
Personalmangel in der Pflege trägt oft dazu bei, mit Blick auf die derzeitige Situation im Gesundheitswesen den Begriff "Pflegenotstand" sowohl in der Politik als auch im privaten Umfeld zu gebrauchen. Aufnahmestopp in Pflegeeinrichtungen und Krankenhauspersonal, das über Stress im Berufsalltag klagt, sind vielen Menschen auch in unserer Region bekannt.
In vielerlei Hinsicht suchen sowohl die politisch Verantwortlichen als auch Pflegeeinrichtungen Auszubildende in dieser Berufssparte zu gewinnen. Aber wie war die Situation in der Ausbildung dieser Berufsgruppe früher? Bei einem Treffen von Teilnehmern eines Examensjahrganges zur Krankenschwester beziehungsweise Krankenpfleger im Jahr 1984 am Leopoldina-Krankenhaus, zu dem sich mehr als die Hälfte der damaligen Absolventen in einer Schweinfurter Gaststätte treffen, kommt die Situation der Auszubildenden von damals und in der heutigen Zeit zur Sprache.
300 Bewerbungen auf 23 Ausbildungsplätze
"Ich wollte die Schwesternausbildung machen", erzählt Hannelore Raab. Sie hatte am St. Josefskrankenhaus Schweinfurt die Ausbildung zur Krankenpflegehelferin absolviert und mehrere Jahre im Beruf gearbeitet. "Aber dort waren die Kurse immer voll". Erst durch den Wechsel in das "Leo" war es ihr möglich, einen Platz in einem Krankenschwester/Krankenpflegerkurs zu bekommen. Aber es war auch dort sehr schwierig einen Ausbildungsplatz zu bekommen. So kamen damals dort auf die 23 zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze rund 300 Bewerbungen, so Rainer Roth. Unter den 23 Kursteilnehmern waren auch vier Männer. "Es war sehr ungewöhnlich", berichtet Monika Drescher.
Der Kurs war in die Unter-, Mittel- und Oberstufe gegliedert und zählte in jeder Stufe 23 Teilnehmer. Untergebracht waren die drei Kursklassen in einem Bungalow, der unterhalb des neuen "Leos" lag. Bewerben konnten sich nur Kursteilnehmer aus Stadt und Landkreis Schweinfurt an dieser schulischen Einrichtung der Stadt Schweinfurt. Aber es gab nicht sehr viele Einrichtungen, an denen man diesen einen Kurs für die Ausbildung als Krankenschwester/Krankenpfleger absolvieren konnte.
Immer noch im "Leo" angestellt
"Aufnahmealter war 17, jetzt 16 Jahre und ein mittlerer Schulabschluss war und ist Voraussetzung für den Beginn des Krankenschwestern/Krankenpflegerkurses", berichtet Rainer Roth. Von allen damaligen Kursabsolventen ist er mit drei weiteren Kursteilnehmern noch im "Leo" angestellt.
Roth schätzt, dass jetzt die Ausbildung viel stärker praxisbezogen ist als damals. "Wir haben am Anfang nur einfache Sachen gemacht, wie Betten gerichtet", erinnert er sich. Einmal in der Woche hatten sie in der Regel Schule, zeitweise auch Blockunterricht von zwei bis drei Wochen. Die Praxis mussten sie sich selbst abschauen. "Wir hatten einen Praxisraum, der heute SkiLL-Labor heißt", ergänzt er. Seit rund fünf Jahren ist die Ausbildung für Kinder-, Großkranken- und Altenpflege zusammengelegt.
Angebot hat sich erheblich gebessert
Finanziell waren die Auszubildenden damals besser gestellt als in anderen Berufen. Netto blieben ihnen monatlich im ersten Jahr 500, im zweiten 700 und im dritten 1000 Mark. "Das war schon sehr viel", meint Monika Drescher. Aber nach dem Examen stieg das Gehalt nicht so stark an. "Mehr ist immer gut", so sieht Rainer Roth die finanzielle Situation dieser Auszubildenden, die heute in der Regel nach Abschluss der Ausbildung rund 3000 Euro brutto verdienen. Dazu kommen noch Nacht-, Pflege- und Schichtzulagen.
Das Angebot an Ausbildungsplätzen für einen Beruf in der Krankenpflege hat sich erheblich verbessert. So beginnen am "Leo" im Frühjahr und im Herbst Kurse mit je 20 Plätzen, während vor Jahrzehnten nur ein Kurs pro Jahr startete. Seit einigen Jahren wird der einjährige Kurs "Pflegeausbildung für Pflegehelfer" angeboten, der auch als Unterstufe für den Krankenschwestern/Krankenpflegekurs gilt. Somit starten jährlich drei Kurse für die Krankenpflege und zwei Kurse für Krankenpflegehilfe jährlich.
Geblieben ist, da sind sich einige beim Ehemaligentreffen einig, das leidige Thema der Schicht-, Sonntag-, Feiertags- und Nachtarbeit. Um seine Arbeitszeit frei wählen zu können, kann man am "Leo" seit kurzem in einem "Pool" seine Arbeitszeit einbringen. Dann wird man dort eingesetzt, wo gerade jemand gebraucht wird.