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SCHWEINFURT
Hoffnung auf ein freies Kurdistan: Über 230 demonstrieren
Bei der Kundgebung auf dem Schillerplatz wurde auch die kurdische Hymne gesungen FOTO Elke Tober-Vogt
| Bei der Kundgebung auf dem Schillerplatz wurde auch die kurdische Hymne gesungen FOTO Elke Tober-Vogt
Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:53 Uhr

Ein buntes Meer an kurdischen und deutschen Fahnen wehte am Samstag in Schweinfurt. Die laut Polizei rund 230 Teilnehmer waren einer Einladung der Kurdischen Gemeinde Schweinfurt zu einer Kundgebung anlässlich des bevorstehenden Unabhängigkeitsreferendums in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak gefolgt. Gesichert wurde die weitestgehend ruhig verlaufende Veranstaltung durch ein starkes Polizeiaufgebot.

„Freiheit für Kurdistan“ skandierten die teilweise traditionelle Newroz-Festkleidung tragenden Menschen. Nach einem kurzen Auftakt am Georg-Wichtermann-Platz mit Schweigeminute für die im Kampf gefallenen Landsleute begaben sie sich auf einen Zug zum Schillerplatz. Gefordert wurden auch ein Ende des Terrors, Solidarität mit Kurdistan und ein Ende faschistoider Bewegungen.

Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde Schweinfurt, Cinar Osman, begrüßte in seiner Rede den Beschluss eines Unabhängigkeitsreferendums ebenso wie der stellvertretende Bundesvorsitzende, Mehmet Tanriverdi.

Ein runder Tisch mit Beteiligten aus 14 Minderheiten habe unter Leitung des Präsidenten der kurdischen Autonomiegebiete, Massud Barsani, die völkerrechtlich gedeckte Entscheidung im Einklang mit der irakischen Verfassung getroffen, nachdem die Idee einer föderalen Struktur im Irak gescheitert sei. Das Referendum sei ein friedlicher Schritt hin zum Selbstbestimmungsrecht.

Osman und Tanriverdi sprachen von der Hoffung auf ein Ende von Völkermord, Vertreibung und Chaos. Sie verliehen dem Wunsch auf eine Zukunft in einer stabilisierten Region, auf Respekt, Anerkennung der Eigenständigkeit durch die Staaten der Welt Ausdruck. Historisch sei das Referendum, so Tanriverdi, würden sich die Kurden doch nach dem Kampf gegen den Islamischen Staat nicht nur für gemeinsame Werte wie Menschenrechte, Minderheitenschutz und Demokratie einsetzen. Ein unabhängiges Kurdistan böte auch Millionen von Menschen Sicherheit und sei eine wieder gewonnene Heimat für Flüchtlinge. Diese rief er dazu auf, sich für den Wiederaufbau zu engagieren.

Ihrer kulturellen und sprachlichen Identität verliehen die auch von außerhalb angereisten Kurden durch Gesang und fröhliche Reihentänze Ausdruck; eine Volkstanzgruppe aus Schweinfurt demonstrierte, in traditionelle Tracht gekleidet, Abläufe aus Historie und Alltagsleben. Für den weiteren Verlauf des Festes hatte die Kurdische Gemeinde Schweinfurt mit dem im deutschen Exil lebenden Sivan Perwer einen der bekanntesten kurdischen Volkssänger eingeladen.

Das Unabhängigkeitsreferendum zur ganzheitlichen Ablösung der Region vom Irak findet am 25. September statt und stößt bei der irakischen Regierung nicht unbedingt auf Gegenliebe. Die Frage an einige Veranstaltungsteilnehmer, wie es weitergehen solle, wenn die Zentralregierung das Ergebnis des Referendums nicht anerkenne, wurde mit einem vorsichtig optimistischen Schulterzucken beantwortet.

Rund 230 Kurden haben sich laut Polizei an der Kundgebung in Schweinfurt anlässlich des Unabhängigkeitsreferendums im Nordirak beteiligt.
Foto: Elke Tober-Vogt | Rund 230 Kurden haben sich laut Polizei an der Kundgebung in Schweinfurt anlässlich des Unabhängigkeitsreferendums im Nordirak beteiligt.
 
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