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WASSERLOSEN
Immer bodenständig geblieben
Scheidende Bürgermeister im Porträt: Günther Jakob war zwölf Jahre Bürgermeister der Großgemeinde Wasserlosen. Jetzt freut er sich darauf, mehr Zeit mit seinen fünf Enkeln verbringen zu können.
Immer bodenständig geblieben
Von unserer Mitarbeiterin Charlotte Wahler
 |  aktualisiert: 23.04.2014 17:05 Uhr

Eigentlich stammt er ja aus Fuchsstadt. Dass er aber in der Mitte Greßthals verwurzelt ist, verdankt Günther Jakob nicht nur der Heirat mit seiner Frau, sondern auch seiner zwölfjährigen Bürgermeistertätigkeit für die Großgemeinde. Nun muss der 65-Jährige leider aufhören, wegen der Altersbegrenzung. Weitergemacht hätte er schon gerne noch ein bisschen. Aber deswegen schaue er auch nicht traurig in die Zukunft, sagt Jakob, es gebe ja auch noch was anderes im Leben.

1972 sei er nach Greßthal gekommen, erzählt er, und die Politik hat ihn schon immer interessiert. Seit 1974 ist Jakob Mitglied der CSU. 1984 wurde er in den Gemeinderat und 1996 sofort mit absoluter Mehrheit zum stellvertretenden Bürgermeister in allen Gemeindeteilen gewählt. Ab 2002 leitete er dann die Geschicke der Großgemeinde als erster Mann des Rates und war zuständig für Wasserlosen, Greßthal, Schwemmelsbach, Rütschenhausen, Burghausen, Kaisten, Brebersdorf und Wülfershausen. 16 Gemeinderäte sind für die 3400 Einwohner zuständig, verteilt auf acht Ortsteile und 51,4 Quadratkilometer Fläche. Da komme man schon ganz schön herum, sagt Jakob. 1990 habe es noch um die 100 landwirtschaftliche Betriebe gegeben, nun seien es gerade noch ein Dutzend.

„Ein Bürgermeister muss eigentlich alles können“, sinniert Jakob. Man werde ja in vielerlei Hinsicht befragt, und wenn man das nicht als Belastung sehe, dann könne das Amt auch Spaß machen. Als erste große Wichtigkeit bezeichnet er, keine Schnellschüsse zu machen. Alles müsse gut überlegt sein. Man müsse die Anliegen der Bürger aufnehmen und dabei das Allgemeinwohl im Auge behalten. Deshalb sei es durchaus sinnvoll, zuerst einmal mit „Jein“ zu antworten, bis man eine Angelegenheit gründlich durchleuchtet habe. Man möchte ja niemanden benachteiligen oder bevorzugen.

Einmal wäre er selbst fast aufgrund einer Nachlässigkeit aus dem Amt herausgefallen beziehungsweise vielleicht nicht wiedergewählt worden, erzählt Jakob. Da habe in der Zeitung gestanden, dass die Windradfirma der Gemeinde einen Radweg sponsern wolle. Vier Jahre lang sei er wegen Korruptionsverdacht von der Staatsanwaltschaft ins Visier genommen worden. Dabei sei absolut nichts dran gewesen an den Vorwürfen. Und kurz vor der Wahl sei zum Glück alles vom Tisch gewesen. Sonst hätte er vielleicht die zweite Amtsperiode nicht antreten können.

Jakob scheint keiner zu sein, der sich gerne selbst lobt. Dennoch sind auch große Aufgaben bewältigt worden in seiner Amtszeit: Kanalbau für zwei Millionen Euro, Kläranlagensanierung in Burghausen/Wülfershausen und Brebersdorf, Baugebietsausweisung in vielen Ortsteilen. An die Breitbandversorgung sind jetzt die letzten drei Ortsteile angeschlossen.

Schöne Dorfjubiläen habe man in Greßthal mit der 1200-Jahrfeier und in Rütschenhausen mit der 1100-Jahrfeier begehen können. Große Sprünge habe man jedoch als eine der ärmsten Gemeinden des Landkreises Schweinfurt nicht machen können, so Jakob, immerhin sei die Verschuldung verringert worden.

Als Problem, das die Großgemeinde noch weiter beschäftigen wird, sieht Jakob die Schulreform. Seit 1973 werden die Kinder der beteiligten Gemeinden unterschiedlichen Orten zugewiesen. So könnten sie sich nicht kennenlernen, erst später über den Sport sei dies möglich. „Wenn sich aber schon die Kinder nicht zusammenfinden, wie soll sich da eine Großgemeindeidentität bilden?“ Seine Befähigung fürs Amt sei vielleicht aus seinem ehrenamtlichen Engagement erwachsen, meint Jakob, aber wohl mehr noch aus seinem zwölfjährigen Berufsleben bei der Bundeswehr und aus seiner Tätigkeit als Finanzbeamter. Da war er unter anderem als Aufbauhelfer in Chemnitz aktiv, als die DDR an Westdeutschland angeschlossen wurde. „Das alles hat sehr dazu beigetragen, dass ich ein selbstbewusster Bürgermeister werden konnte.“ Und insgesamt sei es ein rundes und erfahrungsreiches Leben geworden. Manchmal, wenn er die ehemaligen Kollegen aus der Zeit der Bundeswehr sehe, überkomme ihn doch auch etwas Wehmut über viel verlorene Freizeit, denn er hätte wie diese schon vor Jahren in Rente gehen können.

Die Freizeit kommt aber jetzt. Und jetzt kann Jakob auf einen ganz anderen Erfahrungsschatz zurückblicken – und sich Zeit nehmen für seine fünf Enkelkinder, die zum Essen kommen. Jakob kocht nämlich leidenschaftlich gerne. Und oft. Und für ihn gehört auch der Abwasch dazu. Auch der große Garten, die Obstwiesen und der Wald wollen bewirtschaftet und die Ernteerträge verarbeitet werden.

In die Politik ist Jakob als Kreisrat noch eingebunden und als Schatzmeister in seine Partei. Besonders liegt ihm auch das Pfarreimuseum am Herzen. In dessen prähistorischer Sammlung befindet sich ein Bronzereif aus dem Jahr 800 vor Christus, den er selbst auf dem Acker gefunden hat. Ein gut verwurzelter, bodenständiger Mann eben, der Günther Jakob.

„Ein Bürgermeister muss eigentlich alles können.“
Günther Jakob, scheidender Bürgermeister von Wasserlosen
 
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