entschied er sich für die Malerei. Als einer der letzten Schüler des berühmten Paul Klee kam Berke so an die Kunstakademie in Düsseldorf.
Angewandte Kunst
Neben der Malerei widmete sich Berke vielen Bereichen der angewandten Kunst. Er bemalte Scheiben oder gestaltete Bleiglasfenster für sakrale Räume, wie die Stiftskirche in Bonn, entwarf Mosaike für profane Bauten oder erarbeitete Bühnenbilder für die Kölner Oper. Spielerische kleine Plastiken aus Fundstücken oder Nägeln, noch vor dem bekannteren „Nagelkünstler“ Günther Uecker, ergänzen Berkes malerisches OEuvre auch in der Schweinfurter Ausstellung.
Sowohl die Retrospektive für Berke, als auch die Überblicksschau „Positionen des deutschen Informel“ und die Sonderpräsentation für Albert Fürst in der Sparkassengalerie fügen sich treffend ins Programm der Kunsthalle, denn das Informel der Nachkriegszeit ist ein Kernbestand der städtischen Sammlung. Dieser über die Jahre vertiefte Schwerpunkt geht auf ganz lokale Beziehungen zurück: Der große informelle Künstler Georg Meistermann schuf etwa die Glasfenster für St. Kilian in Schweinfurt. Das Wandgemälde im Stadttheater stammt von seinem Kollegen Karl Fred Dahmen.
Ab dem 22. Juli und über den Spätsommer hinaus sind dann exklusive Einblicke in einen Kunstkomplex möglich, der seit der Nachkriegszeit mit Schweinfurt eng verwachsen ist.
Die Ausstellung läuft von 22. Juli bis 17. Oktober in der Galerie im Quadrat. Öffnungszeiten: tägl. 10-17 Uhr, Do. 10-21 Uhr, Mo. geschlossen, jeder erster Do. im Monat freier Eintritt.