Vernetzung, das ist fast schon ein Synonym für die Industrie-und Handelskammer (IHK). Rund 62 000 Unternehmen gehören zur IHK Würzburg-Schweinfurt, die sich als Motor und Motivator für die Region sieht. Seit Donnerstag steht Otto Kirchner, Chef der Fränkischen Rohrwerke Königsberg an der Spitze. Er folgt Dieter Pfister (Maincor) nach, der ihn mit Klaus D. Mapara (Krick-Verlag) als Vize unterstützt.
Der Stabwechsel war Anlass zu einem Festakt im Konferenzzentrum, Gelegenheit zur Vernetzung auf die klassische Art. Es ging aber auch um Politik, Veränderungen, Kritik. Und die Frage, was in den Augen der Unternehmer schief läuft. Einige Wünsche haben die Festredner, allen voran Erich Schweitzer, Präsident des deutschen Industrie-und Handelskammertages (DIHK). Auch ihm geht es um Vernetzung. Die IHK biete nicht nur Beratung und Unterstützung, sie stehe für Standards in der Ausbildung. Das duale Ausbildungssystem in Deutschland sei einmalig. Um dieses System aufrecht zu erhalten, bedarf es allerdings der Pflichtmitgliedschaft in der IHK. Ausbildung sieht Schweitzer als wichtige Zukunftsaufgabe. Sein Vorschlag: Auch für Gymnasiasten eine Berufsorientierung bieten. „Nicht nur für Uni und Einstein ausbilden“ Schweitzer kritisierte die Steuerpolitik, besonders Vermögens- und Erbschaftssteuer: Wird die Substanz besteuert, fehlt Geld für Investitionen. 2020 werden 6 Millionen Arbeitskräfte fehlen, sagt er. „Wir brauchen mehr Zuwanderung, dafür brauchen wir eine Willkommenskultur.“ Um Leuten beim Einstieg hier zu helfen, sei die IHK der richtige Ansprechpartner.
Vernetzung, das ist auch dem scheidenden Präsidenten Dieter Pfister wichtig. Wissenschaft und Wirtschaft zusammenzubringen, war eines seiner Steckenpferde. Mit Wehmut blickt er auf seine Amtszeit zurück: „Ich war mit Leib, Seele, Herz und Leidenschaft engagiert.“ Mit der bayerischen Politik ist er noch nicht ganz zufrieden, sagt er, auch in Richtung Staatssekretär Gerhard Eck im Publikum. „Bayern ist groß, es hört nicht hinter Nürnberg auf.“ Was halten Sie von Otto Kirchner, die Frage wurde Pfister kurz nach der Wahl gestellt. „Viel“, sagt er.
Gerhard Eck sieht den Mittelstand als Motor und Rückgrat der wirtschaftlichen Entwicklung, gerade hier in der Region sei der Mittelstand eine Säule des Erfolges. Auch für die Gesellschaft sei die Arbeit der IHK von großer Bedeutung. Die IHK schätze er auch als gelegentlich mal kritischen, aber verlässlichen Partner der Politik.
Otto Kirchner hat in seiner Antrittsrede einige Ideen und Ziele für die Zukunft. Die Region darf nicht verkehrstechnisch abgehängt werden und auf der Strecke bleiben, fordert er. Die B 26n sei wichtig, aber auch Würzburg als Verkehrsknotenpunkt für Bahnverkehr. Der i-Campus an der FHWS sei eine gelungene Sache, trotzdem müssen die Hochschulen weiter ausgebaut werden. „Da müssen wir uns an der Wade des bayerischen Löwen festbeißen.“ Wie Erich Schweitzer sieht Otto Kirchner die Energiewende als problematisch an. Er fragt sich, ob es sinnvoll ist, Grafenrheinfeld abzuschalten und den Energiebedarf dann wahrscheinlich auch mit Atomstrom zu decken, der aus nicht so sicheren Anlagen außerhalb Deutschlands kommt. Die Wirtschaft braucht schwankungsfreien und bezahlbaren Strom, fordert er. Auch, damit Bayern die Industrielokomotive Deutschlands bleibt.
Präsidialmitglieder für den Bezirk Schweinfurt sind Werner Christoffel (Christoffel einrichten), Manfred E. Neubert (SKF), Christoph Sahm Fresenius, Caroline Trips (Trips Grafenrheinfeld)