Wenn Blasmusik aus der alten Schule auf die Straße und den Kirchplatzt schallt, dann sind die großen Konzerte der Hergolshäuser Musikanten nicht weit. Seit Jahrzehnten ist der erste Stock im alten Schulhaus der Proberaum für die Trompeter, Flötisten und Schlagzeuger. In den Zimmern – man sieht noch letzte Folgen des Wasserschadens – hängen alte Schaukästen, Zeitungsberichte und Plakate: Zeugnisse früherer Veranstaltungen und Konzerte.
Der Probenraum selbst ist bis beinahe auf den letzten Platz gefüllt. Ein, zwei Musikanten fehlen fast immer: die Familie und der Beruf machen es den Krankenschwestern, Heizungsbauern und Lehrerinnen fast unmöglich, jeden einzelnen Probeabend zu besuchen. Schließlich übt hier nicht nur das ganze Orchester – jetzt vor der großen Veranstaltung sogar zweimal wöchentlich; Dirigent Rudi Fischer lädt auch noch zu Satzproben.
Musiker erarbeiten sich jedes einzelne Stück
In den Proben füllt die ruhige, aber bestimmende Stimme von Rudi Fischer den Raum. Er summt und singt einzelne Takte vor, tanzt voller Freude mit, wenn das Stück so klingt, wie er sich das vorstellt und unterbricht, wenn irgendwas nicht seine Erwartungen erfüllt. Stimme für Stimme, Instrumenten für Instrumentengruppe und natürlich Takt für Takt erarbeiten sich die Musikanten im wahrsten Sinne des Wortes jedes einzelne Stück und füllen den relativ kleinen Proberaum mit dem typischen Sound böhmischer Blasmusik.
Moderne Technik hat auch das Arbeiten der Musikanten erleichtert. Pads liegen auf den Notenständern, das Blättern erfolgt mit einem Wisch, sensitive Stifte ermöglichen, zusätzliche eigene Notizen zu hinterlassen. Und die gute alte Stimmgabel hat Rudi Fischer mit einem elektronischen Kästchen getauscht, um den Klang der Instrumente zu verbessern.
Großer Zusammenhalt in Kapelle und Verein
Die Erfolge der Hergolshäuser Musikanten beruhen nicht nur auf der großen fachlichen Qualität der einzelnen Instrumentalisten. Managerin Katja Lutz berichtet, dass der Kern der rund 35 Musiker aus Hergolshausen stamme, aber man auch gerne zusätzliche Musikanten aufgenommen habe. Dabei muss es aber besonders auch "menschlich passen", verweist Katja Lutz, die selbst mitspielt, auf die gute Stimmung in der Kapelle und im Verein.
Der "harte Kern" kennt sich seit Jahrzehnten und sorgt dafür, dass der "Laden läuft". Das gilt auch für den Proberaum, der jetzt nach dem Wassersschaden und der Sperrung endlich wieder zur Verfügung steht; die Renovierung nahmen die Hergolshäuser Musikanten selbst in die Hand und steuerten mit viel Eigenleistung zur Instandsetzung bei.
Die großen Events stemmen die Hergolshäuser Musikanten (der Verein und die Freunde) alleine – vom Ticketverkauf über das Bratwurstgrillen bis zum Auftritt vor den Fans. Auch beim Zauber der Blasmusik Anfang 2024 sind deshalb nicht nur sämtliche Musikanten gefordert, sondern auch rund 60 Helfer, die für den reibungslosen Ablauf rund um die Halle in Waigolshausen sorgen.
Böhmischer Abend am Wochenende
Eine kleine Anzahl an Resttickets kann man noch an der Abendkasse erhalten, verrät die Managerin. Eine Stunde vor dem "ersten Ton" öffnet der Restverkauf in Waigolshausen. Zu hören gibt es jetzt zum Jubiläum fast nur "Hergolshäuser Stücke", viele aus der Feder von Rudi Fischer. Michael Seufert, Florian Mahlmeister und Pauline Walter zählen auch zu den Komponisten, das sind Talente aus den eigenen Reihen, wie Katja Lutz erwähnt.
Zum Böhmischen Abend laden die Hergolshäuser am 2. und 3. Dezember in die Mehrzweckhalle nach Waigolshausen ein. Die Konzerte beginnen am Samstag um 19.30 Uhr und am Sonntag um 18 Uhr.