zurück
Stadtlauringen
Im Senegal isst man Stadtlauringer Backwaren – und daran ist Bäckergesellin Sarah Braun nicht ganz unschuldig
Wie die Bäckerin Sarah Braun Sauerteig, Laugenbrezeln und ihr Know-how in den Küstenstaat brachte. Und was sie selbst aus dieser Zeit gelernt hat.
Im Senegal hat Sarah Braun im Rahmen der Ausbildung zur Internationalen Meisterin in einer  Backstube mitgearbeitet. Es war eine schöne und lehrreiche Zeit, sagt sie heute.
Foto: Sarah Braun | Im Senegal hat Sarah Braun im Rahmen der Ausbildung zur Internationalen Meisterin in einer  Backstube mitgearbeitet. Es war eine schöne und lehrreiche Zeit, sagt sie heute.
Natalia Mleczko       -  Natalia Mleczko ist in Polen aufgewachsen und lebte dann in Rostock. Nach einer Ausbildung und diversen Jobs studiere sie auf dem Zweiten Bildungsweg Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen im Master an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Seit 2022 arbeitete sie als freie Journalistin. Natalia Mleczko ist seit April 2024 Volontärin bei der Main-Post.
Natalia Mleczko
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:23 Uhr

Das deutsche Handwerk als auch die deutsche Berufsausbildung genießen weltweit einen hervorragenden Ruf, ob im Bekleidungshandwerk, im Schreinerhandwerk oder im Bäckerhandwerk – deutsche Handwerksprodukte kommen gut an. Und viele Staaten zeigen daher ein starkes Interesse, dieses Know-how zu sich zu holen und von den Meistern zu lernen. Die Erfahrung hat auch Sarah Braun gemacht.

Die Jungbäckerin aus Stadtlauringen absolviert aktuell eine Fortbildung zum Internationalen Meister an der Handwerkskammer Schaben. Das, so sagt sie, ermöglicht deutschen Handwerkerinnen und Handwerkern in Sachen Entwicklungsarbeit fit gemacht zu werden. Zum Lehrgang gehört auch eine Projektwoche. Die brachte Sarah Braun nach Westafrika, in den Senegal. In mehr als 5800 Kilometer Entfernung zeigte sie ihren senegalesischen Kolleginnen, was einen anständigen deutschen Sauer- und Laugenteig ausmacht. Sie selbst lernte im Senegal auch so einiges.

Auf der Terrasse der elterlichen Bäckerei Braun in der Kirchtorstraße in Stadtlauringen berichtet sie über ihre Zeit in der senegalesischen Backstube. "Ich wollte schon immer international arbeiten", erzählt Braun. Erfahrung auf dem internationalen Parkett hat sie bereits im Vorfeld sammeln können. Sie arbeitete einige Jahre in Hongkong in der Textilbranche. Danach kehrte Braun in den elterlichen Betrieb zurück und ließ sich dort zur Bäckereigesellin ausbilden.

Das Projekt will die Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort verbessern

"Es war Zeit für eine Veränderung", blickt sie zurück. Doch der Wunsch, im Ausland zu arbeiten, blieb. Zur Ausbildung zum Internationalen Meister kam sie über die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und die Entwicklungsorganisation Sequa. Die Organisation führt seit 1991 Projekte und Programme der internationalen Zusammenarbeit durch. Ziel ist es, die Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort zu verbessern.

Die Bäckergesellin Sarah Braun legt in der heimischen Backstube für den Teig selbst Hand an.
Foto: Natalia Mleczko | Die Bäckergesellin Sarah Braun legt in der heimischen Backstube für den Teig selbst Hand an.

Sarah Braun war im Senegal hauptsächlich in der Produktion tätig. Dort hat sie einfach mit angepackt. "In der Backstube war es extrem heiß. Der Schweiß lief. Die Frauen waren sehr eifrig", berichtet die über ihren Arbeitsbereich. Es hat dennoch etwas gebraucht, bis die Mitarbeiterinnen zu ihr Vertrauen gefasst hätten, erzählt die Stadtlauringerin.

Eine Lösung für das Baguette aus Hirse und Mais: Sauerteig made in Franconia

"Senegalesische Produkte sind sehr französisch geprägt, weil Senegal einmal eine französische Kolonie war. Viel Baguette, viel Patisserie, viel süße Sachen, aber auch lokale Getreide werden dort genutzt, wie Hirse und Mais", erzählt Braun über das senegalesische Backwerk. "Für das Hirse- und Maisbaquette zum Beispiel haben sie eine Qualitätsverbesserung gesucht.

In dem Punkt konnte Braun helfen. Sie transportierte einen noch in Stadtlauringen angemischten Sauerteig vakuumiert und eingepackt im Koffer in den Senegal. "Allerdings einen aus Weizenmehl", erzählt Braun. Sauerteig wird üblicherweise aus Roggenmehl hergestellt, erzählt der Profi. "Dieses Anstellgut, ist die Seele des Sauerteigs, wenn man diese Mikroorganismen erst einmal hat, kann man diese immer wieder vermehren", berichtet Braun. Ob dies aber nachhaltig sein kann, sei die Frage, "denn die Temperatur muss stimmen". Aber Braun ist guter Hoffnung.

Ein paar Anläufe hat es gebraucht, bis die Laugenbrezeln perfekt aus dem Ofen kamen.
Foto: Sarah Braun | Ein paar Anläufe hat es gebraucht, bis die Laugenbrezeln perfekt aus dem Ofen kamen.

"Das Hauptprodukt, was sie unbedingt haben wollten, waren Laugenbrezeln und -stangen", verrät Braun. "Die haben wir dort auch gemacht, allerdings mit Natron". Das Backen lief dennoch nicht problemlos ab. "Es hat natürlich ein paar Anläufe gebraucht, bis es geklappt hat. Die Öfen, die Temperaturverhältnisse, das Mehl – alles ist anders. Wir haben es immer wieder ausprobiert. Am Ende hat es aber gut funktioniert", berichtet Braun.

Laugenbrezeln und Laugenstangen haben die Kundschaft im Senegal erobert

Die Bäckerei Mburu, in der Sarah mitgearbeitet hat, will künftig Laugenbrezeln und Laugenstangen in ihr Sortiment aufnehmen. Dem senegalesischen Gaumen schmeckt das Laugengebäck. "Das Rezept haben wir ein kleines Stückchen verändert – mehr Margarine, ein kleines bisschen süßlicher. Es hat ihnen schon sehr, sehr gut geschmeckt", berichtet Braun stolz.

Baguettes in Hülle und Fülle - Sarah Braun erlebte eine schöne und lehrreiche Zeit im Senegal.
Foto: Sarah Braun | Baguettes in Hülle und Fülle - Sarah Braun erlebte eine schöne und lehrreiche Zeit im Senegal.

Die Bäckerei Mburu, in der Braun mitarbeitete, wurde 2019 von der Geschäftsfrau Isseu Diop gegründet. Ihre Backwaren werden aus den landesüblichen Zutaten wie Hirse, Mais, Knollen und saisonalem Obst hergestellt. Ihr Ziel ist es, Frauen in Beschäftigung zu bringen und damit auch die gesellschaftliche Rolle der Frau im Senegal zu stärken. Die Verkaufsstellen werden ausschließlich mit weiblichem Personal betrieben.

Eine Initiative für die Rechte der Frauen

Für Braun war dies mit ein Grund, dort ihre Hilfe anzubieten. "Für mich war es auch wichtig im Bereich der Frauenrechte etwas zu tun, um die Rolle der Frau zu stärken". Im Senegal ist anders als in Deutschland, der Bäckerberuf weiblich geprägt. Dort erlebt sie nahbare und dennoch "stolze und starke Frauen", so Braun über ihre lehrreiche Zeit im Senegal.

Wie der Zufall es will, ist an diesem Tag der Ofen in der Stadtlauringer Familienbäckerei ausgefallen. Dies ist auch im Senegal mehrfach passiert. Doch Braun lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Im Senegal war sie beeindruckt vom Erfindertum, wenn etwas mal nicht lief. Und in Stadtlauringen, da muss jetzt für die Muffins eben mal der private Backofen herhalten.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Stadtlauringen
Natalia Mleczko
Bäckereien und Konditoreien
Frauenrechte
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
Hirse
Weizenmehl
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top