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Kreis Schweinfurt
Im Landkreis Schweinfurt mit einem Klick zur Solaranlage
Der Landkreis will seine Bürger dazu animieren, verstärkt Photovoltaikanlagen auf ihren Gebäuden zu bauen. Als Service bietet er ein besonderes Internet-Portal an.
Der Landkreis Schweinfurt will den Bau von privaten Solaranlagen ankurbeln: mit einem Onlineprogramm, das ausrechnet, ob und wie sehr sich die Investition lohnt.
Foto: djd/E.ON/Simon Kraus (Fotolia) | Der Landkreis Schweinfurt will den Bau von privaten Solaranlagen ankurbeln: mit einem Onlineprogramm, das ausrechnet, ob und wie sehr sich die Investition lohnt.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:02 Uhr

112 000 Gebäude stehen im Landkreis Schweinfurt. Jede Menge Platz für Solaranlagen, die Strom oder Warmwasser produzieren können. 95 000 Häuser sind theoretisch dafür geeignet, doch nur 7,8 Prozent des Potenzials wird nach Angaben von Thomas Benz vom Fachgebiet "Mobilität und Energie" genutzt. Das Landratsamt will den Bürgern den Einstieg in die Thematik erleichtern. Ein spezielles Internetportal, das Benz dem Kreisausschuss vorgestellt hat,  soll eine wertvolle Hilfe darstellen: "Mit dem Tablet auf dem Sofa", wie Benz sagte.

Hohe Auflösung der Dachflächen

Der Charme des Programms ist seine schnelle Überblicksfunktion und die einfache Handhabung. Grundlage ist eine Datenbank mit Luftaufnahmen aller Gebäude im Landkreis Schweinfurt. Die Dächer sind bis zu einer Größe 40 mal 40 Zentimetern vermessen, wobei auch Himmelsrichtung und Dachneigung erfasst sind. Klickt man auf ein Dach, zeigt das Programm mit Farbunterlegung an, ob ein Dach für eine Photovoltaikanlage geeignet ist und wie viel Strom man damit erzeugen kann. Ein Ertragsrechner ermittelt, welchen Anteil man selbst verbrauchen und welchen man ins Stromnetz einspeisen kann. Was das Programm nicht kann: die Preise für Anlagenkauf und Installation feststellen. Dazu muss man den zweiten Schritt tun und Handwerkerangebote einholen. Und auch denkmalgeschützte Häuser sind im Programm ausgespart: Ob man darauf eine Photovoltaikanlage bauen kann, muss man bei den zuständigen Behörden erfragen.

Votum für Gründächer

Nach dem gleichen Muster funktioniert ein Rechner, der ermittelt, ob sich Dächer für Begrünung eignen. Mit einem Gründach, so Benz, könne man im Sommer das Haus um zwei bis 2,5 Grad abkühlen und zudem einen Regenwasserpuffer einrichten.

So schaut das Ergebnis des Solardach-Rechners des Landratsamts aus, um Photovoltaik-Potenziale zu finden: hier am Beispiel des Kreisbauhofs in Gerolzhofen. Demnach könnte eine Anlage doppelt so viel Strom erzeugen, wie im Bauhof verbraucht wird. In 20 Jahren würde der Landkreis 10 000 Euro verdienen.
Foto: Josef Schäfer | So schaut das Ergebnis des Solardach-Rechners des Landratsamts aus, um Photovoltaik-Potenziale zu finden: hier am Beispiel des Kreisbauhofs in Gerolzhofen.

Wie Benz vorrechnete, könnten auf den geeigneten Dächern im Landkreis 1300 Gigawattstunden Strom pro Jahr erzeugt werden. Das entspricht der Menge, die das AKW Grafenrheinfeld in elf Tagen produziert habe und dem Vierfachen dessen, was an Elektrizität im Landkreis verbraucht wird. Zwar liege der Anteil von 7,8 Prozent der genutzten Flächen fast doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt, Ziel sei es aber, diesen Wert weiter nach oben zu schrauben, sagte Benz.

Auch bei der Solarthermie, bei der mittels Kollektoren Wasser für den direkten Verbrauch oder die Unterstützung der Heizung erwärmt wird, liege die Quote bei nur 0,2 Prozent, wobei über 104 000 Dächer im Kreis dafür nutzbar wären.

Speicher sind förderwürdig

Wie Benz sagte, habe dieses Solar- und Gründachkataster aufgrund der hohen Auflösung Pilotcharakter in Bayern, was regelrecht Begeisterung bei allen Vertretern im Kreisausschuss erzeugte. Hubert Zink (Freie Wähler und beruflich im Elektrohandwerk beheimatet) wies aber auf eine Diskrepanz hin: Im Sommer gebe es zu viel Solarstrom, im Winter zu wenig. Benz nannte als Ausweg ein bayerisches Förderpogramm für Solarspeicher, das allerdings nur für neue Anlagen und Solardächer gilt, für die man keine Einspeisevergütungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz erhält.

Lothar Zachmann (CSU) regte eine Verzahnung des Katasters mit den Gemeinden an, um die Solarpotenziale auch in Bebauungsplänen zu berücksichtigen. Hartmut Bräuer (SPD) sagte, dass die Stromgewinnung aus Solardächern nur ein Zwischenschritt sei; zukunftsträchtiger sei die Energiespeicherung in Wasserstoff. Paul Knoblach (Grüne) machte sich dafür stark, kreiseigene Gebäude auf Solartauglichkeit zu prüfen, sofern sie nicht schon mit Photovoltaikanlagen bestückt sind. Landrat Florian Töpper (SPD) verwies auf eine zurückliegende Prüfung, sagte aber angesichts des technischen Fortschritts eine Wiederholung zu.

Öffentliche Veranstaltung

Den Bürgern will das Landratsamt das Solar- und Gründachkataster bei einer Abendveranstaltung am Montag, 25. November, um 17 Uhr im großen Sitzungssaal des Landratsamtes mit verschiedenen Referenten vorstellen.

 
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