Eine digitale Dorfchronik, die wachsen kann und gemeinsam aktualisiert wird: Mit dieser ursprünglichen Idee startete Martin Pfister eine Homepage für Schleerieth. Diese hat bereits weit mehr als geschichtliche Informationen zu bieten. Vor allem hofft der Macher, dass die "Schlerther" mitmachen, dass sie als Bürgerreporter oder beim DorfSignal über aktuelle Themen kommunizieren und so das Miteinander im Dorf fördern.
"Schlerth ist im Netz!" Nach monatelanger Vorarbeit haben Vater und Sohn, Martin und David Pfister, die dorfeigene Webseite freigeschaltet. Unter www.schleerieth.de haben sie bereits zahlreiche Inhalte eingestellt. Die Idee dahinter: "Wir als Dorfgemeinschaft wollen die Vorzüge der digitalen Welt nutzen", nämlich, dass praktisch jede Information jederzeit und überall verfügbar ist. Und diese soll von Schlerthern für Schlerther kommen – so der umgangssprachlich Name der 450 Einwohner. Allerdings sollen nur solche Inhalte eingestellt werden, die auch wirklich wissenswert sind.
Gemeinsam eine Dorfchronik schreiben
Eine Dorfchronik geschrieben und als Buch veröffentlicht hat Hobbyhistoriker Martin Pfister bereits. Allerdings über den Nachbarort Eckartshausen, gemeinsam mit zwei Freunden und das schon vor 25 Jahren. Weil er aber mit Sokrates weiß, "die Geschichte endet nicht mit uns", und weil nach einer Drucklegung oft weitere historische Aufzeichnungen auftauchen, hält er eine Dorfchronik zum Fortschreiben im Internet für praktikabler.
Der 56-Jährige, der beruflich beim Amt für Ländliche Entwicklung arbeitet, hat für die Schleeriether Online-Chronik schon einiges zusammengetragen und auf die Homepage gestellt. Beispielsweise tauchen unter dem Icon "Unser Dorf" bei der "Dorfgeschichte" üppige Einträge auf, sind Biographien von Ehrenbürgern aufgeschrieben oder historische Dokumente aus der Kirchturmkugel abgebildet und übersetzt.
Extrem spannend, auch für Laien
"Das ist extrem spannend, auch für Laien", meint Martin Pfister. Etwa von 1770 dort zu lesen, dass "eine endsetzliche Theurung und Hungers Noth" war, die Leute mangels Getreide "Erdäpfel, Kolaraben, Quetten und dergleichen gedörret, gemahlen, und dann Brod daraus gebacken". "Die Arme haben vor deren Haus-Thüren knyend weynend gebetten, um nur einen einigen Bissen Brod. Es seyet würcklich viele Menschen dieser Zeit für Hunger gestorben."
Pfisters Hoffnung ist, dass über das Online-Portal auch bei der jüngeren Generation Interesse für die Vergangenheit geweckt wird. Oder dass vielleicht noch irgendwo alte Aufzeichnungen schlummern, die für die digitale Dorfchronik zur Verfügung gestellt werden. So wie sie im kürzlich gefundenen Lehensbuch von 1695 aufgetaucht sind.
Aber nicht nur Vergangenes, sondern auch Gegenwärtiges und Aktuelles – wie den Totopokalsieg der SG Eschenbachtal Schleerieth – stellt Martin Pfister auf die Homepage, die sein Sohn David, von Beruf Wirtschaftsinformatiker, gebaut hat. Natürlich gehören auch Vereine, Firmen und Gastronomie auf die Webseite, auch die Kirche hat ihren Platz. Unter "Bemerkenswertes" sind der Obstlehrpfad dabei, die Kelterei und der Lehrbienenstand.
Ein Forum für Schleeriether Informationen
Vor allem hofft Pfister, dass die Homepage ein Forum für Schleeriether Informationen wird. Unter dem Icon "Bürgerreporter" könne man seine Begeisterung, seinen Unmut oder einfach nur seine Meinung über Gegebenheiten im Dorf mitteilen, meint er. Man könne Ideen und Vorschläge, Änderungen oder Verbesserungen einbringen, oder eben Wissenswertes, das nicht verloren gehen sollte.
Damit kein "Wildwuchs" entsteht, ist es für User notwendig, sich auf der Website als "Reporter" anzumelden und sich den Zugang von Webmaster Pfister freischalten zu lassen. Schleerieth sei ja ein kleines Dorf, jeder kenne jeden, da sei das machbar. "Ich habe zum Beispiel vom Obst- und Gartenbauverein aus eine Streuobstwiese nicht gemäht, um ein Winterquartier für Insekten zu bieten. Ich kann mich als Bürgerreporter anmelden und das erklären."
Aufgenommen hat Pfister auch den als sicher geltenden Messengerdienst Signal und dort eine Gruppe "Schlerther DorfSignal" eingerichtet. Übers Handy könnten so schnell Informationen weitergeleitet werden. "Das kann beispielsweise für eine Nachbarschaftshilfe verwendet werden."
Verlinkt ist die Webseite auch mit dem Instagram-Auftritt der Dorfgemeinschaft Schleerieth @schleerieth. In diesem Feed finden sich frei zugängliche Instagram-Beiträge unter dem Hashtag #schleerieth sowie Bilder, die dem dorfeigenen Account hinzugefügt wurden. Gerade die jungen Leute will Pfister damit ansprechen. "Ich bin gespannt, ob die Homepage genutzt wird und ob auch Diskussionen aufkommen", meint der Webmaster.