Überall an den Autobahnen wachsen derzeit Photovoltaikanlagen heran. Die Privilegierung solcher Vorhaben in einem 200-Meter-Streifen entlang dieser Schnellstraßen lockt auch etliche Investoren an die A7 in den Gemeindebereich Wasserlosen. Dessen Gemeinderat musste sich nun mit zwei weiteren geplanten Freilandanlagen einverstanden erklären, sehr zum Unmut der Räte.
Bereits in der vorhergehenden Gemeinderatssitzung hatte das Gremium eine 33 Hektar große Solaranlage an der A7 auf den Gemarkungen von Greßthal und Wülfershausen zur Kenntnis genommen und selbst eine kleine gemeindeeigene Fläche in das Projekt des Investors Trianel eingebracht.
In der jüngsten Sitzung, die von acht Zuschauern verfolgt wurde, ging es nun zunächst um das Vorhaben der Südwerk Energie GmbH aus Burgkunstadt. Dieser Investor hat sich nach Angaben seines Mitarbeiters Florens Fischer bereits 32,36 Hektar in den Gemarkungen Greßthal, Rütschenhausen, Schwemmelsbach und Brebersdorf links und rechts der Autobahn gesichert. 15 bis 16 Eigentümer haben aktuell ihre Flächen zur Verfügung gestellt, sagte Bürgermeister Anton Gößmann.
Die Einspeisung des Solarstroms soll über ein noch zu bauendes Südwerk-eigenes Umspannwerk nördlich von Poppenhausen erfolgen. Unterirdisch müssten Kabel dorthin gelegt werden, vermutlich in zwei oder drei gebündelten Strängen. Angesichts der großen Entfernung machte sich ein hörbares Grummeln unter den Gemeinderäten breit.
PV-Anlage wird eingezäunt
Ob auch andere Solar-Projekte das Umspannwerk mitnutzen könnten, fragte Tim Weis nach. Eine Verpflichtung, dieses zur Verfügung zu stellen, bestehe nicht, sagte Jungkunz. Allerdings binde Südwerk bei Poppenhausen ein Projekt von Dittelbrunn mit ein und kooperiere mit den Stadtwerken.
Aktuell lag dem Gemeinderat der Bauantrag für nur eine Fläche auf Greßthaler Gebiet vor. Die Anlage wird eingezäunt, die Zaununterkante soll 15 Zentimeter über dem Gelände liegen, sodass kleine Tiere hindurch könnten.
Nach Mindestabständen zum Dorf fragte Christian Hofmann angesichts möglicher Lärmbelästigung. Die Grenzwerte für die Immission am Ort seien der Maßstab und würden geprüft, entgegnete Südwerk-Mitarbeiter Thomas Jungkunz.
Weil die Fläche im Abstand von weniger als 200 Meter zur Autobahn privilegiert ist, zeigte sich der Gemeinderat einstimmig mit dem Vorhaben einverstanden.
Grundsätzliche Bedenken gegen solche PV-Anlagen wurden beim nächsten Bauvorhaben bei Brebersdorf deutlich. Für 3,8 Hektar auf vier Flächen an der A7 hat ein Münchner Investor namens "Privates Institut" bereits Nutzungsverträge mit den Eigentümern geschlossen, trug Bürgermeister Gößmann vor. Der Investor wollte nun einen Vorbescheid haben.
Kritik: Hoher Flächenverbrauch und geringe Stromausbeute
Gemeinderat Mario Reusch war der erste, der grundsätzliche Vorbehalte dagegen äußerte. Der hohe Flächenverbrauch störte ihn, ebenso die geringe Stromausbeute in den Wintermonaten und der Stromüberschuss im Sommer.
Solche Vorhaben seien auf Beschluss der Bundesregierung nun mal privilegiert, erwiderte Gößmann, weil "in der Theorie" mehr Strom erzeugt werde. Aber der Bürger gehe vor Ort auf Bürgermeister und Gemeinderat zu, wusste Gottfried Bindrim. "Wir müssen damit leben, aber schön ist was anderes", meinte er. Er plädiere eher für eine Verpflichtung, auf jedem neuen Haus eine PV-Anlage aufs Dach zu bauen.
Angesichts der Vorstellung, dass in zehn Jahren die ganze Strecke links und rechts der Autobahn "zugepflastert" werde und Leitungen zu einem Umspannwerk in zehn bis 15 Kilometer Entfernung gelegt würden, müsse man als Gemeinde doch irgendwann sagen können: "Wir sind nicht dafür", warf Bindrim ein, trotz der Privilegierung. Der Bauherr habe aber Anspruch auf das gemeindliche Einverständnis, wusste Gößmann. Wenn man dieses verweigere, sei das rechtswidrig und das Landratsamt ersetze das Einvernehmen.
Im Blick auf die "Riesenstrecke" an der A7 sprach auch Martin Heil von einer Belastung für die Gemeinde. Hinzu kämen die geplanten Stromtrassen. "Wir müssen dem Bürger signalisieren, dass wir gern Stopp sagen würden, aber nicht können", wünschte er.
Ob man mit einer gemeindlichen Planung wie in Stadtlauringen etwas erreichen könne, fragte Josef Schneider nach. Das wäre hier eine Verhinderungsplanung, wandte Gößmann ein. Da müsste schon ein konkretes Projekt an der Autobahn bestehen, etwa ein Gewerbegebiet – "das wir aber nicht bauen dürfen", sagte er.
"Geld regiert die Welt", meinte Günter Veth lakonisch. Die Pacht für die Solaranlagen sei für die Landwirte "äußerst lukrativ". Aber er appellierte an sie, an die Nachkommen zu denken, die eine "zugepflasterte" Landschaft erhielten. "Wir haben nur eine Heimat, in der wir gerne wohnen", verdeutlichte er, "aber das interessiert ja nicht." Hinzu komme, dass der Strom nicht vor Ort verbraucht werde.
Trotz aller Einwände gab der Gemeinderat einstimmig seine Zustimmung auch zu diesen privilegierten Solaranlagen.