Der Bund Naturschutz fordert bekanntlich seit geraumer Zeit die Ausweisung eines Nationalparks auf dem Gebiet des Staatsforstbetriebs Ebrach im nördlichen Steigerwald. Der Verzicht auf die nachhaltige Nutzung der dortigen Buchenwälder sei absurd, sagen die in der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher zusammengeschlossenen Betriebe der Holzindustrie. Sie bestehen laut einer Pressemitteilung darauf, das heimische Holz weiter nutzen zu können. Denn durch ihre naturnahe Waldbewirtschaftung leiste die deutsche Forst- und Holzwirtschaft einen bedeutenden Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz.
Anlass für die jüngst erneut erhobene Forderung nach Einrichtung eines Nationalparks durch den Bund Naturschutz (BN) war die vom Bundesamt für Naturschutz in Auftrag gegebene Studie zur natürlichen Waldentwicklung als Ziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (wir berichteten).
Die Ergebnisse der Studie erwecken den Eindruck, als erfülle Deutschland die selbstgesteckten Ziele seiner nationalen Biodiversitätsstrategie nicht. Vor allem in Bayern gebe es große Defizite in Hinblick auf die Naturnähe und die Artenanzahl von Pflanzen und Tieren in den dortigen Wäldern, so der BN. Die Naturschützer sehen in einem Buchen-Nationalpark im nördlichen Steigerwald „einen wichtigen ersten Schritt“, um die von der Bundesregierung auferlegten Ziele zu erreichen.
Denny Ohnesorge von der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR) ist sich sicher, dass die Wälder in Nordbayern auch ohne umfangreiche Nutzungseinschränkungen naturnäher und artenreicher werden: „Anstatt großräumige Schutzgebiete zu planen, sollten sich Bund und Länder auf die Förderung einer effizienten und nachhaltigen Nutzung unserer heimischen Ressourcen konzentrieren.“
Dabei ist Ohnesorge nicht grundsätzlich gegen Schutzgebiete. Er appelliert jedoch, pauschale Flächenstilllegungen per Gesetz als vermeintliche Naturschutzmaßnahme zu überdenken. Denn: „Nicht die Größe und Anzahl der geschützten Flächen ist für eine nachhaltige Waldentwicklung entscheidend, sondern die Art und Weise, wie die Fläche genutzt wird.“
Die Arbeitsgemeinschaft fordert die Landesregierung daher auf, die nachhaltige Nutzung der Ressource Wald besonders im Hinblick auf Klimawandel, Artenvielfalt und das gesellschaftliche Interesse sicherzustellen und von weiteren Nutzungsbeschränkungen abzusehen.
Mehr als 18 Prozent der deutschen Waldfläche stünden bereits unter strengem Schutz und dürften nur eingeschränkt bewirtschaftet werden. Hinzu komme bereits ein Anteil von fünf Prozent der deutschen Wälder, die überhaupt nicht forstwirtschaftlich genutzt würden. So verzichteten bereits viele der zwei Millionen deutschen Waldeigentümer freiwillig – aus ökologischen, ideellen oder auch rein wirtschaftlichen Gründen – auf die Bewirtschaftung eines Teils ihres Eigentums.
Für Ohnesorge machen die Forderungen des BN nach einem Nationalpark deshalb überhaupt keinen Sinn. Er ist studierter Forstwirt und empfiehlt, sich die Ergebnisse der Studie genauer anzuschauen. Seine Kritik: Bei der Berechnung der nicht genutzten Waldfläche berücksichtigten die Forscher nur rechtlich geschützte Gebiete wie Nationalparks. Dabei heißt es in der Biodiversitätsstrategie der Bundesrepublik: „Zum angestrebten Flächenanteil von Wäldern mit natürlicher Waldentwicklung tragen sowohl Schutzgebiete als auch Flächen außerhalb von Schutzgebieten bei.“
Ziel längst mehr als erfüllt
Demnach, so der Experte, läge die tatsächliche Fläche der bereits ungenutzten Waldgebiete heute schon höher als die vom Bundesamt für Naturschutz gemeldeten Zahlen. Somit sei das Ziel der Biodiversitätsstrategie, auf fünf Prozent der deutschen Waldfläche eine natürliche Entwicklung zu gewährleisten, längst mehr als erfüllt.
Ohnesorges Fazit fällt in der Pressemitteilung wie folgt aus: „Schluss mit weiteren Flächenstilllegungen! Ein Nationalpark im Steigerwald ist nicht zielführend und bringt keine Vorteile – nicht einmal für die Natur.“
Die AGR
Die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR), ein eingetragener Verein, ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Unternehmen und Verbänden der Rohholz verbrauchenden Branchen in Deutschland und den angrenzenden Ländern. Die AGR setzt sich im Dialog mit Vertretern aus Medien, Wirtschaft, Politik sowie Forschung und Lehre für eine optimale Versorgung ihrer Mitgliedsunternehmen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz ein. Text: novo
Hier reckt einer seine Brust heraus und betont, wie sehr seine Organisation Naturschutz betreibe. Das Gegenteil ist der Fall, wie man gerade in den Wäldern sehen kann, in denen es noch etwas anderes als Stangenholz gibt. Da ist die Lobby der Sägespänler mit großer Gier und Raffinesse vertreten, geht es doch ums "Eingemachte" mit dem €-Zeichen.
Den Begriff der Nationalen Biodiversitätsstrategie hat der Herr Ohnesorge jetzt auch entdeckt, doch was dahinter steckt, hat er nicht verstanden. Es geht nicht darum, Stäggäläswälder in Privatbesitz, die zufällig mal nicht abgesägt werden, als Nationales Naturerbe zu definieren, sondern die Flächen, auf deren Boden tatsächlich noch ein Wald stockt, der diesen Namen auch verdient. Und das vielgerühmte Bayern ist mit 2,5 % Naturwaldfläche wieder einmal Schlusslicht.
Auf der en Homepage rohholzverbraucher.de findet man folglich unzählige Pressemittelungen, die verkünden wie unnötig Schutzgebiete sind, wie die Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie angeblich längst übertroffen wurden, man doch wieder viel mehr Nadelhölzer anpflanzen sollte um das Welt-Klima zu retten, wie knapp & teuer Brennholz werden wird und wie toll die Holzindustrie halt doch auch sonst noch so im Allgemeinen ist.
Klar, das ist ja auch der Job einer Lobbygruppe die mit dem Rohstoff Holz ihr Geld verdient. Daher sollte man der PR-Meldung aber auch nicht zu viel Aufmerksamkeit beimessen ;o