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Waldsachsen
Hobbygärtnerin ist mit ihren Gartenideen auf Instagram erfolgreich
Birgit Helbig versucht mit Instagram-Posts aus ihrem Naturgarten in Waldsachsen, anderen Lust darauf zu machen. Über 70 000 Menschen folgen ihr bereits.
Stimmungsvolle Szenen in ihrem Naturgarten fängt Birgit Helbig mit Handyfotos und -videos ein und postet sie auf Instagram. Katze Susi ist immer dabei.
Foto: Silvia Eidel | Stimmungsvolle Szenen in ihrem Naturgarten fängt Birgit Helbig mit Handyfotos und -videos ein und postet sie auf Instagram. Katze Susi ist immer dabei.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:50 Uhr

Wer sich im grauen November nach Entspannung in einem verwunschenen Garten und nach Landhausidylle sehnt, muss nicht unbedingt vor die Tür gehen. Obwohl der zertifizierte Naturgarten von Birgit Helbig in Waldsachsen doch so nahe liegt. Aber die leidenschaftliche Hobbygärtnerin ermöglicht es mit ihrem Instagram-Account "landhaus_garten", dass sich mittlerweile fast 70 000 Menschen deutschlandweit via Smartphone inspirieren lassen.

Birgit Helbig versteht sich nicht als Influencerin. Nicht sie ist der Mittelpunkt, sondern sie versucht mithilfe dieses Mediums über Naturgärten aufzuklären und andere für diese Art Gartenkultur zu begeistern: Dass dort eben nicht alles so akkurat und perfekt sein muss, dass in dem naturnahen Lebensraum viele Arten und Strukturen beieinander sind. Da bleiben Stauden als Rückzugsgebiet für Insekten und Vögel über den Winter stehen, ein Komposthaufen wird angelegt oder Wildbienen und Igel finden Unterschlupf.

Im Vorgarten des Anwesens von Birgit Helbig empfangen Vintage-Deko und das Schild 'Naturgarten' die Besucher.
Foto: Silvia Eidel | Im Vorgarten des Anwesens von Birgit Helbig empfangen Vintage-Deko und das Schild "Naturgarten" die Besucher.

"Ich mache das aber dezent und will niemanden bevormunden", meint die 52-Jährige. "Ich zeige nur, was ich mache und warum." Sie selbst lebt für ihren Garten und findet in ihrem grünen Paradies trotz vieler Arbeit, die sie meist nicht als solche empfindet, Erfüllung und Erholung.

2500 Quadratmeter große Grundstück mit den Walnuss- und Obstbäumen

Natürlich und gepflegt wirkt das 2500 Quadratmeter große Grundstück mit den Walnuss- und Obstbäumen hinter der Scheune des ehemaligen Bauernhofs. In einigen Inselbeeten im Rasen zaubern jetzt im Herbst noch unzählige, wie planlos wachsende Stauden, Blüten und Gräser die ganze Pracht der Natur hervor. Dazwischen verweisen noch nicht aufgeräumte Bänke oder Sitzgruppen an lauschigen Plätzen auf genussvolle Ruhepausen in diesem Idyll.

Überall sind dekorativ alte, oft landwirtschaftliche Utensilien kombiniert mit jahreszeitlichen Pflanzen und Früchten. Auch im Innenhof des Anwesens und im Vorgarten vor dem Sandsteinhaus entzücken phantasievolle, selbstgemachte Herbstkreationen.

"Ich mache das gern, das ist mein Stil, mit alten Sachen zu dekorieren", lächelt Birgit Helbig. Mittlerweile erhält sie von Dorfbewohnern auch ausrangierte Geräte, vom Leiterwagen bis zu Altmetall. "Meine Follower lieben diese Vintage-Deko, das vermittelt idyllisches Landleben", meint die 52-jährige. "Das geht noch besser als die Gartenfotos."

Birgit Helbig weiß Bescheid, wer ihre Follower sind: Viele wohnen in Großstädten wie Hamburg oder Berlin, die Altersgruppe der 45- bis 54-Jährigen überwiegt. "Hier in der Gegend weiß kaum einer, was ich auf Instagram mache", meint die Hobbygärtnerin bescheiden.

Die Idee, auf Instagram über ihren Naturgarten zu posten, sei auch gar nicht von ihr gekommen, erzählt sie. Sie habe bei ihren Führungen, etwa beim Tag der offenen Gartentür, aber ein großes Interesse bemerkt und auch viel Feedback erhalten. "Meine beiden erwachsenen Söhne haben mich dann bearbeitet, dass ich mir einen Account zulege." Weil sie selbst bis dahin mit den Sozialen Medien nichts am Hut hatte, übernahmen die "Jungs" die Einrichtung von "landhaus_garten" und zeigten der Mutter, wie es geht. "Für mich war das Neuland, auch die Begriffe Hashtag, Story oder Feed", lacht Birgit Helbig.

Helbig: "Ich bin immer authentisch, da ist nicht Gestelltes"

Bei der Gartenarbeit oder beim Herstellen von neuer Deko schießt sie nun Handy-Fotos und schreibt in ihrer sympathischen, ganz natürlichen, lockeren Art dazu. "Ich bin der Ideengeber für meine Follower", weiß sie. Etwa wie man aus dem Herbstschnitt ganz einfach wunderschöne Kränze bindet. Oder sie postet mit Musik unterlegte Impressionen aus ihrem aktuell blätterreichen Garten in ihrer Story. "Ich bin immer authentisch, da ist nicht Gestelltes".

Mittlerweile fast jeden Tag nimmt sie sich die Zeit für ihre Instagram-Posts. "Die Follower erwarten das." Mit Spaß und Kreativität erstellt sie Reels, 15-sekündige Multi-Clip-Videos, die sie mit Ton und Effekten bearbeitet. Etwa wenn auf dem Foto Nachbarskatze Susi auf einem Holzstoß sitzend ins Gras lugt, lässt sie ein virtuelles Mäuschen unter der Musik von Pink Panther davonhüpfen.

Seit dem ersten Post im Mai 2019 ist ihre Instagram-"Community" stetig gewachsen. "Da hat aber auch Corona mitgespielt", meint Birgit Helbig. Viele Menschen waren zuhause, hatten Sehnsucht nach heiler Welt und grüner Idylle. Oder hatten Zeit, den eigenen Garten umzugestalten.

Das Laub der Walnussbäume muss Birgit Helbig wegen seiner Gerbsäure vom Boden entfernen und kann es auch nicht kompostieren.
Foto: Silvia Eidel | Das Laub der Walnussbäume muss Birgit Helbig wegen seiner Gerbsäure vom Boden entfernen und kann es auch nicht kompostieren.

Als die 52-Jährige ein paar tausend Follower hatte, meldete sich die erste Firma bei ihr, sie solle ihre Produkte auf ihrem Insta-Account promoten – gegen Bezahlung beziehungsweise für Überlassung von Produkten. "Ich hab' nicht geglaubt, dass es so möglich ist", zeigt sich die Hobbygärtnerin noch immer erstaunt. Ihre Söhne hatten es ihr prophezeit und übernehmen seither ihr Marketing.

Die Follower wollen permanent versorgt sein

Sukzessive kamen weitere "Kooperationspartner", wie sie die Unternehmen aus der Gartenbranche nennt, auf sie zu. Wenn sie selbst von den Produkten überzeugt ist, übernimmt sie die Werbung. Aber sie lehnt auch vieles ab, "was ich nicht bin", etwa Anfragen für Parfüm, Schmuck oder Mode. Und zu viel Werbung kommt nicht gut an in der Community.

Das Honorar der Firmen – wofür die Medizinische Fachangestellte ein Nebengewerbe angemeldet hat – sieht sie als Entschädigung für den Aufwand, die Zeit und Ideen, die sie in die Pflege ihres Insta-Accounts steckt. Ihre Follower wollen permanent versorgt sein, Fragen beantwortet haben und Feedback erhalten. Und immer wieder Neues sehen.

"Das war nicht mein Ziel, möglichst viele Follower zu haben", bekennt die Hobbygärtnerin. "Solange ich Spaß an der Freude habe, mache ich es. Aber wenn ich unter Druck gerate, dann kann ich jederzeit aufhören".

 
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