
Drei Jahrzehnte stand Hiltrun Krämer in der Verantwortung als Leiterin des eingruppigen Caritas-Kindergartens St. Georg in Reichmannshausen. Jetzt wurde sie in den Ruhestand verabschiedet und blickt zurück auf die Entwicklung der verschiedenen Aufgabenbereiche beim Leiten einer Kindertagesstätte.
"Eine der größten Herausforderungen ist die zunehmende Bürokratie. Sowohl für das Team, als auch für die Eltern", so ihre Sicht. Vor allem seit Zeiten gebucht werden müssen, ist es schwerer geworden, als Einrichtung Personal vorzuhalten. Dazu kommen immer mehr Dokumentationen über die Entwicklung der Kinder. Beobachtungsbögen und seit neuestem Spracherhebungsbögen sind von der Kindergartenleitung auszufüllen. "Man kennt doch seine Kinder", meint sie und sagt, dass sie auch in früherer Zeit bereits bei den Eltern ansprach, wenn etwas in der kindlichen Entwicklung nicht passte.
Da in den vergangenen Jahren verstärkt auch Kinder mit besonderen Einschränkungen, so zum Beispiel Diabeteserkrankung, den Kindergarten besucht haben, wurde in solchen Fällen nochmals mehr Dokumentation nötig. Aber nicht nur die Entwicklung der Kinder muss in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend mehr in Dokumentationen festgehalten werden. Auch die pädagogische Arbeit mit den Kindern wird schriftlich festgehalten. "Aber wir haben schon immer Bildungsarbeit an den Kleinen geleistet", betont die scheidende Kindergartenleiterin.

Geändert hat sich für die Leitung die Einbindung der Eltern bei Festen und Feiern des Kindergartens. "Gerade durch die berufliche Tätigkeit beider Elternteile fehlt da oft die Voraussetzung, sich zeitlich groß zu engagieren", stellte Hiltrun Krämer in den Jahrzehnten fest. So wurde das Kindergartenfest "abgespeckt", es wird nur noch ab Nachmittag im Kindergarten gefeiert. "Früher haben wir mit dem Mittagessen in der Festhalle des Ortes begonnen, aber man muss halt mit der Zeit gehen", erinnert sie sich.
Gesetzliche Vorschriften, die mit den Jahren immer mehr wurden, sollten von den Politikern mehr mit Fachkräften aus dem Bereich Kindererziehung erarbeitet werden. Positiv hat sich die Digitalisierung ausgewirkt, da zum Beispiel Elternbriefe als Emails verschickt werden können. Auch gibt es seit einigen Jahren Fachberatungen für Kindergartenleiterinnen und -leiter vom Caritasverband der Diözese Würzburg.
"Ich wollte immer mit Menschen zusammenarbeiten, Kinder auf ihrem Weg begleiten. Es war mir eine Herzensaufgabe, ihnen eine liebevolle und zugleich fördernde Umgebung zu geben", sagt Krämer. Das war für die heute 65 Jährige der Grund, als junges Mädchen den Beruf der Erzieherin zu ergreifen. Nach ihrer Ausbildung in Würzburg war sie in verschiedenen Kindergärten des Landkreises Schweinfurt tätig. "Auf eine Stelle in Reichmannshausen habe ich mich beworben, weil ich aus familiären Gründen 1995 eine Teilzeitbeschäftigung suchte." Zusammen mit der Erzieherin Sonja Miske konnte sie sich von damals, bis zu ihrem Ausscheiden, die Leitung des Kindergartens teilen. Beide bezeichnen es als Glück, dass der damalige Vorsitzende des Trägervereins St. Georg dieses damals erstmals im Landkreis Schweinfurt bestehende Modell der geteilten Leitung eines Kindergartens positiv gesehen hat.
Wie gerne Hiltrun Krämer ihre Erziehungsaufgabe bei den Kindern wahrgenommen hat, zeigt sich in ihrer Zusage an Sonja Miske. "Wenn man trotz der Neueinstellung von Personal mal vorübergehend eine Aushilfe in der Leitung braucht, dann springe ich ein."