
An der diesjährigen „Woche des Sehens“ beteiligte sich auch das MVZ Augenheilkunde mit einem Seminar. Im zweiten Teil sprach Dr. Marc Schargus, Ärztlicher MVZ-Leiter und Chefarzt der Augenklinik Gerolzhofen, zum Thema „Der Grüne Star“ (Glaukom).
Diese chronische Augenerkrankung führt auf Grund einer schleichenden Zerstörung der Sehnerven unbehandelt zur Erblindung. Meist ist der Grüne Star mit einem erhöhten Augeninnendruck verbunden.
Derzeit leiden in Deutschland etwa 500 000 Menschen an dieser Augenerkrankung und werden augenärztlich behandelt. Doch genau so viele Bundesbürger sind ebenfalls betroffen, wissen aber nichts von ihrer gefährlichen Erkrankung am Auge.
Erhöhter Augeninnendruck ist die Ursache
Der normale Augeninnendruck liegt bei 15 mm HG. Der erhöhte Augeninnendruck (über 21 mm HG) entsteht durch ein gestörtes Verhältnis zwischen Produktion und Abfluss des glasklaren Kammerwassers, das sich im Hohlraum zwischen Hornhaut und Linse befindet. Diese Flüssigkeit versorgt Linse, Iris und Hornhaut mit Nährstoffen. Kann das verbrauchte Kammerwasser nach einiger Zeit nicht wieder aus dem Auge abtransportiert werden, baut sich ein immer stärkerer Druck in der Augenkammer auf.
Dieser Überdruck pflanzt sich auf das ganze Auge und auch auf die empfindliche Netzhaut fort, quetscht die Nervenfasern und lässt sie absterben. Es kommt zu Ausfällen im Gesichtsfeld. „Unbehandelt führt diese Zerstörung der Nervenzellen zu einer schmerzlosen Erblindung“, mahnt Schargus.
Der Verlauf ist schleichend und schmerzlos
Früherkennung und rechtzeitige Behandlung sind deshalb gerade bei dem schleichenden und schmerzlosen Verlauf dieser Augenkrankheit entscheidend. „Doch dazu muss das Wissen über diese tückische Krankheit in der Bevölkerung noch verbessert werden“, sagt Schargus: Der Begriff „Grüner Star“ (Glaukom) ist nur 50 Prozent der Bundesbürger bekannt, vom erhöhten Augeninnendruck haben nur 28 Prozent etwas gehört, von einem Gesichtsfeldschaden nur 14 Prozent.
Plötzlich auftretendes Glaukom
Die verschiedenen Glaukom-Arten: Das chronische, sogenannte Offenwinkel-Glaukom ist mit rund 90 Prozent die häufigste und durch die jahrelange Beschwerdefreiheit die gefährlichste Form. Sie betrifft meist Menschen jenseits des 40. Lebensjahres, mit dem Alter zunehmend. Bei einem Normal- oder Niederdruckglaukom wird der „überempfindliche“ Sehnerv geschädigt, obwohl ein normaler Augeninnendruck herrscht.
Sehr viel seltener, aber immer ein Notfall ist der plötzlich auftretende Grüne Star (Glaukom-Anfall). Innerhalb einer Stunde merkt man eine deutliche Verschlechterung der Sehkraft. Es bilden sich Ringe um Lichtquellen, dazu ein steinharter Augapfel, lichtstarre Pupille, rotes Auge, Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Unverzüglich muss ein Augenarzt aufgesucht werden, um den extremen Druck zu vermindern und das Auge zu retten.
Der Grüne Star wird oft vererbt
Daneben gibt es den Grünen Star als Folge einer anderen Augenerkrankung wie Entzündungen, Netzhautablösungen, Grauer Star aber auch Diabetes. Wenn man bei Säuglingen den Grünen Star nicht entdeckt (Anzeichen sind lichtscheue und besonders große „schöne“ Augen) können diese Kinder erblinden. Da der Grüne Star oft vererbt wird, müssen beim Vorliegen einer solchen Erkrankung auch alle Familienangehörigen auf ein eventuelles Glaukom untersucht werden.
Ausführlich erläutert Schargus die breite Palette der diagnostischen Möglichkeiten. Risikofaktoren (niedriger Blutdruck, familiäre Belastung), Augeninnendruck-Messung, Untersuchungen des vorderen Augenabschnittes, des Sehnervenkopfes, des Kammerwinkels, des Gesichtsfeldes, Messung der Hornhautdicke, Dokumentation des Sehnervenkopfes mittels Laser oder Fotografie, Erstellung einer 24-Stunden-Druckkurve. Bei der sogenannten optischen Kohärenz-Tomografie (OCT) tastet der Augenarzt die Netzhaut mit einem schwachen Laserlicht ab und erhält so hoch aufgelöste Bilder der Netzhaut, Querschnittsansichten.
Früherkennung durch eigenverantwortliche Vorsorge ist bei dem Grünen Star entscheidend. Dr. Schargus empfiehlt für die Altersgruppe von 40 bis 64 Jahren eine Untersuchung im Abstand von zwei bis drei Jahren, ab dem 65. Lebensjahr alle ein bis zwei Jahre. Diese Untersuchung sollte beinhalten: Erhebung von Risikofaktoren, Augeninnendruck-Messung, Beurteilung des Sehnervenkopfes, eventuell eine Hornhautdicken-Messung. Bei Glaukomverdacht zusätzlich eine Gesichtsfeldmessung
Die Therapieentscheidung ist abhängig vom Ausmaß des Vorschadens, von der Höhe des Augendrucks, von weiteren Risikofaktoren und von der individuellen Lebenserwartung. Immer geht es darum, den Abfluss des Kammerwassers zu verbessern oder dessen Produktion zu verringern. Das sind auch die Angriffspunkte der Augentropfen, die in den meisten Fällen den Grünen Star unter Kontrolle bringen. Sprechen sie nur ungenügend an, können Laserbehandlungen angewendet werden. In manchen Fällen wird eine Operation nötig, um den Augeninnendruck zu senken.
Nach dem Vortrag wurde das Angebot einer Augeninnendruck-Messung und einer Führung durch den Operationstrakt des MVZ gern angenommen. Auch die Informationsstände des Blindeninstituts Würzburg und des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes waren mit ihren Hilfsangeboten für viele Besucher eine Bereicherung des Seminars.