Ein Schrank, ein Bett, ein Kruzifix, ein Speikasten: Genau definiert war vor 500 Jahren, was alles zur Einrichtung einer Wohnstatt im heutigen Alten- und Pflegeheim St. Martin Geldersheim gehören sollte. Heute wird diese Einrichtung modernsten Anforderungen gerecht, und dies, weil vor genau 500 Jahren ein Sohn Geldersheims die Weichen dafür gestellt hat: Valentin Engelhard schuf mit der Errichtung seiner „Dr. Valentin Engelhard'schen Pfründnerstiftung“ geradezu einen „Leuchtturm der Zuwendung zum Menschen“.
Kreisheimatpfleger Guido Spahn wählte in seinem anspruchsvollen, ausführlichen und detailgenau formulierten Festvortrag anlässlich des Jubiläums diese Formulierung, um die Leistung eines außergewöhnlich weitblickenden Mannes zu würdigen.
1460 als Sohn eines Geldersheimer Ziegelbrenners in schlichte Verhältnissen geboren, arbeitete sich Valentin Engelhard bis zum Kölner Domherrn und Rektor der dortigen Universität empor. Seine Einnahmen setzte er zunächst für seine Studenten ein, motivierte zahlreiche weitere Spender und Stifter, und sorgte umsichtig für die Vermehrung des ihm aus Vermächtnissen und Zuwendungen anvertrauten Vermögens.
Er erkannte wohl die soziale Notsituation der Bevölkerung seiner Zeit: Ständegesellschaft, Landflucht, Krankheit und mangelnde Versorgung, gesellschaftliche Ausgrenzung und Ächtung von Armut waren spürbar und stets präsent. Zur Verbesserung der Fürsorge und zum Wohle der Allgemeinheit setzte Engelhard sein Vermögen ein, sorgte für Absicherung und Dauerhaftigkeit seiner Einrichtungen und machte seinem Heimatort Geldersheim mit der Pfründnerstiftung ein Geschenk, das sich sonst in Form von Spitalstiftungen nur in größeren Städten findet.
Guido Spahn streifte in seinem Vortrag die gesellschafts- und religionsgeschichtlichen Hintergründe der Entstehungszeit, schilderte die bauliche Entwicklung des Heims und erläuterte die verwaltungsstrukturellen Veränderungen durch die Jahrhunderte. Stolz könne die Gemeinde heute auf die Einrichtung sein, auch auf eine kompetente ökonomische und verantwortliche Führung im Sinne des Stifters. Spahn rief dazu auf, diese Geschichte fortzusetzen.
Auch die weiteren Redner des Festaktes, Pfarrer Markus Grzibek, Landrat Florian Töpper und Bürgermeister Oliver Brust, würdigten Stiftung und Heim als herausragendes Zeugnis christlicher Nächstenliebe. Bei der Umsetzung des Stiftungsgedankens in die Praxis werde hier ein unschätzbarer Dienst für die Gesellschaft, für Geldersheim und die Umgebung geleistet. Großer Dank ging nicht nur an die engagierte Heimleiterin Barbara Schömburg, sondern auch an alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter.
Besonders hoben die Redner den Aspekt der Integration hervor, liegt St. Martin doch inmitten des Ortes, wodurch den Bewohnern die aktive Teilnahme am Dorfleben ermöglicht wird. „In unnerm Spitol in Würde alt werden“ – das haben sich die Menschen angesichts ihrer Lebensleistungen verdient, so Bürgermeister Brust und Landrat Töpper, die nicht nur Glückwünsche, sondern auch Schecks an die Heimleitung übergaben. Die musikalische Umrahmung des Festakts mit Musik der Renaissance hatte der Freiburger Lautenist Christian Zimmermann übernommen.