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SCHWEINFURT
Im Ausschnitt das Ganze darstellen
Kathedralen: Den Aquarellen von Hans Olde dem Jüngeren ist die Kabinettausstellung in der Kunsthalle gewidmet.
Foto: Katharina Winterhalter | Kathedralen: Den Aquarellen von Hans Olde dem Jüngeren ist die Kabinettausstellung in der Kunsthalle gewidmet.
Katharina Winterhalter
Katharina Winterhalter
 |  aktualisiert: 13.02.2015 16:09 Uhr

Gut 60 Jahre, nachdem Claude Monet seine berühmte Serie der Kathedrale von Rouen gemalt hat, wagte sich der Maler Hans Olde der Jüngere auch an dieses Thema.

Mit einem großen Unterschied: Während Monet diese eine Fassade unter unterschiedlichsten Licht- und Wetterbedingungen darstellte – mehr an der Atmosphäre als am Bauwerk interessiert –, war der 1895 geborene Olde fasziniert von den Meisterwerken gotischer Baukunst und malte unzählige auf seinen Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Belgien, Spanien und Deutschland.

Eine Auswahl der rund 40 Aquarelle umfassenden Serie ist nun in der Kunsthalle zu sehen, im „Kabinettchen“ in der Sammlung Joseph Hierling im Tiefparterre. In den 1990er Jahren waren die Kathedralen schon einmal ausgestellt: in der Galerie, die der Kunstliebhaber Hierling damals in Schwabing führte. Ein paar Jahre vorher war Hans Olde gestorben. Für ihn waren die Aquarelle noch unverkäuflich, nach seinem Tod konnte Hierling sie erwerben – und außerdem im Lauf der Jahre zwölf Gemälde des Künstlers, der sich erst spät für die Kunst entschieden hatte.

Der Titel der kleinen Ausstellung „...in einem Ausschnitt das Ganze darstellen“ deutet schon an, um was es Olde ging. Ihn interessierte nie die Gesamtansicht der eindrucksvollen Kirchen, sondern ein möglichst individueller Ausschnitt, in dem sich der charakteristische Baustil widerspiegeln sollte. Im Mittelpunkt steht meistens die Fassade, die Türme sind immer angeschnitten. Dank der gut lesbaren Ortsnamen kann der Betrachter die Kathedralen immer gut verorten.

Auch wenn die jetzt ausgestellten Blätter das nur bedingt nachvollziehen lassen: Hans Olde konnte das Licht und die Farben des Südens wunderbar einfangen, selbst auf Ölgemälden scheinen das Blau der Berge, das Grün der Pflanzen, das Gelb der Blumen und Häuser zu vibrieren. Bei den steinernen Fassaden musste er die Farbe sparsamer einsetzen, aber wo er es tat, leuchtet sie. Die hellgrünen Blätter eines Baumes hingetupft, eine Portal rot, ein Turm blau koloriert, manchmal genügten ihm drei bis vier rote Linien als farbiger Akzent. Die unzähligen Details der gotischen Fassaden deutete er mit schnellem Pinsel meist nur an.

Kuratorin Andrea Brandl hat den Kathedralen ein Selbstbildnis des Malers aus dem Jahr 1965 beigestellt. Olde malte sich in Künstlerpose mit Pinseln in der Hand. Wie bei anderen Selbstporträts auch schaut er ernst und streng auf den Betrachter. Die kleine monografische Ausstellung wird ergänzt durch das Ölgemälde „Nähende Frau des Malers“ (1950/51), das in der Dauerpräsentation der Sammlung hängt.

Man weiß, dass seine Frau Anita in der Nachkriegszeit mit gebatikten Stoffen zum Familienunterhalt beitrug. Auf dem Bild trägt sie ein farbiges Band im Haar, ein schöner Stoff liegt auch im Hintergrund. Das Gemälde verrät, wie Olde und seine zweite Frau in Gauting bei München lebten. Auf einem marokkanischen Tischchen steht ein blau-weiß gemustertes Service, ein Sessel drängt sich einladend in den Vordergrund, aber Anita Olde scheint keine Zeit für Muße zu haben, konzentriert widmet sie sich ihrer Arbeit.

 
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