Der Stattbahnhof ist eigentlich nicht als Schweinfurts Konsumtempel Nr. 1 bekannt. So ganz verweigert sich der linke Szenetreff dem Promi-Shopping-Queen-Zeitalter aber nicht. Auch 2014 gab es wieder eine Fundsachenversteigerung mit „Foodsharing“: Neudeutsch für Verschenken von mitgebrachten, nicht mehr benötigten Lebensmitteln, vom Brathering über Jeera-Kreuzkümmel bis hin zum Chinatown-Dip. Daniel Rivera moderierte („Der Sommer kann kommen“) die flotte Klamotten-Auktion in der recht gut besuchten Kneipe.
Die meisten Fummel gab es preisgünstig ab 50 Cent, manches pendelte sich um die fünf bis sieben Euro ein. „Schlicht, schön, sportlich, für jeden was“: Die Textilien, die der Stattbahnhof-Gemeinde von den Models Tami, Pepe & Co präsentiert wurden, waren teilweise recht hochwertig und natürlich durchgewaschen.
In dieser Saison dominierten bei den (Leder-)Jacken, Sweatern und Hoodies dunkle und naturfarbene Töne, dazu gab es verspielte Accessoires – wie Rucksack, Perumütze, Schirme oder sogar ein silbernes (?) Zigaretten-Etui, mit Beispiel-Fluppe. Außerdem Arme voll Schals. Vieles kam im Combi-Pack unter den Hammer - und wie so oft im Kapitalismus der Leibhaftige am besten weg: „Topseller“ war ein Paket mit original Satanspulli, für 22 Euro, nach der heftigsten Bieterschlacht des Sonntagnachmittags.
Eine Moral von der Geschichte gibt es natürlich auch, neben dem Sammeln von Geld für einen guten Zweck (vieles blieb aber ein weiteres Mal liegen): Schmeißt keine Lebensmittel weg, solange die noch genießbar sind. Und schätzt die in der Regel überaus preiswerten Erzeugnisse aus den Textilfabriken der großen, weiten Warenwelt. Irgendwann kommt er doch wieder mal, der Winter.