Im Wettbewerb zählt, was ein Standort hat, das andere nicht haben. Die Hochschulstadt Schweinfurt hat einen internationalen Campus und ab Oktober 2020 auch einen in Deutschland an keiner Univerität oder anderen Hochschule zu findenden Studiengang Robotik. Die im Jahr 2014 gestartete internationale Ausrichtung hat den befürchteten Rückgang der Studentenanzahl in der als "strukturschwach" eingestuften Region Main-Rhön nicht nur gestoppt, sondern einen kräftigen Zulauf beschert, wovon die Wirtschaft, die Stadt und die ganze Region profitieren.
Studenten aus 103 Ländern
Von den aktuell rund 3000 Studenten an der Abteilung Schweinfurt der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) kommen 1672 Studenten aus 103 Ländern. An der Spitze stehen Indien (202), Türkei (187), Nigeria (158), Syrien (127), Ukraine (82) und Russland (76). Weite Wege hatten auch die Studierenden aus USA (16), Mexiko (20), China (20), Vietnam (21), Brasilien (23) oder etwa aus Ägypten (36).
Der Großteil (1186) der ausländischen Studenten ist in den internationalen Studiengängen (Wirtschaftsingenierwesen, Logistik und Mechatronik) eingeschrieben. Dabei handelt es sich um Zwillingsstudiengänge, in denen Englisch oder Deutsch gesprochen wird. Heuer hat die Anzahl in den englischsprachigen Studiengängen die 1000-Marke erstmals überschritten. In diesen Hörsälen sitzen zwar auch einige deutschsprachige, ganz überwiegend aber ausländische Studenten. Und: Jeder vierte Student in den deutschprachigen Kursen aller sechs Studiengänge in Schweinfurt (Wirtschaftsingenieurwesen, Mechatronik, Technische Mathematik, Elektro- und Informationstechnik, Logistik, Maschinenbau) kommt ebenfalls aus dem Ausland. Für diese sind zusätzliche Deutschkurse im Angebot, wie es auch Englischkurse für die deutschen Studenten gibt.
Wachsen auf 5000 oder 6000 Studierende
Professor Dr. Robert Grebner, Präsident der FHWS, sprach beim Besuch der Redaktion in der Ignaz-Schön-Straße von "einer sehr guten Entwicklung", auch da für das im Oktober begonnene erste Semester im Bereich i-Campus über 500 Studenten (aus 3000 Bewerbungen) eingeschrieben sind. Als Ausbauziel für Schweinfurt nennt Grebner 5000 Studenten, davon 2000 Internationale (mit der Option auf 3000). Die Nachfrage stimmt den Präsidenten optimistisch. "Die Sache funktioniert", sagt Grebner.
Nachhelfen soll noch eine demnächst zu startende Marketing-Kampagne. Diese wird nicht nur um Studenten aus dem In- und Ausland werben, sondern soll auch den Frauen unter den Ingenieuren die Rolle des Professors an der FHWS schmackhaft machen, "weil bei uns Tolles stattfindet".
Studiengang Robotik startet
Während die ersten Studenten ihren Abschluss in dem auch noch neuen Studiengang Mechatronik absolvieren, laufen die Vorbereitungen für den neuen Studiengang Robotik, für den bereits 19 Professorenstellen genehmigt, sieben besetzt und noch fünf Bewerber gesucht sind. Hervorbringen soll die Ausbildung "Ingenieure, die in der Lage sind, beliebige Roboter in beliebige Anwendungen zu bringen", erklärt Robert Grebner.
Es geht also nicht darum, mobilie Maschinen zu bauen, sondern diese als Software-Ingenieur für den Einsatz in Industrie und Handwerk, aber auch in der Gesundheitspflege und in dem riesigen Servicebereich fit zu machen.
33 Millionen für das Lehrzentrum
Da der FHWS im Rahmen des Hochschul-Ausbau-Programms der Bayerischen Staatsregierung 33 Millionen Euro für ein Lehrzentrum zugesichert sind, wird der Studiengang mit 350 Studenten in dem von der Stadt angemieteten Gebäude am Grünen Markt im Herbst beginnen. Das Ausbauziel bei dem Robotik-Studiengang liegt bei 1100 Studenten. Die Pläne für einen ersten Neubau an der Franz-Schubert-Straße in direkter Nachbarschaft zu dem Neubau für das Wirtschaftsingenieurwesen an der Niederwerrner Straße (ebenfalls ehemaligs Ledward-Kaserne) gibt es schon. In fünf Jahren soll das erste von den drei Häusern für den Technologietransfer bezogen werden.
Mit einer Hauptnutzfläche von 4100 Qaudratmetern ist der erste Bauabschnitt schon größer als die aktuelle Baustelle für die Wirtschaftsingenieure, auch weil ein Fertigungsbereich mit 1000 Quadratmetern (i-factory) entsteht. Bauen will die FHWS alsbald auch an der Niederwerrner Straße zwischen dem neuen Gebäude für die Wirtschaftsingenieure und dem alten Kasernengebäude. Entstehen sollen dort die Räumlichkeiten für die Bibliothek und die Mensa sowie für Versammlungen. Der nördlich davon zu findende Altbau (Haus 237) ist ab 2020 für die zentralen Einrichtungen der FHWS vorgesehen.