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Zeuzleben
In Zeuzleben wird eine seltene Sportart gepflegt: Eisstockschießen ohne Kälte und Frost
In Zeuzleben haben die einzigen Eisstockschützen im Landkreis ihre Heimat. Alle anderen Vereine haben aufgehört. Was der Nachwuchsmangel mit Langschläfern zu tun hat.
Mit Schwung lässt Siggi Vollmuth (Zweiter von rechts) in Zeuzleben den Eisstock auf die gepflasterte Bahn gleiten. Dem Schuss sehen (von links) Jens Barthelmes, seine Mutter Gabi und Vollmuths Enkel Veit zu.
Foto: Silvia Eidel | Mit Schwung lässt Siggi Vollmuth (Zweiter von rechts) in Zeuzleben den Eisstock auf die gepflasterte Bahn gleiten. Dem Schuss sehen (von links) Jens Barthelmes, seine Mutter Gabi und Vollmuths Enkel Veit zu.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 15.03.2025 02:35 Uhr

Eisstockschießen ohne Eis? Ohne Winter, Kälte und Frost? Was früher ein reiner Wintersport war, wird schon seit längerem ganzjährig gespielt: auf Asphalt oder speziellen Matten. Allerdings gibt es in der Region kaum noch Möglichkeiten, geschweige denn Vereine, in denen diese Sportart gepflegt wird. Eine Ausnahme bilden der TSC Zeuzleben und seine Eisstockschützen, eine bunte Truppe.

76 Jahre alt ist Siggi Vollmuth, sein Enkel Veit 14. Sie trainieren an diesem sonnigen Nachmittag gemeinsam mit Jens Barthelmes, dem 29-jährigen Abteilungsleiter, und mit dessen Mutter Gabi auf der gepflasterten Bahn neben dem Sportplatz. Junge und Alte, Frauen und Männer finden sich zusammen. "Es ist der Sport, der Wille, ein Ziel zu erreichen, aber auch das gesellige Zusammensein", was bei dieser Freizeitbeschäftigung reizt, verdeutlicht Siggi Vollmuth.

Eisstockschießen hat was von Boule, von Bowling oder Billard: Jeder kann es irgendwie, was mit Glück zu tun haben mag. Aber natürlich auch mit Übung. Schließlich muss der drei bis vier Kilogramm schwere, runde Eisstock am Stiel in die Hand genommen und schwungvoll auf die (Eis-)Fläche gesetzt werden. Auf dieser soll er dann möglichst nahe zur Zielscheibe, der Daube, in 24 Meter Entfernung gleiten.

Kunststoffplatten können die Geschwindigkeit des Eisstocks beeinflussen

Auf Eis ist die Auflagefläche des Eisstocks aus Gummi, auf Asphalt aus Hartplastik. Durch verschiedenfarbige Kunststoffplatten kann die Geschwindigkeit des Eisstocks beeinflusst werden, erklärt Jens Barthelmes. Ganz anders beim Curling: Da wird ein 20 Kilogramm schwerer Granitstein durch eifriges Wischen mit einem speziellen Besen in seiner Bahn gelenkt.

Den exakten Abstand zwischen der Daube, der Zielscheibe, und den Eisstöcken messen hier (links) Siggi Vollmuth und sein Enkel Veit (rechts). Beobachtet wird das von Abteilungsleiter Jens Barthelmes und seiner Mutter Gabi.
Foto: Silvia Eidel | Den exakten Abstand zwischen der Daube, der Zielscheibe, und den Eisstöcken messen hier (links) Siggi Vollmuth und sein Enkel Veit (rechts).

Eine gute Hand-Auge-Koordination und natürlich die richtige Taktik im Vier-Personen-Team sind beim Eisstockschießen gefragt, wenn es etwa darum geht, die Stöcke des Gegners wegzuschießen, erklärt Siggi Vollmuth. Der Senior und frühere Abteilungsleiter hatte vor etwa 35 Jahren die Idee des Eisstockschießens aus einer Schweinfurter Behördenmeisterschaft in seinen Wohnort getragen. 1993 wurde beim Zeuzlebener TSC dann eine eigene Abteilung gegründet, 1999 eine eigene Bahn mit fünf Feldern auf Asphalt gebaut.

Jede Menge Eisstöcke, Griffe und unterschiedliche Kunststoffscheiben warten im Schrank auf ihren Einsatz.
Foto: Silvia Eidel | Jede Menge Eisstöcke, Griffe und unterschiedliche Kunststoffscheiben warten im Schrank auf ihren Einsatz.

Training in einer Eissporthalle ist zu aufwendig

"Früher haben wir im Winter in Bad Kissingen in der Eishalle trainiert", erinnert er sich. Damals gab es beim dortigen Skiclub noch eine Eisstock-Abteilung. Aber seit fünf Jahren ist die Halle geschlossen. Ein Training im Schweinfurter Icedome ist ebenfalls nicht möglich. Denn auch beim ERV gibt es keine Eisstockschützen, daher auch keine aufwändige Linieneinzeichnung auf der Eisfläche. Die noch dazu aufgeraut werden müsste, "wegen des sicheren Standes", wie Jens Barthelmes ergänzt.

Für einen einzigen Verein diesen Aufwand zu betreiben, sei nicht möglich – und zu teuer. Denn auch in anderen Sportvereinen im Landkreis wie in Sennfeld oder Grafenrheinfeld gibt es keine Eisstock-Abteilungen mehr. Einzig in Binsfeld im benachbarten Landkreis Main-Spessart wird der Sport noch gepflegt. Ein Wintertraining findet daher in Zeuzleben gar nicht mehr statt. "Wir sind aber trotzdem gut", lächelt Siggi Vollmuth.

Die Kunst beim Eisstockschießen ist es, der Zielscheibe, der Daube, so nahe wie möglich zu kommen und dazu auch gegnerische Stöcke wegzuschießen.
Foto: Silvia Eidel | Die Kunst beim Eisstockschießen ist es, der Zielscheibe, der Daube, so nahe wie möglich zu kommen und dazu auch gegnerische Stöcke wegzuschießen.

Zu den Turnieren fahren die Zeuzlebener nach Thüringen, nach Erfurt, Meiningen, Ilmenau. Was allerdings sehr frühes Aufstehen bedeutet, zumal die Wettkämpfe schon um 7 Uhr beginnen, damit ab Mittag die Eisbahn für andere Zwecke – Eislaufen, Eishockey – frei ist. "Die jungen Leute wollen aber am Wochenende nicht so früh aufstehen", weiß der 76-Jährige. Was die Nachwuchssuche erschwert.

Derzeit haben 22 Eisstockschützen in Zeuzleben noch einen Spielerpass, nur noch zwölf Männer und Frauen beteiligen sich aktiv. Aber "es macht Spaß und es schweißt zusammen", unterstreicht Gabi Barthelmes. "Und man wird hier toll aufgenommen", meint der 14-jährige Veit. Er beweist bei diesem Training, dass er schon ein richtiger guter Schütze ist. Jetzt müssten nur noch andere junge Leute ebenfalls Lust aufs Eisstockschießen bekommen.

 
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