Als Extrem ist jedes Wetter schädlich: Obwohl der Grettstädter Gemeindewald längerfristig unter Trockenheit leidet, "saufen" manche Bäume derzeit ab, im Gewittersommer. Da sich die Staunässe in den überfluteten Bereichen länger hält, denkt Revierleiter Haiko Beisswenger dort an die Pflanzung von Erlen. Ansonsten ist das Gießen von oben eher erfreulich.
Der Vertreter des Forstwirtschaftsunternehmens Blauwald hat derzeit einige Sorgen, von denen er im Gemeinderat berichtete. 67 Prozent des Einschlags von 2023, der 2065 Festmeter betrug, waren schadhaftes "Kalamitätenholz".
Allein im Gochsheimer Wäldchen mussten 168 Festmeter geschlagen werden. Dort leiden die namensgebenden Bäume am Eschentriebsterben. Sorgen bereitet den Forstexperten auch der Eichenprachtkäfer: Der grünlich schimmernde Schädling wütet besonders gerne in alten, gesunden und gut gepflegten Eichenbeständen, wenn auch noch nicht im eigenen Revier. "Wir haben ein Riesenproblem vor der Haustür", befürchtet Beisswenger, der auf die Dominanz betagter, bis zu 150 Jahre alter Eichen im Gemeindewald verweist. Noch trete das Insekt dort nicht in der Fläche auf. Werde das Krisenszenario Wirklichkeit, müsse befallenes Holz mindestens 500 Meter aus dem Wald geschafft werden.
Es gibt auch Erfolgsmeldungen, mit 48 Hektar "Rekordpflege" und einer ebenfalls rekordverdächtigen Neupflanzung von 24.650 Bäumen. Der Überschuss bei den Einnahmen war mit rund 46.000 Euro knapp halb so hoch wie erwartet, unter anderem durch den nötigen Mehreinschlag und Abschlagszahlungen.
Auf sich warten lässt weiterhin die neue Forsteinrichtung, von der sich Grettstadt 50 Prozent Förderung verspricht. Zuvor braucht es eine Inventur des Waldzustands, an 436 Meßstellen, die wohl erst im Sommer 2025 kommen wird, inklusive Drohnenbefliegung. "Die Mühlen mahlen langsam", sagte Blauwald-Betriebsleiter Thomas Venus, mit Blick auf die bayerischen Behörden, wo ein Personalwechsel für Verzögerung gesorgt haben soll.
Es drohen drei Jahre Verzug: "Die Alternative wäre, auf 50.000 Euro Förderung zu verzichten", sagte Haiko Beisswenger. Die neue Forsteinrichtung soll dann, mit Blick auf den schwer vorherzusagenden Klimawandel, nur noch für zehn statt wie bisher zwanzig Jahre gelten. Die Gemeinde will Biotopbäume ebenso wie naturnahe Flächen hegen.
Stichwort Eichenprachtkäfer. Er verstehe nicht, dass trotz der den Eichenwäldern drohenden "Abwärtsspirale" immer noch gesunde Eichen geschlagen würden, meinte Gemeinderat Günter Birkner: "In fünf Jahren schlagen wir nur noch Schadholz."
Durch den Klimawandel sei der Käfer von einem Sekundär- zum Primärschädling geworden, sagte Thomas Venus – der nicht mehr nur vorgeschädigte Bäume befällt. "Die einzige Rettung ist die Durchforstung", so der Blauwaldvertreter. "Wir müssen die Wälder verjüngen", bestätigte Haiko Beisswenger, der das Problem mit der Ausdauer von Fußballmannschaften verglich: "Ich kann nicht die Alten in der Hitze spielen lassen."
Die Förderung klimaresistenter Baumarten geht ebenfalls weiter. Auch wenn es künftig statt Fichtenburschen nicht mehr nur "Tannen- und Esskastanien-Burschen" geben soll, wie es André Müller formulierte. Am Ratstisch war scherzhaft von "Douglasien-Burschen" die Rede.
Für 2024 wird ein Überschuss von 96.245 Euro erwartet, geplant sind 1950 Festmeter Einschlag. Beim Laubstammholz erlebe man derzeit Unsicherheit auf dem Markt, hieß es im Ausblick von Thomas Venus, was auch den Schädlingen geschuldet ist. Unterm Strich erwartet er ein "zufriedenstellendes Forstwirtschaftsjahr." Andreas Schech fragte nach den Ergebnissen der Schwammspinnerbekämpfung vor einigen Jahren, bei der unter anderem ein Virus getestet worden war. Das Resultat war laut Beisswenger "durchwachsen". Sowohl der Jahresabschluss 2023 als auch die Planung 2024 erhielt eine Gegenstimme, von Günter Birkner.