Ein kaputter Staubsauger, ein aufgeplatzter Teddybär, eine Armbanduhr mit klemmendem Zeiger. Erster Reflex: auf den Müll werfen, neu kaufen. Besser: das streikende Objekt ins Schweinfurter Repair Café bringen. Dort wird so ziemlich allem ein zweites Leben eingehaucht. Kostet nichts – und schont die Umwelt.
Zwei Mal im Jahr organisieren Emmi Sengfelder, Umweltbeauftragte des evangelischen Dekanats Schweinfurt, ihre katholische Amtskollegin Kristina Schmitt von der Pfarreiengemeinschaft Sankt Anton- Maria Hilf und Georg Pfennig aus Oberwerrn ein Repair Café im Pfarrsaal von St. Anton. Eines im Frühling, eines im Herbst. Dazu hilft das Team regelmäßig bei Repair Cafés in anderen Städten.
Fast 15 Leute helfen mittlerweile ehrenamtlich – mit ihrem Wissen und ihrer Zeit. Georg Pfennig zum Beispiel ist der Mann für alles, was einen Stecker hat. Ein anderer ist Experte für (Fein-)Mechanik, eine Schneiderin kuriert zum Beispiel den eingangs erwähnten Teddybär. Die letzte Neuerung war ein Spezialist für Nähmaschinen.
„Wir bringen den Reparaturgedanken ja
erst wieder in die Köpfe.“
Emmi Sengfelder, Umweltbeauftragte des evangelischen Dekanats Schweinfurt
Seit dem Pilotversuch im Frühjahr letzten Jahres haben sich immer mehr Helfer gemeldet. Und zwar aus allen Altersstufen. Schüler sind dabei, ein paar junge Ingenieure aus der Schweinfurter Industrie, pensionierte Handwerker. „Von unter 20 bis deutlich über 60 Jahre“, schätzt Emmi Sengfelder die Altersspanne im Team. „Am Anfang mussten wir einen Grundstock schaffen, jetzt hat das eine Eigendynamik gekriegt“, sagt Kristina Schmitt.
An etwa 100 Gegenständen wird pro Repair Café getüftelt, dazu gibt es Kaffee und Kuchen. Die Besucher bekommen die Reparatur umsonst, nur die Materialkosten müssen sie bezahlen und wer mag, der spendet ein paar Euro. Stecker mit Wackelkontakt sind zum Beispiel häufig. Da ist die Reparatur keine große Sache, hat aber eine große Wirkung.
Bei einem Staubsauger war innen drin mal ein kleiner Plastikstift abgebrochen, das ganze Gerät ging deshalb nicht mehr. „Da hat mein Vater einen Holzdübel abgesägt und den reingesteckt“, erzählt Kristina Schmitt. Dann schnurrte das Teil wieder. Der Umweltgedanke liegt den Machern am Herzen. Ressourcen sparen, darum geht es. Der viel zitierten „Wegwerfgesellschaft“ den Spiegel vorhalten.
Die „Bewahrung der Schöpfung“ steht über allem, schließlich ist das Schweinfurter Repair Café aus kirchlichen Umweltgruppen heraus entstanden.
Ursprünglich stammt die Idee aber aus Holland, wo eine Umweltjournalistin 2009 in Amsterdam das erste Repair Café veranstaltet hat. Motto: „Weggooien? Mooi niet!“ „Wegwerfen? Denkste!“ Mittlerweile ist eine weltweite Bewegung daraus geworden.
Als Konkurrenz zum Handwerk sieht sich das Team übrigens nicht. „Wir bringen den Reparaturgedanken ja erst wieder in die Köpfe“, findet Sengfelder. Dazu kann in Repair Cafés nicht alles repariert werden. Gerade Elektrogeräte neueren Datums sind häufig so konstruiert, dass eine Reparatur schwerfällt. „Zum Beispiel, weil alles verschweißt ist“, sagt Emmi Sengfelder. Die Hersteller sorgen so dafür, dass ihnen nicht die Kunden ausgehen. Außer vielleicht die aus Schweinfurt.