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SCHWEINFURT
Im Kulturforum: Industriegeschichte muss eine Rolle spielen
Im Kulturforum: Industriegeschichte muss eine Rolle spielen       -  Dieser von SPD-Fraktionschef Ralf Hofmann und seinem Stadtratskollegen Norbert Lenhard zu den am 13. November beginnenden Haushaltsberatungen gestellte Antrag wird für Diskussionen sorgen. Die Genossen fordern, dass sich das im neuen Kulturforum am Martin-Luther-Platz geplante ortsgeschichtliche Museum an der Industriegeschichte orientiert.  Sie meinen, dass das Haus insgesamt einen eigenständigen Leiter haben müsse, im Antrag ist sogar von einem Intendanten die Rede. Die SPD regt weiter an, die Förderung als Landesmuseum zu prüfen. Außerdem soll die Disharmonie mit ihrer soziokulturellen Ausrichtung eine Rolle spielen. Zur konzeptionellen Vorbereitung will die SPD-Fraktion zunächst 100 000 Euro bereitgestellt wissen.    „Die Industrie bildet seit mehr als 200 Jahren den Leitfaden der stadtgeschichtlichen Entwicklung in Schweinfurts“, sagen Lenhard/Hofmann. Deshalb sei es nur folgerichtig, „das neu zu konzipierende Museum an diesem Gedanken zu orientieren“, sagen die SPD-Stadträte in ihrer ausführlichen, drei Seiten umfassenden Begründung. Und weiter: Schweinfurt als industrielles Zentrum Frankens stehe in Nordbayern exemplarisch für eine gesamte Wirtschaftssparte. Hofmann und Lenhard stellen sich eine Dauerausstellung vor, die die Grundstruktur der Stadtentwicklung, Industriegeschichte, prägenden Unternehmerpersönlichkeiten und die sozialen Bewegungen wie die Arbeiter-, aber auch die Antiatombewegung aufgreifen. Ebenso müssten die wesentlichen Konflikte wie die 1848er-Revolution, Weimarer Republik, das Thema Hitler-Diktatur und die Zwangsarbeit in Schweinfurt mit über 10 000 Betroffenen vorkommen.   „Gerade die Darstellung der neueren, strukturellen Veränderungen in den 1990er Jahren und die aktuelle Transformation der vierten industriellen Revolution sollte am Beispiel Schweinfurts über die nähere Region hinaus wirken“, sagt Lenhard, der auch Schaeffler-Gesamtbetriebsratsvorsitzender ist und vom Rathaus mehrfach mehr Aufmerksamkeit für die Industrie forderte.  In den Wechselausstellungen sollten einzelne Aspekte – tiefer bearbeitet – dem Publikum zugänglich gemacht werden. Die räumliche Konzeption soll dazu geeignet sein. Andererseits zeige das begehbare Archiv von ZF (Ernst-Sachs-Straße) und/oder die Ausstellung im Gartenstadtbunker (100 Jahre Bauverein), „dass dezentrale Elemente zielgefördert sein können“, so Lenhard.   Bei der konzeptionellen Ausgestaltung sei es unbedingt nötig, regionale, vor allem aber die aktiven örtlichen Akteure mit einzubeziehen. Genannt sind der Arbeitskreis Industriekultur, die Initiative gegen das Vergessen oder der historische Verein. Bereits in der Vorbereitungsphase müsse mit den Fachbereichen der Universitäten gesprochen werden. Angeregt wird die Betreuung von Magister- und Doktorarbeiten insbesondere für die Darstellung von sozialen Bewegungen, der Zeit des Nazifaschismus, aber auch für Wiederaufbau und demokratische Entwicklung. Diese Inhalte könnten wiederum im Museum verwendet werden. In der künftigen Dauer-, vor allem aber den Wechselausstellungen seine, um die Attraktivität zu steigern, konzeptionelle Planungen nötig. Dazu beitragen könnten viele städtische Einrichtungen, genannt sind Museum Georg Schäfer, Volkshochschule, Theater und Wissenswerkstatt. Vorgeschlagen wird schließlich, das Angebot der sozikulturellen Einrichtung Disharmonie in die Gesamtkonzeption einzubeziehen, entweder als Kooperationspartner oder – auch räumlich – integriert.   Das gesamte Kulturforum müsse zudem unter einer einheitlichen Leitung künstlerisch, konzeptionell und fachlich geführt werden. „Im Wechselspiel der unterschiedlichen Teile des Hauses und der Kooperationspartner besteht die Chance auf ein spannendes Programm“, schreibt Hofmann im Antrag. Dazu benötige das Haus einen Intendanten, „der für das Konzept brennt“. Da die industriegeschichtliche Entwicklung Schweinfurts für Bayern „größte Bedeutung hat“ und die vorgeschlagene Konzeption „große Chancen“ biete, sei es nötig, mit dem Freistaat Gespräche mit dem Ziel zu führen, dass das Kulturforum als  Einrichtung des Landes Bayern betrieben wird.   „Mit dem Kulturforum im Herzen der Stadt und dessen industriegeschichtlicher Ausrichtung verbinden wir eine stärkere identitätsstiftende Wirkung“, schreiben Hofmann/Lenhard. Stadtfeste, kulturelle Ereignisse und Programme hätten einen Bezugspunkt „zur Industrie und zu den Menschen, die damit in Verbindung stehen“.
Foto: Oliver Schikora | Dieser von SPD-Fraktionschef Ralf Hofmann und seinem Stadtratskollegen Norbert Lenhard zu den am 13. November beginnenden Haushaltsberatungen gestellte Antrag wird für Diskussionen sorgen.
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 08.11.2017 02:48 Uhr

Dieser von SPD-Fraktionschef Ralf Hofmann und seinem Stadtratskollegen Norbert Lenhard zu den am 13. November beginnenden Haushaltsberatungen gestellte Antrag wird für Diskussionen sorgen. Die Genossen fordern, dass sich das im neuen Kulturforum am Martin-Luther-Platz geplante ortsgeschichtliche Museum an der Industriegeschichte orientiert.

Sie meinen, dass das Haus insgesamt einen eigenständigen Leiter haben müsse, im Antrag ist sogar von einem Intendanten die Rede. Die SPD regt weiter an, die Förderung als Landesmuseum zu prüfen. Außerdem soll die Disharmonie mit ihrer soziokulturellen Ausrichtung eine Rolle spielen. Zur konzeptionellen Vorbereitung will die SPD-Fraktion zunächst 100 000 Euro bereitgestellt wissen.

Leitfaden der Stadtentwicklung

„Die Industrie bildet seit mehr als 200 Jahren den Leitfaden der stadtgeschichtlichen Entwicklung in Schweinfurts“, sagen Lenhard/Hofmann. Deshalb sei es nur folgerichtig, „das neu zu konzipierende Museum an diesem Gedanken zu orientieren“, sagen die SPD-Stadträte in ihrer ausführlichen, drei Seiten umfassenden Begründung. Und weiter: Schweinfurt als industrielles Zentrum Frankens stehe in Nordbayern exemplarisch für eine gesamte Wirtschaftssparte.

Hofmann und Lenhard stellen sich eine Dauerausstellung vor, die die Grundstruktur der Stadtentwicklung, Industriegeschichte, prägenden Unternehmerpersönlichkeiten und die sozialen Bewegungen wie die Arbeiter-, aber auch die Antiatombewegung aufgreifen. Ebenso müssten die wesentlichen Konflikte wie die 1848er-Revolution, Weimarer Republik, das Thema Hitler-Diktatur und die Zwangsarbeit in Schweinfurt mit über 10 000 Betroffenen vorkommen.

Erinnern an die Krisenzeiten

„Gerade die Darstellung der neueren, strukturellen Veränderungen in den 1990er Jahren und die aktuelle Transformation der vierten industriellen Revolution sollte am Beispiel Schweinfurts über die nähere Region hinaus wirken“, sagt Lenhard, der auch Schaeffler-Gesamtbetriebsratsvorsitzender ist und vom Rathaus mehrfach mehr Aufmerksamkeit für die Industrie forderte.

In den Wechselausstellungen sollten einzelne Aspekte – tiefer bearbeitet – dem Publikum zugänglich gemacht werden. Die räumliche Konzeption soll dazu geeignet sein. Andererseits zeige das begehbare Archiv von ZF (Ernst-Sachs-Straße) und/oder die Ausstellung im Gartenstadtbunker (100 Jahre Bauverein), „dass dezentrale Elemente zielgefördert sein können“, so Lenhard.

Fachwissen örtlicher Kreise nutzen

Bei der konzeptionellen Ausgestaltung sei es unbedingt nötig, regionale, vor allem aber die aktiven örtlichen Akteure mit einzubeziehen. Genannt sind der Arbeitskreis Industriekultur, die Initiative gegen das Vergessen oder der historische Verein. Bereits in der Vorbereitungsphase müsse mit den Fachbereichen der Universitäten gesprochen werden. Angeregt wird die Betreuung von Magister- und Doktorarbeiten insbesondere für die Darstellung von sozialen Bewegungen, der Zeit des Nazifaschismus, aber auch für Wiederaufbau und demokratische Entwicklung. Diese Inhalte könnten wiederum im Museum verwendet werden.

In der künftigen Dauer-, vor allem aber den Wechselausstellungen seine, um die Attraktivität zu steigern, konzeptionelle Planungen nötig. Dazu beitragen könnten viele städtische Einrichtungen, genannt sind Museum Georg Schäfer, Volkshochschule, Theater und Wissenswerkstatt. Vorgeschlagen wird schließlich, das Angebot der sozikulturellen Einrichtung Disharmonie in die Gesamtkonzeption einzubeziehen, entweder als Kooperationspartner oder – auch räumlich – integriert.

Intendant, der für Konzept brennt

Das gesamte Kulturforum müsse zudem unter einer einheitlichen Leitung künstlerisch, konzeptionell und fachlich geführt werden. „Im Wechselspiel der unterschiedlichen Teile des Hauses und der Kooperationspartner besteht die Chance auf ein spannendes Programm“, schreibt Hofmann im Antrag. Dazu benötige das Haus einen Intendanten, „der für das Konzept brennt“.

Da die industriegeschichtliche Entwicklung Schweinfurts für Bayern „größte Bedeutung hat“ und die vorgeschlagene Konzeption „große Chancen“ biete, sei es nötig, mit dem Freistaat Gespräche mit dem Ziel zu führen, dass das Kulturforum als Einrichtung des Landes Bayern betrieben wird.

Identitätsstiftende Wirkung

„Mit dem Kulturforum im Herzen der Stadt und dessen industriegeschichtlicher Ausrichtung verbinden wir eine stärkere identitätsstiftende Wirkung“, schreiben Hofmann/Lenhard. Stadtfeste, kulturelle Ereignisse und Programme hätten einen Bezugspunkt „zur Industrie und zu den Menschen, die damit in Verbindung stehen“.

 
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