„Guerilla Cooking“ war ursprünglich eine besondere Art von Erlebnis-Gastronomie auf Kuba: Halblegale Hinterhofrestaurants, wo junge Köche der strengen Aufsicht ihres sozialistischen Regimes entgehen wollten. In Europa wurde daraus „Guerilla-Kochen“ an ungewöhnlichen Orten, in diesem Fall ein rustikales Candle Light Dinner im „Wildpark an den Eichen“: Event-Koch Kevin Widmann serviert den Teilnehmern eines „CSRegio-Praxisseminars“ Leckereien bei Kerzenschein. Es sind fränkische Mittelständler, die hier zwei Tage lang tagen. Es geht um soziales Unternehmertum.
Trotz der Grill-Guerilla im Wald: CSR, „Corporate Social Responsibility“, „Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung“, das Konzept hinter dem CSR-Projekt der Universität Bayreuth hat nichts mit kubanischem Sozialismus zu tun. Auch wenn die EU in den nächsten Jahren Unternehmen ab 500 Mitarbeitern ein „Reporting“ zu Nachhaltigkeitsthemen vorschreiben will – Berichterstattung über Umsetzung von Werten, die nicht Dax-notiert sind: Umweltschutz, Menschenrechte, Korruptionsbekämpfung, Sozial- und Arbeitnehmerbelange. Es geht um „nachhaltigen“ Umgang mit der knapper werdenden Ressource Mensch, in Zeiten demographischen Wandels.
„Gerade im Mittelstand droht Fachkräftemangel“, weiß Ina Medick, Pressesprecherin des Projekts, das ein Mittelstands-Netzwerk aufbauen will. Ziel ist es, Facharbeiter in Franken, in den Betrieben zu halten. Alexander Brink, Professor für Wirtschafts- und Unternehmensethik der Universität Bayreuth, Projektleiter Michael Röthel und ihr Team haben ins Jugendgästehaus eingeladen, in Kooperation mit den Schweinfurter Wirtschaftsjunioren.
15 Teilnehmer aus Stadt und Umland sitzen an einem Tisch, eine Werbeagentur ist ebenso vertreten wie eine Schreinerei oder ein Elektrogeschäft, die Transport- und Logistiksparte ebenso wie ein Industriereinigungsunternehmen. Künftig könnten so einmal die Kräfte von 40 bis 50 fränkischen Mittelständlern gebündelt werden. Jeder Betrieb soll zunächst die Problemfelder finden, die ihn betreffen und entsprechende Strategien entwickeln.
In Sachen betriebliche Kinderversorgung sind wohl nur Mini-Lösungen möglich, ob des Kostenaufwands für Mittelständler, meint Medick. Es geht um Haushaltshilfen, Heimarbeit, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Ein anderes Seminarthema: Burnout. Hier könnte es Checklisten mit Warnzeichen, aber auch eine generelle Sensibilisierung am Arbeitsplatz geben. Die Integration von Behinderten, Umweltschutz und mehr Energie-Effizienz, etwa durch Einsparungen beim Strom- und Wasserverbrauch stehen ebenfalls auf der Agenda. Nicht zuletzt soll die Kommunikation des Mittelstands nach außen verbessert werden. Man arbeite bewusst auf „Augenhöhe“, also mit kleineren Unternehmen, so Ina Medick. Am 19. November soll ein Informationsabend in Würzburg folgen. Neueinsteiger sind jederzeit erwünscht, das Projekt wird vom Europäischen Sozialfonds und dem Bundesarbeitsministerium gefördert.