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Schweinfurt
Hotel Ross erkocht mit Riesenportion Paella einen Berg von Spenden
200 Portionen des spanischen Nationalgerichts hat die Küche des Traditionshotels in die Pfanne geworfen und an die Schweinfurter gebracht. Das Ergebnis hat alle überrascht.
Riesenmengen an Fisch, Garnelen, Hähnchen und natürlich Reis wurden für die Paella-Pfanne der Sondergröße im Hotel-Ross zubereitet. Für Bedürftige war die Portion zum Mitnehmen umsonst, andere ließen es sich für eine Spende schmecken.
Foto: Anand Anders | Riesenmengen an Fisch, Garnelen, Hähnchen und natürlich Reis wurden für die Paella-Pfanne der Sondergröße im Hotel-Ross zubereitet.
Thomas Starost
Thomas Starost
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:44 Uhr

Es ist eine schöne Geschichte in diesen mausgrauen, düsteren Zeiten. Eine helle Geschichte von Zusammenhalt und Solidarität, während ein Virus die Welt lähmt. Eine Geschichte, aus einer spontanen Idee, aus dem Zufall heraus entstanden, beiläufig heruntergefallen wie ein Apfel vom Baum. Draußen, im Nieselregen, hasten ein paar Passanten am Nachmittag durch die fast menschenleere Stadt, während im Restaurantbetrieb des Hotels "Ross" schon seit Stunden Hochbetrieb herrscht. Es wabert in zahlreichen Pfannen, vier Köche, zwei Azubis und der Juniorchef des Hauses, Julius Süß, wirbeln auf den 50 Quadratmetern – für den guten Zweck in der Corona Krise. Es gilt 200 Portionen des spanischen Nationalgerichts Paella zuzubereiten. Für bedürftige Schweinfurter Bürger mit Berechtigungsschein oder spendenfreudige Gourmets.

Jeder, der eine Portion an diesem Tag zur Abholung bestellt, kann dafür die Summe zahlen, die er geben möchte. Von 15 bis 19 Uhr reißt die Schlange der Interessenten nicht ab. Einer nach dem anderen, schön im Hygieneabstand und mit Maske, holt sich seine Portion ab. Man zahlt, lässt sich in das Spendenbuch eintragen und verlässt die "Ross-Stuben" durch den Hinterausgang zum Georg-Wichtermann- Platz hin. Nach mehr als vier Stunden geht die letzte Portion des Reisgerichtes über den Tresen. "Eine tolle Aktion mit Gourmet-Qualität", lobt ein weißhaariger Rentner, der sich als ehemaliger Oberarzt eines Schweinfurter Krankenhauses vorstellt. Gleich drei Portionen hat er bestellt und hinterlässt eine schöne Summe für die Spendenaktion in der Kasse.

Es bleibt ein weiteres, kleines, aber geschichtsträchtiges Puzzleteil in der Historie des Schweinfurter Traditionshotels. Seit mehr als 100 Jahren prägen Generationen und Persönlichkeiten der Familie Süß mit dem Hotel "Ross" das Schweinfurter Gastgewerbe. Immer auch solidarisch in Krisenzeiten mit den Schweinfurtern. Geboren wurde die Idee bereits vor einem Monat im engsten Familienkreis als Generationenprojekt um die 94-jährige Seniorin des Hauses, Eleonore Süß, den 68-jährigen Sohn Jürgen nebst Ehefrau Christine und den 33-jährigen Juniorchef Julius. "Wir wollten als Familie zeigen, dass in diesen schweren Zeiten die Solidarität mit der Gemeinschaft und der Zusammenhalt uns wichtig sind", erklärt die rüstige Seniorin das Projekt.

Das Personal in Kurzarbeit war sofort Feuer und Flamme

Zuerst wollte man einen riesigen Fischeintopf an die Diakonie oder die Theresienstube spenden. Nur war diese Idee in Zeiten von Corona nicht durchführbar. Gesundheitsamt und Verantwortliche befürchteten unkontrollierbare Menschenansammlungen. Die zündende Idee kam dann von der 34-jährigen Ehefrau des Juniorchefs, Franziska Süß. Die Sonderpädagogin arbeitet seit zwei Jahren als Lehrerin in einem Förderzentrum für Jugendliche mit problematischem, familiärem Hintergrund. Warum nicht eine Aktion starten, bei der jeder im Restaurant seine Portion Essen selbst abholen kann, mit Berechtigungsschein oder als Spende? Und wenn schon in großen Portionen, warum nicht eine "Paella" Reispfanne mit allem, was dazu gehört? Der Erlös würde dann zwischen Diakonie, Theresienstube und Jugendheim aufgeteilt.

Freuen sich über den Erfolg ihres Projekts für den guten Zweck (von links): Julius, Eleonore und Franziska Süß.
Foto: Anand Anders | Freuen sich über den Erfolg ihres Projekts für den guten Zweck (von links): Julius, Eleonore und Franziska Süß.

Die Geschichte war geboren, die Begeisterung wurde von dem seit Monaten beschäftigungslosen Personal in Kurzarbeit sofort mitgetragen. 30 Kilogramm Fisch, zwölf Kilogramm Garnelen, 35 Kilogramm Hähnchen und zwölf Kilogramm Chorizo Würste, nebst dem obligatorischen Reis fanden ihren Weg in Pfannen und Kochtöpfe. Insgesamt wanderten 200 Portionen des spanischen Nationalgerichtes in vier Stunden von 15 bis 19 Uhr über die Theke, also fast im Minutentakt. Dass die Aktion ein Treffer ins Schwarze war, zeigen nicht nur 3000 Euro an Spenden, die eingegangen sind,  sondern auch zahlreiche Dankesmails und positive telefonische Rückmeldungen, denen ein gemeinsamer Tenor zu Grunde liegt: "Hoffen wir, dass bald wieder eröffnet wird". 

 
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Kommentare
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  • E. B.
    Das war eine tolle Idee. Schade, dass ich es nicht gewusst habe.
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  • D. K.
    Ca. 90 kg Fisch und Fleisch für 200 Portionen, sind knapp 450g pro Person...das war mal ordentlich Einlage bei der Paella?!
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