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REGION GEROLZHOFEN
Immer mehr fahren auf den rosa Zettel ab
Eindeutiger Trend: Für immer mehr Fahranfänger auch im Raum Gerolzhofen führt der Weg zum „endgültigen“ Führerschein über den Führerschein mit 17 und das so genannte Begleitete Fahren.
Foto: dpa | Eindeutiger Trend: Für immer mehr Fahranfänger auch im Raum Gerolzhofen führt der Weg zum „endgültigen“ Führerschein über den Führerschein mit 17 und das so genannte Begleitete Fahren.
Von unserer Mitarbeiterin Eva Geiling
 |  aktualisiert: 13.09.2011 15:49 Uhr

Dieses Bild ist auf Deutschlands Straßen kein seltenes mehr: Junge Fahrerinnen und Fahrer am Steuer und Mama oder Papa sitzen auf dem Beifahrersitz. Die 17-Jährigen erobern die Straßen. Was erst als Modellprojekt 2005 startete, wurde zur Erfolgsgeschichte in ganz Deutschland: Das Begleitete Fahren mit 17. Auch die Anmeldezahlen an den Fahrschulen in Gerolzhofen belegen den Trend.

Wie die Fahrschule Pfister auf Anfrage mitteilt, nutzen um die 80 Prozent der Jugendlichen, die mit 18 Jahren ihren Kartenführerschein beantragen, die Möglichkeit des BF17, so die offizielle Bezeichnung. Bei der Fahrschule Roth sind es grob geschätzt sogar 95 Prozent. Das gleiche Bild ist bei der Fahrschule Lang erkennbar.

Bei der Fahrschule Weißenberger geht der Trend ebenfalls eindeutig zum Begleiteten Fahren. 2011 haben hier 66 Prozent der Fahranfänger den BF17 genutzt. Ihr ständiger Begleiter: der rosa Zettel, offiziell als befristete Prüfbescheinigung bekannt.

Weniger Unfälle beim BF17

Der Erwerb des Führerscheins mit 17 zeigt auch im Straßenverkehr eine erfreuliche Wirkung, wie Thomas Weißenberger erklärt: Laut einer Studie der Universität Erlangen sind diese jungen Fahrerinnen und Fahrer ein Jahr später, wenn sie 18 Jahre alt sind, um 23 Prozent weniger an Unfällen beteiligt und begehen 22 Prozent weniger Verkehrsverstöße als Jugendliche, die ihren Führerschein erst mit 18 erworben haben. Zudem gab es bei den Fahranfängern mit 17 nur halb so viele Fahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss.

Ziel des Begleiteten Fahrens war und ist es, die Verkehrssicherheit junger Fahranfänger zu erhöhen. Thomas Weißenberger schätzt, dass ein Fahranfänger durchschnittlich 50 000 Kilometer während des Begleiteten Fahrens zurücklegt, 500 bis 800 davon schon während der Fahrausbildung.

Der Begleitperson kommt beim Führerschein mit 17 zweifelsohne eine wichtige Rolle zu. Sie soll dem Jugendlichen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und ihm Sicherheit beim Führen des Kraftfahrzeugs vermitteln. Wissenschaftliche Untersuchungen haben nämlich ergeben, dass bereits die bloße Anwesenheit einer Begleitperson, zum Beispiel Mama oder Papa, positive Effekte auf den Fahrer ausübt. Soweit zumindest die Theorie.

Krieg im Auto?

In der Praxis spielen sich in den Autos in der Region die verschiedensten Phänomene ab. Denn was man sich als Fahranfänger vom Fahrlehrer noch sagen lässt, akzeptieren einige noch lange nicht, wenn der Hinweis von den Eltern kommt.

Die Situation ist zweifelsohne nicht einfach: Da gibt es die von sich und ihren Fähigkeiten überzeugten Väter, die dem Sohnemann weis machen wollen, dass man sehr wohl beim Einfahren in den Kreisverkehr blinken muss. Von ihm hört man nicht selten die Aussage: „Fahr' du doch erst einmal 25 Jahre unfallfrei so wie ich, dann können wir weiter reden.“ Anders die vorsichtigen Mütter, die beim Beschleunigen besorgt die Tachoanzeige überprüfen.

Nicht zu vergessen sind dabei die nervösen Großmütter, die dem Ganzen skeptisch von der Rückbank folgen und sich besorgt am Türgriff festhalten. Doch was wäre das alles ohne die feixenden kleinen Geschwister, die es lustig finden, wenn man den Motor abwürgt und es ihren Freunden erzählen, wie schlecht man wieder eingeparkt hat?

„Konsequent fahren lassen“

Doch Thomas Weißenberger stellt klar heraus: „Wenn das Kind erst mal den Führerschein hat, müssen die Eltern es auch konsequent fahren lassen, auch dann zum Beispiel, wenn es mal schnell gehen muss.“ Und seiner Meinung nach könnten die Eltern auch für sich etwas Positives daraus ziehen: „Viele Erwachsene lernen die Verkehrsregeln wieder neu. Viele wissen doch gar nicht mehr genau, wie man sich bei Haltestellen oder im verkehrsberuhigten Bereich verhält.“

Inzwischen sind seit der Einführung des Führerscheins mit 17 sechs Jahre vergangen. Die „Versuchskaninchen“ des Modellprojekts sind inzwischen 23 Jahre alt und längst ohne Mami und Papi unterwegs.

Den herkömmlichen Führerschein mit 18 nutzen laut Fahrschulen immer weniger. Allerdings gibt es immer noch einige, die erst mit über 20 ihre Fahrerlaubnis erwerben, vor allem Bundeswehrsoldaten. Meist geschieht dies nach Aussage von Thomas Weißenberger aus finanziellen Gründen. Manche fühlen sich mit 18 aber auch noch nicht bereit für den Führerschein.

Führerschein als Luxusartikel?

Die meisten Gerolzhöfer brauchen um die 32 Fahrstunden bis zum Führerschein, berichtet Thomas Weißenberger. Das liege an den erhöhten Anforderungen, die bei der Prüfung an die Fahranfänger gestellt werden.

Und die Führerscheinprüfung wird weiter revolutioniert: Zurzeit wird überlegt, die praktische Prüfung von 45 auf 60 Minuten zu verlängern. Dies würde sich wahrscheinlich auf die Kosten auswirken. Auch die Theoretische Prüfung wird konsequent weiterentwickelt und um einiges anspruchsvoller werden: Während im Moment die Fragen schon digital am PC beantwortet werden, sollen in den nächsten Jahren die gleichen Grundfragen mit verschiedenen Hintergrundbildern variieren. So soll reines Auswendiglernen wie: „Beim blauen Haus muss ich die zweite Antwort ankreuzen“ vermieden werden. Ab 2013 sollen auch Filmsequenzen in der Prüfung eingespielt werden.

Weißenberger bezeichnet die erweiterten Anforderungen als gnadenlos. Viele könnten dann, wenn es soweit ist, schon an der Theorieprüfung scheitern. Zudem sind für eine intensive Vorbereitung ein eigener PC mit Internetzugang unerlässlich.

Wird der Führerschein so zum Luxusartikel, weil ihn sich nicht mehr alle leisten können und der Erwerb immer schwieriger wird? In seinen Augen ist das durchaus möglich.

Begleitetes Fahren

In Bayern können sich seit dem 1. September 2005 Jugendliche, die mindestens 16,5 Jahre alt sind, bei einer Fahrschule zum Führerschein anmelden, seit Januar 2011 deutschlandweit.

Die Prüfungsbescheinigung beim Begleiteten Fahren mit 17 gilt für das gesamte Bundesgebiet, nicht dagegen für das Ausland. Sie ist mit der Auflage versehen, dass der Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres nur mit einer Begleitperson fahren darf. Diese muss in der Prüfungsbescheinigung mit aufgeführt sei, das 30. Lebensjahr vollendet haben, seit mindestens fünf Jahren im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis der Klasse B (PKW) sein und sie darf zum Zeitpunkt der Erteilung der Prüfbescheinigung nicht mehr als drei Punkte im Verkehrszentralregister in Flensburg haben.

Darüber hinaus darf die Begleitperson „im Dienst“ nicht mehr als 0,5 Promille Alkohol im Blut haben. Ist dies doch der Fall, haftet nicht die Begleitperson, sondern der Fahranfänger, dem die Fahrerlaubnis entzogen werden kann.

Mit Vollendung des 18. Lebensjahres erhält der Jugendliche ohne weitere Prüfung den neuen EU-Kartenführerschein. Text: EG

 
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  • geowiss
    Durchschnittlich 50 000 Kilometer mit Begleitfahrer zurücklegen bevor man 18 Jahre alt ist??

    Entweder hat der Fahrlehrer Probleme Distanzen grob einzuschätzen, die Redakteurin sich vertippt oder das ganze ist nicht anderes als ein riskantes Sicherheitsrisiko für die Allgemeinheit, denn selbst wenn Unfälle von jenen Fahranfängern pro zurückgelegtem Kilometer prozentual niedrig angesetzt sein mögen, müsste die absolute Unfallsumme gigantisch ansteigen. Nur so würde auch wieder die bundesweite Unfallstatistik stimmen.

    Aber schon alleine die verbrauchte Zeit, die die Fahrbegleiter im Auto neben den jugendlichen Fahranfängern verbringen würden wohl schon ein volkswirtschaftliches Problem darstellen, da es sich um Wochen handeln würde.

    Die Redaktion hätte diesen Artikel besser gegenzulesen müssen, viele Passagen sind recht redundant.

    Bei einer tieferen Recherche wäre dann wohl auch Platz für wesentliche informativere Zusatzinfos gewesen. So machen etwa lt. Mobilitätspanel jüngere Menschen zunehmend seltener einen Führerschein und nur ca. 80% der 26-Jährigen in Deutschland besitzen überhaupt einen Führerschein.

    Das Auto gilt nicht mehr als das Statussymbol, das es früher einmal war, speziell das Smartphone hat mittlerweile diesen Platz eingenommen.

    Die Tatsache, dass in Gerolzhofen Bundeswehrsoldaten ihren Führerschein „nachholen“ könnte für diese deutschlandweiten Trends sogar ein passendes Indiz sein, denn vor dem Gang zur Freiwilligen-Armee war gerade für viele Großstadtkinder ein Führerschein meist nicht nötig, somit tatsächlich eher ein Luxusartikel.

    Im Kosovo- oder in Afghanistaneinsatz ist er dagegen sicherlich bitter nötig.
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