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GRAFENRHEINFELD
„Ich war ein cooler Spuler“
Umjubelt: Werner Schmidbauer und Martin Kälberer in der Kulturhalle Grafenrheinfeld.
Foto: Martina Müller | Umjubelt: Werner Schmidbauer und Martin Kälberer in der Kulturhalle Grafenrheinfeld.
Von unserer Mitarbeiterin Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 14.03.2014 17:58 Uhr
Fotoserie

Genüsslich schildert Werner Schmidbauer in allen Einzelheiten, wie das früher so war mit dem Lieblingssong und dem Kassettenrecorder. Das Publikum, von den Generationen her überwiegend erfahren im Umgang mit diesem Gerät, amüsiert sich köstlich.

In Scharen ist man in die ausverkaufte Kulturhalle gepilgert, um das Duo Schmidbauer & Kälberer live zu erleben. Bereits der Auftrittsapplaus macht klar, welche Sympathien den beiden bayerischen Weltmusikern entgegenschlagen.

Seit November sind sie mit ihrem aktuellen Programm „Die Momentnsammler“ unterwegs, feiern damit auch ihr 20-jähriges gemeinsames Bühnenjubiläum.

An diesem Abend erklingen alte und ganz neue Lieder, manches, so Schmidbauer, ist noch nie live gespielt worden. Doch vertraut klingt irgendwie alles, dennoch hat jeder Song einen eigenen Charakter. Da plaudert Schmidbauer unterhaltsam aus seinem Leben als mehr begeisterter denn sportlicher Mountainbiker, um dann musikalisch zauberhaft auf ein Nebelmeer zu blicken. Sanft plätschert die Gitarre, Kälberer liefert dazu feine perkussive Akzente und Piano-Sounds. Die Loop Station ermöglicht riesige orchestrale Effekte ohne Playback, intensiv und berauschend kann da die Wirkung sein. Dabei setzen die beiden Erzmusiker auf typische harmonische Abfolgen, die derartige Songs eingängig machen. Schnell stellt sich ein kuschelig-vertrautes Wohlgefühl ein, das von Emotionen und textlichen Identifikationsmöglichkeiten begleitet wird.

Längst vergangene Zeiten sind da ein Thema, die Liedermacher musizieren über verlorene Liebe(n), Glück, eigene Wege, Reichtum und Armut, Elend, Betroffenheit, Zynismus, Toleranz und den Traum von einem Leben in Frieden. Die Vielfalt an Klängen und Farben, an Dramatik und Intensität, die durch einen scheinbar mühelosen Umgang mit einem vielfältigen Instrumentarium entsteht, ist opulent. Schmidbauer zeigt einen virtuosen Umgang mit Gitarren und Mundharmonika und singt auch noch gut, Kälberer beherrscht vom Hang über Melodika, Mandoline, diverse Schlaginstrumente bis zum Piano (er ist studierter Jazz-Pianist) ungefähr alles – so der Eindruck.

Fast alle Lieder sind selbst geschrieben, ein weltumspannendes, dennoch heimatverbundenes Lebensgefühl ist das musikalische Ergebnis. Das Publikum lässt sich gerne einbeziehen, als Rhythmusgruppe oder als Doppel-Chor bei „I bin unterwegs – I geh oiwei weida!“. Starke Momente entstehen da mit diesen „Momentnsammlern“, die ohne große Bühnenshow einfach sich selbst, ihre Musik, ihre Poesie einbringen.

Keine ehrfürchtige Schwelle trennt hier Künstler und Konzertbesucher, nach Standing Ovations und Zugaben kehrt fast so etwas wie Wehmut ein über den bevorstehenden Abschied von zwei Menschen, die ihre Kunst professionell zu handhaben wissen. Wer möchte, kann sich zum Schluss per Handschlag von Schmidbauer& Kälberer verabschieden. Und eine alte Dame wünscht den beiden „Bleiben's gsund!“.

 
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