Einem ganzjährigen Austausch, wie es Peter Kippes von der Schweinfurter IG Metall betonte, folgte am Mittwoch nun auch der persönliche Besuch von Jörg Hofmann, dem ersten Vorsitzenden der IG Metall. Hofmann zeigte sich gut aufgelegt in Schweinfurt. "Es ist schön, auch endlich mal wieder Menschen von Angesicht zu Angesicht sehen zu dürfen", findet er. Nach etlichen Online-Meetings vermisse er den direkten Kontakt zu den Menschen. Kippes zeigte sich stolz über Hofmanns Besuch. Das zeige auch auf, dass es nicht immer Städte wie Berlin oder Hamburg sein müssen, die hochrangige Besuche und die nötige Aufmerksamkeit bekommen. Da sieht er etwa in der politischen Landschaft deutliche Defizite.
Beim ganztägigen Besuchsprogramms für Hofmann bei SKF in Schweinfurt, wurde am Vormittag das Werk 3 besucht, in dem sich der Vorstand der Metaller das Sven-Winquist-Test-Center und die Großlagerfertigung in der Hans-Böckler-Straße ansah. Hofmann zeigte sich angetan und lobte den Zukunftsstandort Schweinfurt. "Gerade in der Krise sind Investitionen für die Zukunft wichtig ist", erklärt er.
Leistungsfähigstes Großlager-Prüfzentrum der Welt
Beim vor drei Jahren eingeweihten SKF-Sven-Wingquist-Test-Center handelt es sich um das leistungsfähigste Großlager-Prüfzentrum der Welt. Viele Roboter sehe man da, berichteten Hofmann und Kippes, die darin aber nicht, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheinen könnte, eine Bedrohung für die menschlichen Arbeitskräfte sehen. Modernste Technologie brauche auch Fachkräfte, die diese bedienen können.
Den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer angesichts der Corona-Pandemie sieht Hofmann in der Metallindustrie als vorbildlich an. "Wenn überall solche Maßnahmen wie hier getroffen würden, hätten wir gerade nicht solche Probleme", ist er sich sicher. Von größeren Corona-Ausbrüchen in den Betriebsstätten der Branche ist man bisher auch bundesweit weitestgehend verschont geblieben, berichtet Hofmann.
Was die nächsten Wochen, angesichts der Pandemie-Situation, auf die Belegschaft zukommt, konnte freilich auch Kippes noch nicht genau absehen. Über einen Podcast werden die Mitarbeiter schon seit Monaten auf dem Laufenden gehalten. Noch am Vortag, bevor der Inzidenzwert in der Stadt über die 50er-Marke schoss, gingen in Schweinfurt etwa 3000 Beschäftigte, unter anderem von SKF, im Zuge der bayernweiten Aktionswoche der IG Metall zum Protestieren vor die Werkstore. Man befürchte, die Unternehmen könnten die Corona-Krise ausnutzen, um Kosten einzusparen, dabei die Produktion zu verlagern und Personal an den Standorten abzubauen.
Zufrieden mit den Protesten
Trotz den durch die angespannte Corona-Lage in der Stadt etwas heiklen Zeitpunkt, zeigt sich Kippes auch am Tag danach noch zufrieden mit den Protesten, die seinem Eindruck nach verantwortungsvoll über die Bühne gingen. "Ich denke trotzdem, dass sich dort gut an die Abstände und Maskenpflicht gehalten wurde", meint er.
Am Nachmittag stand für Hofmann noch der Besuch des Werk 2 auf dem Programm, in dem speziell das SKF-World-Class-Channel, die digitale, vollautomatisierte und vernetzte Produktionslinie für Großlager-Rollen des Automobilzulieferers, besichtigt wurde. Im Anschluss stand ein Austausch mit den Betriebsräten und Vertrauensleuten der IG Metall auf dem Programm und zum Abschluss ein Gespräch mit der SKF-Geschäftsführung.