
"Grüß Dich Marco, ich bins, der Herr Maul": Zunächst wird die Frage geklärt, ob der Kabarettist und Comedian sein Publikum duzen darf im Möbelhaus Dietmann. Christoph Maul darf. Man kennt sich schließlich schon, von "Fastnacht in Franken", wo der eloquente Mittelfranke seit 2022 Sitzungspräsident ist.
"Besser als sein Ruf" nennt sich das Programm, das an zwei Schwanfelder Kabaretttagen über die Bühne geht. Damit ist eigentlich alles gesagt. Geboten werden zwei Stunden sofataugliche Unterhaltung von einem "Spätzünder" auf dem Kabarettmarkt, wie er sich selbst nennt. Zum 17. Mal hat das Möbelhaus eingeladen. "Es hätte das 19.Mal sein sollen", sagt Anna Pilar zur Begrüßung, als Mitglied des Familienunternehmens. Rund 100 Besucher sind spürbar froh, nach zwei Jahren Pause endlich einmal wieder bodenständige Comedy nebst Fingerfood und Schoppen genießen zu dürfen.
Die Welt der Laubbläser und bunten Mülltonnen
"Wer will was Politisches?" lautet die nächste Frage: "Wer was Blödes? Und wer fragt sich, wo der Unterschied ist?" Falsch machen bei der Themenwahl kann er schon mal nichts, der neue Präsident, der aus Schillingsfürst bei Ansbach stammt. Und ganz baff ist, dass es in Schwanfeld immer noch zwei Bankfilialen geben soll.
Es geht um die Welt der Laubbläser und farbigen Mülltonnen. Um den Franken, der lieber eine Jacke statt Euphorie zum Kabarettabend mitnimmt. Um Millionen Jahre altes Himalayasalz mit Verfallsdatum oder den Ingenieurstitel, der in der Alpenrepublik offenbar kurz vorm Seepferdchen rangiert: "Das Seepferdchen hab ich auch."
So ganz die Finger lassen kann der Faschingsfachmann nicht vom heißen Eisen Politik: "Jetzt haben wir uns zweieinhalb Jahre die Hände waschen sollen wie die Blöden. Plötzlich sollen wir nicht mehr duschen?" Die höheren Energiekosten will er nicht zahlen, schließlich gab es für die Pfleger auch nicht mehr Geld. Dankbarkeit lässt sich anders zeigen: "Ich stell mich jetzt um 6 Uhr raus und klatsch Beifall für die Strom- und Gaskonzerne."
Beinahe Grenzkonflikt ausgelöst
Militärisches ist ebenfalls wieder gefragt. Maul hat bei der Bundeswehr beinahe mal einen Grenzkonflikt mit Österreich ausgelöst, beim Hüpfen über die grüne Grenze. Er kennt die Schwachstellen der Truppe, die sich Hubschrauber vom ADAC ausleihen muss. Oder mit der letzten funktionierenden Rakete ein Torfmoor bei Meppen in Brand geschossen hat.
Zur kongenialen musikalischen Begleitung trägt Martin Rohn bei. Auch beim Liedermacher aus Wörnitz, Verwaltungsgemeinschaft Schillingsfürst, geht es ums gut geerdete Dorfdasein, Motto: "Wo versteht Alexa kein Wort? Bei mir im Ort." Die Gstanzl drehen sich um die Tücken der Digitalisierung oder männliche Hysterie in Sachen Haarausfall.
Themen aus dem prallen Leben also, wo sich auch Maul seine Inspiration holt. Den Schwangerschaftskurs seiner Frau etwa, den sollte er in der Coronazeit per Tablet absolvieren, Vorhecheln inklusive. Was sollten die Nachbarn denken? Also musste der Husky ran, ans Mikrofon, ohne Kamera. Die Kursleitung war begeistert. Im Kreißsaal konnte der Papa da nicht ganz mithalten: "So eine Geburt ist anstrengend – auch für die Frau." Am Ende waren alle glücklich, im Kreißsaal wie im ältesten Dorf Deutschlands. Zwischendurch wurde allerdings nachgezählt. In Schwanfeld gibt es nur noch anderthalb Bankfilialen. Als Franke muss man ja nicht gleich euphorisch werden.