"Guck nicht runter": Dieser Ratschlag wird in Hollywoodfilmen bevorzugt zagenden Damen gegeben, wenn sie mit der Höhenangst kämpfen. Der Tipp funktioniere wirklich, sagt Steffen Willing, auch im realen Berufsleben. Der erfahrene Fachmann aus dem thüringischen Gräfenhain, ein Stadtteil von Ohrdruf bei Gotha, hat erst im Mai in den Seilen gehangen, um ein neues Ziffernblatt für die Turmuhr in Maibach zu montieren (wir berichteten). Nun stieg der schwindelfreie Spezialist erneut ins Gurtzeug seiner Alpin-Kletterausrüstung – zur "gerüstfreien Montage" am Turm von St. Kilian in Holzhausen.
Auch hier wurde das hochbetagte Ziffernblatt ausgetauscht, vom Modell Blech in eine modernere und vor allem leichtere Alu-Variante, inklusive Zeiger. In diesem Fall kraxelte Willing, dessen Firma schon Sanierungsarbeiten am Erfurter Dom, am Kloster Seeon im Chiemgau oder am Bonner Palais Schaumburg übernommen hat, den Echterturm fast senkrecht hinauf. Assistiert wurde ihm durch Mitarbeiter Uwe Nothnagel.
Der Chorturm ist der älteste erhaltene Teil der Kirche und stammt aus dem Jahr 1608: Die weithin sichtbaren Spitzdächer gelten als Markenzeichen der mainfränkischen Gegenreformation unter Fürstbischof Julius Echter.
Pfarrgemeinderatsmitglied Bernhard Reinhart und weitere Augenzeugen erlebten live mit, wie sich die neue Uhr in luftige Höhen erhob. Der Monteur überzeugte sich, dass sich in den Löchern keine Jungvögel eingenistet hatten, dann wurde das schmucke Ziffernblatt Marke Eigenbau eingesetzt und enthüllt.