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Schweinfurt
Im Stattbahnhof: Ein letztes Mal Live-Musik für lange Zeit
Wie geht es weiter mit dem Schweinfurter Kulturhaus? Über den Sommer hat man sich mit Ach und Krach gerettet. Schon jetzt ist klar: der Winter wird hart.
Ein letztes Live-Konzert vor der Herbst/Winter-Saison. Sondermarke begeisterten vor 200 Gästen im Stattbahnhof-Biergarten.
Foto: Steffen Krapf | Ein letztes Live-Konzert vor der Herbst/Winter-Saison. Sondermarke begeisterten vor 200 Gästen im Stattbahnhof-Biergarten.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:30 Uhr

Würde man aufzählen, wer dieses Jahr alles nicht im Schweinfurter Kulturhaus Stattbahnhof aufgetreten ist, würde das vermutlich einigen Musikfans das Herz brechen. Der Konzertkalender 2020 war so prall und hochkarätig gefüllt wie seit Jahren nicht mehr. Der "Statti" war bereit, um durchzustarten. Die legendären "Dead Kennedys" hätten die heiligen Hallen in der Alten Bahnhofstraße beehrt. Ihre kalifornischen Punkrock-Kollegen von "Lagwagon" und den "Circle Jerks" hätten es ihnen gleichgetan. Die Erlanger Folk-Rocker von "Fiddler's Green" standen auch schon in den Startlöchern.

Sie alle kamen nicht in den Stattbahnhof. Nur die Folgen der Corona-Pandemie kamen. Und zwar gewaltig. An einen Regelbetrieb ist seit Mitte März nicht mehr zu denken. Trotzdem hat das Kulturhaus den Sommer über, mit einigen Biergarten-Events, zumindest einen Weg gefunden, ab und an ein "Lebenszeichen" auszusenden. "Wir sind noch da. Uns gibt es noch", vermochte der Stattbahnhof damit sagen. "Ganz ordentlich", lautet die Bilanz von Stattbahnhof-Urgestein Thomas "Hue" Hübern zu den sommerlichen Veranstaltungen. Ohne den ehrenamtlichen Einsatz der Vereinsmitglieder wäre dies aber weder möglich noch wirtschaftlich gewesen, erklärt er.

Unter Berücksichtigung eines strikten Hygienekonzepts durften maximal 200 Gäste gleichzeitig in den Biergarten. Am vergangenen Samstag wurde diese Marke bereits früh am Abend geknackt. Es stand das letzte von insgesamt zwei Biergarten-Live-Konzerten an. Die Würzburger/Schweinfurter Band "Sondermarke" trat auf. Und da war es irgendwie wie früher, bevor Corona die Kultur lahmlegte. Die "Statti"-Crew musste vor dem Eingang enttäuschte Gäste vertrösten, da man vorübergehend "ausverkauft" vermelden musste. Auf das nächste anstehende Konzert konnten die Leute allerdings, anders als früher, nicht vertröstet werden. Mit Live-Konzerten ist jetzt erstmal für mutmaßlich mehrere Monate Schluss.

Im Hintergrund tüfteln Verantwortliche an Ideen

Während sich die Würzburger Posthalle etwa mittlerweile wieder vorsichtig an Konzerte unter "Corona-Bedingungen" heranwagt, wird im großen Saal des Stattbahnhofs auch die nächsten Monate weiterhin keine Live-Musik aus den Boxen dröhnen. "Lebenszeichen" wird es trotzdem weiterhin geben, verrät "Hue". Im Hintergrund wird bereits fleißig Konzepte und Ideen getüftelt. Angedacht sind für den Herbst und Winter diverse Mottoveranstaltungen und Ähnliches im großen Saal. An kreativen Ideen mangelt es dem Kulturhaus freilich nicht. Aber alles soll mit Bedacht passieren. Daher bleibt auch der kleine Saal und (voraussichtlich auch) die Kneipe für die nächsten Monate geschlossen. "Wir möchten nicht, dass jemand einen körperlichen Schaden erhält", betont "Hue". Wenn etwas stattfindet, dann nur wenn alles "coronagerecht" durchgeführt werden kann.

Finanziell ist und bleibt 2020 happig. Aber die Befürchtung, dass das Biergarten-Konzert am Samstagabend der letzte Abgesang des Stattbahnhofs war, ist unbegründet. "Uns kommt zugute, dass wir die letzten Jahre vernünftig wirtschaften konnten", erklärt "Hue": "Natürlich wird es auch weiterhin schwierig. Deswegen machen wir uns Gedanken, wie wir mit Events etwas Geld für unsere laufenden Kosten reinholen können." Alle Kosten wurden soweit wie möglich heruntergefahren. Das nächste Vierteljahr könne man alle Rechnungen bezahlen.

Dass alles irgendwann im Verlauf des nächsten Jahres plötzlich wieder exakt so weiterlaufen kann, wie vor dem Ausbruch von Corona, daran glaubt "Hue" nicht. "Man wird in der Zukunft bei Veranstaltung auch erstmal eine ganze Weile das ein oder andere Brötchen kleiner backen müssen", ist er sich sicher. Jetzt geht es erstmal in eine für die Veranstaltungsszene extrem harte Herbst/Winter-Saison. Spätestens nächsten Sommer soll dann alles besser werden. Die "Dead Kennedys" jedenfalls haben sich schonmal vorsorglich in den Terminkalender des Schweinfurter Stattbahnhofs eintragen lassen.

 
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