
„Die Sprache verroht, der Umgang der Menschen miteinander wird zunehmend an Bedingungen geknüpft und es tun sich Fronten auf, an die vor Jahren noch keiner gedacht hat.“ Die Landtagsabgeordnete der SPD Kathi Petersen ließ es nicht bei dieser Analyse. Sie lud Bärbel Kofler (MdB), die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe ein und holte Vertreter der unterschiedlichsten Hilfsorganisationen an einen Tisch. Gastgeber des Fachgesprächs „Humanität – ein Auslaufmodell?“ war die Diakonie.
UN-Menschenrechtsrat rügt Rassismus in Deutschland
Angesichts der „unglaublichen Entgleisungen“ der jüngsten Vergangenheit angesichts der Flüchtlingsfrage erinnerte Kofler daran, dass weltweit 69 Millionen Menschen auf der Flucht und 120 Millionen auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Auch wenn die Flüchtlingsfrage einen Großteil der anschließenden Diskussion bestimmte, gehe Humanität doch weit darüber hinaus. So wurde Deutschland für die Aufnahme von Flüchtlingen vom UN Menschenrechtsrat zwar gelobt, habe aber in anderen Bereichen durchaus noch Nachholbedarf. Die Gleichstellung von Mann und Frau, die Umsetzung von Kinder- und Behindertenrechten und die Standards deutscher Firmen, die im Ausland arbeiten lassen, wurden angemahnt, ebenso wie der zunehmende Rassismus.
Die Teilnehmenden bestätigten eine Verschärfung bei der Stimmung im Land. Der Grund dafür, so der vielseitig engagierte Roland Merz, seien diffuse Ängste. Kaum jemand habe negative Erfahrungen mit Migranten aber „man hat ja gehört dass . . .“. Er setzt auf Erziehung, besucht Schulen und stellt fest: „Es fehlt der Hintergrund sich in andere hineinzuversetzen.“
Keßler-Rosa: Allgemeine Hysterie, die alles durchdringt
Vage Ängste vermutet auch Ernst Gehling, Vorsitzender der Tafel. Zwar habe es noch nie Zwischenfälle mit Migranten und Flüchtlingen gegeben, dennoch kämen immer weniger Leute, obwohl mehr Berechtigungsscheine ausgestellt würden. Warum kann er sich eigentlich nicht erklären. Es sei „eine allgemeine Hysterie“, die alles durchdringe, stellte Jochen Keßler-Rosa, der Leiter der Diakonie fest. Diese Angst sei nicht mit sachlichen Argumenten zu bekämpfen.
„1000 Menschen, die ohne Perspektive im Ankerzentrum sitzen“
Christine Steinmüller, Leiterin der Flüchtlings- und Integrationsberatung der Caritas erzählt von der deeskalierenden Arbeit in der Erstaufnahme, ihr Pendant von der Diakonie Uwe Kraus belegt die verschärfte Situation. 80 Prozent der Menschen dort seien „Dublinfälle“. Sie leben mit der ständigen Angst vor Abschiebung. Manchmal passiert das über Nacht, manchmal aber geschieht trotz Bescheid nichts. „Das sind 1000 Menschen, die ohne Perspektive und Bargeld im Ankerzentrum sitzen“, mahnt er. Noch 2015/16 habe es ein „tolles Miteinander“ zwischen Helfenden und den Verantwortlichen aus den Behörden gegeben, jetzt gehe es nur noch darum, die Flüchtlinge möglichst schnell loszuwerden.
Viele Problem wären vermeidbar, wenn man nicht so viele Menschen auf einem Fleck konzentrieren würde, betonte die Bezirksgeschäftsführerin der Parität, Kathrin Speck. Flüchtlinge, die auf dem Land wohnen schafften ein ganz anderes humanes Klima und die Integration gelinge.
Auch Marie Luise Gillert von Amnesty International Schweinfurt warnte, in den Ankerzentren würden die Menschen mehr und mehr zu Gefangenen, das sei „menschenunwürdig“.
Bei Kindern gelingt die Integration
Bei Kindern gelinge Integration, meinte Peter Then von der Arbeiterwohlfahrt und berichtete von der Kindertagesstätte Bergl, in der 30 Nationalitäten sind. Trotzdem sei der „Rassismus weit“, fürchtete er. Von der Integration brachte Keßler-Rosa die Debatte schließlich zum „Stillstand bei der Inklusion“, auch sie ein Menschenrecht. Wenn man die Inklusion ernst nehme, müsse man Schulen personell und finanziell entsprechend ausstatten, forderte Kofler.
Sie machte noch auf eines ihrer Herzensanliegen aufmerksam, den 2016 von der Bundesregierung verabschiedeten Nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte. Darin erwartet die Bundesregierung von deutschen Unternehmen, dass sie auch im Ausland für menschenwürdige Arbeitsbedingungen sorgen. Im Augenblick sei man bei der Evaluation, erklärte Kofler. Wenn die freiwillige Verpflichtung der Unternehmen nicht greife, dann habe man im Koalitionsvertrag ein diesbezügliches Gesetz vereinbart. Für fairere Arbeitsbedingungen im Ausland liege auch im Weltladen eine Unterschriftenliste aus, bekräftigte Bernhard Sprafke.
„Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich drauf!“
KGE im Jahre 2015
Deutschland hat bei weitem nicht die meißten Flüchtlinge aufgenommen. Weder Weltweit noch in Europa.
Man sollte hierbei bei der Betrachtung einzelner Länder die absoluten Zahlen ins Verhältnis der gesamt Einwohnerzahl oder des BIP setzen.
Wenn man Deutschland mit direkten Nachbarländern der Herkunftsländern vergleicht hat man erschreckend wenig geleistet.
Unglaublich wie man immer zu Behauptet das alle nach Deutschland kommen oder kommen wollen.
Lieber Mitforist, d a s ist ein Paradebeispiel für den "Äpfel mit Birnen Vergleich".
Ich weiß nicht, welche Zahlen Sie haben aber schauen Sie mal hier: https://www.zdf.de/nachrichten/heute/aktuelle-zahlen-zu-flucht-und-asyl-in-europa-100.html
Ich glaube nicht, dass Deutschland zu wenig leistet - im Gegenteil!
Deutschland hat aufgenommen 2.402
Davor liegen Österreich 2.526
Griechenland 5.295
Zypern 5.235
Malta 3.502
Luxemburg 3.931
jeweils je 1.Mio Einwohner.
Somit hat Deutschland in relation in Europa nicht am meißten Flüchtlinge aufgenommen.
Vielleicht könnte ich dann ....ein Argument von Ihnen verstehen!
Leider haben Sie kein Argument gebracht was in einer relativen Betrachtung zur Einwohnerzahl falsch sein soll.
Ich will es nicht!
Ich will auch nicht beim Weihnachtsmarkt von 1000 Polizisten beobachtet werden.
Früher konnte man sich zusammen auf Plätzen treffen...das geht heute nicht mehr!
...und das stört mich ... das steht in keener Relation!
Ich weiß ja nicht, ob Sie das Nürnberger Bardentreffen kennen.
Dort waren dieses Jahr an drei Tagen mehr als 200.000 Menschen in der Nürnberger Altstadt unterwegs um Musik zu hören. Ich war auch dabei und ich habe mich auf den vielen Plätzen und Spielstätten nicht von der Polizei beobachtet gefühlt. An den Einfallstraßen waren einige Polizeifahrzeuge quer gestanden und ansonsten gab es mehr Aufregung, weil die Feuerwehr einmal nicht schnell zum Einsatzort kam auf Grund der Menschenmassen, die die tolle Stimmung in der Stadt genossen.
Wenn Sie die täglichen Verkehrsnachrichten lesen dann können Sie erkennen, dass die Sicherheitslage in der Fußgängerzonen und -plätzen immer noch um das tausendfache sicherer ist als auf den von vielen Rasern verunsicherten Straßen.
Also keine Panik, genießen Sie im nächsten Dezember den Weihnachtsmarkt bei Lebkuchen und Glühwein, auch wenn man sich das bei der derzeitigen Hitze kaum vorstellen kann.
Es ist in Deutschland nicht unsicher geworden. Wir lieben hier in sehr sicheren Zeiten. Ich gehe weiterhin ohne jede Angst zu Großveranstaltungen und halte die Sicherheitsvorkehrungen oft für Übertrieben und nicht Zielführend. Es wird nur unsere Freiheit eingeschränkt mehr nicht.
Ihre Abneigung Sachen in Relation zu setzen und zu Vergleichen spiegelt womöglich auch eine Abneigung gegen Fakten wieder. Denn Sachen in Relation zu betrachten hilft einen immer weiter Dinge zu bewerten.
Ich finde schon, dass Deutschland seiner Verantwortung in der Flüchtlingsfrage gerecht wird. Das sollten Sie bitte auch einmal anerkennen und unser Land in dieser Sache nicht nur schlecht reden.
Natürlich hat Deutschland einiges getan. Aber es wird gerne so getan als hätte nur Deutschland etwas geleistet und sich dabei übernommen. Und das ist eben nicht so.