
Wie man als Festival trotz Corona in aller Munde sein kann, zeigte das Schweinfurter Honky Tonk an den vergangenen vier Wochenenden eindrucksvoll. Im digitalen Format "honky tonk unplugged" gelang es corona-konform, regionalen Künstlern unter professionellen Produktionsbedingungen per Internet-Stream eine attraktive Plattform zu bieten.

Fast 10 000 Zuschauer waren laut Honky-Tonk-Veranstalter Ralf Hofmann bei den ersten drei Sendungen, in denen unter anderem die hiesigen Musik-Größen Matze Rossi, Steffi List und Mad Bob aufgetreten sind, zuhause an den Endgeräten mit dabei. Das Experiment ist geglückt, findet er: "Ein Riesenerfolg. Vor allem freut es mich für unsere Künstler, die einfach mal wieder ein Podium angeboten bekommen haben. Großartig, dass das bei den Menschen so gut angekommen ist."
Knapp zwei Stunden beste Samstagunterhaltung
Im Finale der Quadrologie hauten Hofmann und Co. in der knapp zweistündigen Sendung noch einmal richtig auf den Putz, wie es sonst eigentlich nur direkt in den Kneipen beim Honky Tonk möglich ist. Dafür kam auch eigens der mittlerweile in Leipzig lebende Honky-Tonk-Mitbegründer Dominik Brähler ins Studio, um zusammen mit Hofmann und Moderator Sven Schröter die letzten knapp drei Dekaden des Festivals noch einmal Revue passieren zu lassen. Heraus kam beste Samstagunterhaltung. Dafür wurde tief gekramt im Archiv, unter anderem mit diversen Fernsehbeiträgen zum Honky Tonk von Leipzig, Erlangen, Flensburg bis Schweinfurt.

Vier Bands, die in den letzten Jahren beim Honky Tonk auftraten, erzählten in Videobotschaften ihre Anekdoten und ihre Verbindung zur Kneipenfestivalreihe. Komplettiert wurde die "vorerst letzte honky-tonk-unplugged-Sendung", wie Schröter mehrfach vielsagend bemerkte, mit einem Best-Of der Auftritte aller Musiker, die im digitalen Format auftreten durften.
Wie alles mit dem Honky Tonk begann
Die zwei Macher nahmen die Zuschauer auch noch einmal mit kurzweiligen und unterhaltsamen Erzählung mit auf die Reise, wie alles mit dem Honky Tonk begann, das von Schweinfurt aus zu einer Festivalreihe im ganzen Land wurde – und sogar im Ausland, mit Stationen in den Schweizer Städten St. Gallen und Luzern und sogar im bulgarischen Plovdiv. "Wir waren eigentlich schon dem Untergang ein bisschen geweiht", blickte Brähmer zurück zu den Anfängen. Ziemlich "blauäugig" sei es losgegangen, doch entwickelte sich das Festival zur Erfolgsgeschichte. Nur deutsche Bundesliga-Städte hätten sich gar nicht als Honky-Tonk-Städte bewiesen, erklärten Hofmann und Brähler mit vielen augenzwinkernden und amüsanten Anekdoten. Dort sei sowieso schon alle 14 Tage am Spieltag Honky Tonk in der Stadt.

Zum Ende der Sendung wagte Hofmann noch einen vorsichtigen Ausblick. Der Fortbestand des Honky Tonk wird auch davon abhängig sein, wie es den Gastronomen und Partnern in den Honky-Tonk-Städten nach der Krise wirtschaftlich ergeht. Auch auf die Reaktion des Publikums, ob dieses bereit sein wird, auf engsten Raum zusammen zu feiern, ist Hofmann gespannt. "Wir sind optimistisch", sagt er. "Aber wir stehen sicherlich vor einer ganz schwierigen Situation."