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Heidenfeld
In Heidenfeld wird im Sitzen getanzt
Hoch auf die Leiter geht es für die Erlöserschwestern beim Tanzen im Sitzen und der Choreografie von Tanzleiterin Marianne Mann (Dritte von links)
Foto: Daniela Schneider | Hoch auf die Leiter geht es für die Erlöserschwestern beim Tanzen im Sitzen und der Choreografie von Tanzleiterin Marianne Mann (Dritte von links)
Daniela Schneider
 |  aktualisiert: 19.06.2024 02:53 Uhr

Tanzleiterin Marianne Mann hat ihrem Angebot "Tanzen im Sitzen" im Pflegeheim Kloster Maria Hilf ein schönes Motto vorangestellt: Es gibt nämlich "kein falsch, sondern nur ein anders", wenn sich die Erlöserschwestern zu ihren Choreografien auf ihren Stühlen bewegen.

Seit über zehn Jahren tanzt Marianne Mann schon auf diese etwas besondere Weise mit den betagten Schwestern; früher im Kloster, seit das seine Pforten geschlossen hat, im angeschlossenen Pflegeheim.

Das Tanzen im Sitzen, erläutert die ausgebildete Tanzleiterin, ist eine spezielle Disziplin im Bundesverband des Seniorentanzes, bei der die Tanzenden auf dem Stuhl genauso ins Schwitzen kommen, wie beim herkömmlichen Tanzen, das kann unsere Reporterin aus eigener Erfahrung bestätigen.

In erster Linie aber richtet sich das Tanzen im Sitzen an Menschen, die aufgrund ihres Alters oder einer gesundheitlichen Beeinträchtigung Probleme haben, längere Zeit im Stehen zu agieren. Nichtsdestotrotz fordert es die Tanzenden. Die Choreografie folgt einem festen Schema, das auf vielfältige Art die Beweglichkeit und auf besondere Weise Konzentration, Koordination, Reaktion und Gedächtnis trainiert. Und dazu ist es nicht nur für den Körper gut, sondern auch noch für die Seele

Zwölf Schwestern machen mit

Insgesamt nutzen zwölf Schwestern – alle über 80 Jahre – das bewegliche Angebot; zum Pressetermin sind es acht, die gemeinsam mit Marianne Mann – wie jeden Mittwoch – gute 45 Minuten lang das Tanzbein schwingen und das nicht nur im sprichwörtlichen Sinn.

Der Auftakt ist noch gemütlich, das Tanzen folgt einem festen Ritual mit Ankommenslied und Abschiedslied. Zum Auftakt heißt es: "Wie geht’s, wie steht's" und alle singen mit. Das ist – sagt die Tanzleiterin – unbedingt erwünscht, denn schon das gemeinsame Singen macht Freunde und weckt Erinnerungen und das Gefühl: "Niemand ist alleine". Und erste Übungen zum Warmwerden gibt es mit Klatschen und Fingerübungen natürlich auch gleich - zur Sensibilisierung der Motorik erklärt Mann.

Im Laufe der Tanzstunde werden alle Körperteile bewegt, die Choreografien beinhalten viele abwechslungsreiche Elemente, auch kommen immer wieder neue Figuren dazu. Beim Jakobslied geht es die Leiter nach oben, da ist Konzentration gefordert. Dann folgt der Lieblingstanz von Schwester Justina, die Tarantella Napoletana, bei der sich alle fröhlichen Fußes vom Stuhl aus auf musikalische Weltreise begeben.

Anspruchsvolle Choreografien

Je nach Jahreszeit, erklärt Marianne Mann weiter, gibt es verschiedene Tänze. Zum Fasching gab es eine wild kostümierte Rock n’ Roll-Tanzstunde mit einem tollen Elvis-Auftritt von Einrichtungsleiter Michael Fritsche und nun zur aktuellen Tanzstunde steht der Frühjahrsputz mit einem nagelneuen Tanz auf dem Programm und alle haben, wie die Tanzleiterin augenzwinkernd scherzt, natürlich weit mehr Lust zum Tanzen als zum Putzen. Die Choreografie ist ganz schön anspruchsvoll, stellt eine Schwester fest; beim Bettenausschütteln sind aber alle wieder voll dabei und bewegen kräftig ihre Arme. Auch bei den neuen Bewegungsabläufen gibt es nie ein "falsch", das ist "schön", stellt Schwester Birgit, die Älteste im Tanzverbund, zufrieden fest.

Weiter geht es mit einem Stabtanz mit Rhythmuselementen, einem Charleston und dem gute Laune-Lieblingstanz von Schwester Bonita, den alle kurzerhand in "Selbstlobetanz" umbenannt haben – für den Fall, dass das Lob im Alltag doch mal zu kurz kommt. Zum Abschluss gibt es dann noch den Kreisrunden Kreiseltanz, den Schwester Treuhilde am liebsten tanzt - sie ist von allen Tänzerinnen am längsten dabei.

Und dann sind die 45 Minuten auch schon wieder zu Ende. Mit dem irischen Segensgruß verabschieden sich die Tänzerinnen voneinander – beweglich, gutgelaunt und mit schönster Lebensfreude, wie sie zum Abschluss berichten, denn auch für ein paar gute Gespräche ist natürlich immer noch etwas Zeit.

 
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