Jede dritte Frau ist mindestens einmal in ihrem Leben von körperlicher oder sexualisierter Gewalt betroffen. Das sind mehr als 12 Millionen Frauen in Deutschland und die Dunkelziffer ist hoch. Auch scheint keine Wende in Sicht, denn laut Kriminalstatistik sind Fälle häuslicher Gewalt in Deutschland 2022 noch einmal um neun Prozent gestiegen. Grund genug also, am 25. November, dem „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen“, auf die Straße zu gehen, wie es in einer Pressemitteilung der städtischen Gleichstellungsbeauftragten, Heide Wunder, heißt.
Das Schweinfurter Frauenplenum tut dies seit über 20 Jahren, zeigt und hisst die Flagge gegen Gewalt. Auch die UN-Kampagne „Orange The World“ macht seit 1991 auf Gewalt aufmerksam und stand heuer unter dem Motto „Schweigen brechen“. Deshalb starteten in diesem Jahr rund 80 Frauen und Männer, mit einem orangen Accessoire ausgestattet, vom Marktplatz zum Martin-Luther-Platz. Heide Wunder begrüßte laut Mitteilung im Namen des Frauenplenums: „Um geschlechtsspezifische Gewalt zu beenden, müssen alle Menschen die Formen der Gewalt und deren Grundlagen kennen und sich entschieden dagegen einsetzen“, betonte sie. Sie stellte die Hilfe-Karte von Stadt und Landkreis vor, auf denen die europaweit gültige Telefonnummer eines Hilfetelefons verzeichnet ist.
Jeder darf und kann helfen
Die dritte Bürgermeisterin Ayfer Rethschulte vertrat die Stadt. „In einer Zeit, in der man meinen könnte, dass Gewalt an Frauen nicht mehr aktuell sein kann, Gleichstellung selbstverständlich und Diskriminierung kein Thema mehr ist“, erlebe man leider immer wieder, dass Gewalt an Frauen nach wie vor ein Thema sei, betonte sie laut Mitteilung. Deshalb müsse auch das „Hinsehen, Zuhören und Hilfe holen“ selbstverständlich werden. Jeder und jede könne helfen, meinte Rethschulte und forderte dafür ein Bewusstsein in der Gesellschaft zu wecken. Das Thema gehöre in die Öffentlichkeit, Zivilcourage sei gefragt und Vorbilder seien nötig, so die Bürgermeisterin.
Seit über zehn Jahren beteiligt sich auch der Zonta Club Bad Kissingen Schweinfurt an „Orange the World“. Präsidentin, Klara Weigand, betonte laut Pressemitteilung die Bedeutung der Kampagne. „Lasst uns nicht wegschauen. Die Zahlen verlangen, dass gehandelt wird“, rief Weigand. Dagmar Flakus, Geschäftsführerin des Schweinfurter Frauenhauses, weitete den Blick auf die Welt: „Lassen wir uns nicht spalten vom Terror aller Kriege, brechen wir das Schweigen, stoppen wir die Gewalt“, forderte sie. Frauen und Kinder würden als Kollateralschäden gelten, die Vergewaltigung von Frauen diene als Kriegswaffe zur Demoralisierung des Gegners. Man müsse "auf der Seite der Wehrlosen und Unbewaffneten“ stehen, so Flakus.