Als „Finale am Ende des Kirchenjahres“ und als Fest, auf das alles zuläuft, bezeichnete Pfarrvikar Andreas Kneitz den Christkönigs-Sonntag, den die Katholiken Ende November am letzten Sonntag des Kirchenjahres begehen. Eingeführt im Heiligen Jahr 1925, nach dem Ende der Monarchien und wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, wird an diesem Tag die Königsherrschaft Christi gefeiert. In der Schweinfurter Heilig-Geist-Kirche besang und huldigte die Gemeinde Christus als König des Friedens.
Einen besonders festlichen Charakter bekam der Gottesdienst durch die musikalische Umrahmung des Vokalensembles Heilig Geist. Unter der Leitung von Kantor Martin Seiwert hatten die Sängerinnen und Sänger Werke aus dem 16. und 19., vor allem aber aus dem 20./21 Jahrhundert einstudiert.
Giovanni Pierluigi da Palestrinas Motette „Exultate Deo“ füllte als festliches Beispiel edelster Vokalpolyphonie des 16. Jahrhunderts den Kirchenraum, jubilierend, dennoch schlank und durchsichtig in der Interpretation, mit klarer Linienführung. Die hellen Frauen- und kernigen Männerstimmen des Ensembles, alle bestens geschult und sicher im Sitz, gaben auch Charles Villiers Standfords 300 Jahre später entstandenem „Justorum animae“ den adäquaten stimmungsvollen Rahmen.
Fein und differenziert war hier die Ausarbeitung gelungen, die einkomponierten Dissonanzen konnten weidlich ausgekostet, dramatische Stellen mit großer Dynamik abgesetzt werden.
Die mühelosen Höhen und Tiefen der Stimmen im Ensemble ermöglichen es dem Vokalensemble Heilig Geist Werke mit großem Ambitus auszuführen; die Fähigkeit zu größter Zurückhaltung und größtmöglicher Steigerung lassen dramatische Textausdeutungen zu. Auch John Rutters zeitgenössisches kurzes „Amen“ kam sehr emotional, mit wunderbar gestalteten Bögen und großem Atem – schön, wie die musikalische Architektur des Werkes hör- und nachvollziehbar erklang.
Pfarrvikar Kneitz griff in seiner Predigt den Begriff der Barmherzigkeit auf: Gut eine Stunde vor dem Gottesdienst in Heilig Geist war in Rom die Heilige Pforte zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit geschlossen worden. „Soll es das dann mit der Barmherzigkeit gewesen sein?“, fragte Kneitz und gab sogleich die Antwort: Niemand wolle das, denn die Menschheit schreie in der heutigen Zeit geradezu nach der Barmherzigkeit Gottes. Der Christkönigs-Sonntag bilde mit seinem theologischen Hintergrund einen Kontrapunkt zu den Herrschaftssystemen und Ideologien der Welt.
Mit James Bierys gemäßigt moderner Komposition „Ubi caritas“ (Caritas = Nächstenliebe) bereicherte das Vokalensemble Heilig Geist diesen Gottesdienst ganz in diesem Sinne. Und auch dieser lebendig gesungene Beitrag überzeugte durch ausgezeichnete Deklamation, durch musikantische Gestaltung und einen gut ausgearbeiteten Schluss.
Elke Tober-Vogt