In der zweiten Jahreshälfte steht die Kunsthalle ganz im Zeichen des Informel. Die Dauerausstellung im Westflügel zeigt Arbeiten seiner wichtigsten Künstlergruppen wie ZEN 49, Quadriga oder junger westen. Jetzt wendet sich die städtische Sammlung einem Künstler zu, der auch wegen seiner Verbundenheit mit der ostasiatischen Kultur- und Gedankenwelt zu ZEN 49 fand.
Bis zum 17. Oktober sind in der Galerie im Quadrat 16 Gemälde und vier Installationen des zu Unrecht einer breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannten Hubert Berke (1908-1979) zu sehen. Der Weg zu dieser von Hausherrin Andrea Brandl kuratierten Retrospektive "Alles in Einem, Eins in Allem" führt entlang von Arbeiten des Informel, wo Berkes Bilder mit Werken von Georg Meistermann, Max Ackermann, Fritz Winter, Otto Ritschl oder Fathwinter korrespondieren.
Gleich am Eingang zeigt das in warmen Orange-, Braun- und Rotfarben gehaltene Bild "Herbstgedicht" den Einfluss Paul Klees, bei dem Berke 1932 an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert hat.
Intensiv mit Picasso beschäftigt
Von ihm geprägt, wendet sich Berke nach dem Zweiten Weltkrieg, auch unter dem Einfluss des Jazz, einer informellen Formensprache zu. In der Ausstellung wird auch deutlich, dass er sich Ende der 1940er-Jahre intensiv mit Picasso beschäftigt hat. Schließlich lösen sich die Formen immer mehr auf: Farbenspritzer, Fließspuren lassen den Malprozess ahnen.
In den 1960er-Jahren ist eine Rückkehr zur Figürlichkeit zu spüren, stark abstrahiert in "Eruption", in der der Betrachter eine Theaterszene erkennen vermag.
Der Nagel steht für einen Wunsch
Berke war ein Sammler aus Passion. Er hatte Spaß am Experiment, fügte die unterschiedlichsten Fundstücke auch aus der Welt der Technik zu kleinen spielerisch wirkenden Installationen, die im Zentrum des Ausstellungsraumes stehen. Auffallend die Nagelobjekte, wobei der Nagel in der ostasiatischen Welt für einen Wunsch steht, wie Kunsthallen-Mitarbeiter Jan Soldin anmerkt.
Das sehr umfangreiche Werk Berkes wird von seinen drei Kindern in einer Erbengemeinschaft betreut. Mit einer Reihe von Ausstellungen halten sie sein Werk in Erinnerung. Über den Münchener Galeristen Hans Maulberger kam die Ausstellung in der Kunsthalle zustande. Im Katalog beschäftigt sich Andrea Brandl auch mit den Glasarbeiten Berkes, die in Schweinfurt jedoch nicht zu sehen sind.
Mit der großen Präsentation des Informel ab Mitte September beschränkt sich die Kunsthalle mit zusätzlichen Ausstellungen in der Sparkasse und im Kunstsalong des Kunstvereins nicht allein auf ihre eigenen umfangreichen und wertvollen Bestände, sondern lenkt mit Arbeiten aus Nachlässen, privaten Sammlungen, Museen und Galerien auch den Blick auf eher unbekannte Künstler der Nachkriegszeit.