
Ein Verein wird 80 Jahre alt, den Ton gibt aber die Jugend an. So ist es bei der Heimatkapelle in Michelau, die 2025 ein Jubiläumsjahr begeht. Dort steht ein junges Vorstandsteam an der Spitze, das in Michelau erst vor wenigen Jahren gemeinsam die ersten Töne lernte.
Einer davon ist Michael Ständecke, der zweite Vorsitzende im Verein: "Wir haben das Glück, dass sich bei uns viele junge Leute engagieren. Auch im großen Orchester sind wir relativ jung aufgestellt." Wie viele andere, die heute den Verein führen, ist er um die 30 Jahre alt. Ihr Weg führte über die ersten Bläserklassen mit jungen Nachwuchsmusikern, die Anfang der 2000er-Jahre gebildet wurden.
Damals war Marco Wolf schon aktiv dabei. Er ist nicht nur Dirigent der Heimatkapelle, Wolf leitet seit 2015 auch als Vorsitzender die Geschicke des gesamten Vereins. "Wir sind ein gutes Team, ich verteile mehr, als meine Vorgänger, man muss den Leuten auch etwas zutrauen und ihnen Verantwortung geben", nennt der Vorstand das Erfolgsrezept, warum es mit der jungen Führung im Verein gut funktioniert.

An der Vereinsspitze der Heimatkapelle bringen sich einige Eigengewächse aktiv mit ein, die in die Rollen hinein wuchsen. Zu diesen gehört Madeleine Hillenbrand, die das Jugendblasorchester leitet. Die aus dem Nachbarort Falkenstein stammende, ist von Beruf Grundschullehrerin, mit Schwerpunkt Musik.
Einen ähnlichen Weg hat Annika Dolag eingeschlagen, die sich um die Anfänger in der Bläserklasse kümmert. Dolag, die aus Bischwind kommt, ist studierte Musikpädagogin und lehrt den Kindern in Michelau die ersten Töne auf ihrem Instrument. Beide besitzen ideale Voraussetzungen, um junge Menschen für die Musik zu begeistern.

Das schätzt der zweite Vorsitzende des Vereins, Michael Ständecke, der als Berufsschullehrer ebenso einen pädagogischen Hintergrund hat. "Wir sind froh, dass wir so gut ausgebildete Leute im Verein haben. Noch dazu sind es Eigengewächse, dadurch geben sie erst recht den Bezug zum Ort und der Kapelle weiter."
Für die Michelauer ist die Nachwuchsarbeit auch der Schlüssel für die Zukunft. Sie setzen auf eine gute Ausbildung, was viele Kinder aus der gesamten Umgebung, bis nach Gerolzhofen, anlockt. "Wir können alle Blasinstrumente und Schlagzeug anbieten", sagt Madeleine Hillenbrand. Neben dem Verein lernen die meisten zusätzlich an der Musikschule in Gerolzhofen. Das Ausbildungskonzept der Heimatkapelle würdigte die Nordbayerische Bläserjugend 2019 und 2023 mit dem Junior Award als Preis.
Die Nachwuchsarbeit wurde schon früh intensiviert und trägt heute Früchte
Zum Bemühen um den Nachwuchs gilt für die Verantwortlichen der Zusammenhalt als Fundament dafür, dass die Musikkapelle im Ort und im Umkreis einen guten Ruf genießt. Die Nachwuchsarbeit wurde schon früh intensiviert und trägt heute Früchte. Viele der Anfänger von 2003 und den Folgejahren sind nach wie vor aktiv im Orchester dabei. Überhaupt verweist Michael Ständecke auf den relativ jungen Altersschnitt der Kapelle. "Wir haben dort aktuell elf Musikerinnen und Musiker, die unter 18 sind." Das sei eine gute Basis für die Zukunft.

Um die jungen Musikerinnen und Musiker zu begeistern, wird von klein auf die Kameradschaft in den Gruppen durch viele gemeinsame Aktionen gefördert. Das beginnt bei den jüngeren, mit dem alljährlichen Zeltlager, und führt über gemeinsame Ausflüge und Aktionen bei den älteren weiter.
Daneben spielt die Musik natürlich die Hauptrolle. Sobald die jungen Musiker ein gewisses Niveau erreicht haben, werden sie in der Kapelle aufgenommen. "Wir versuchen, den Weg vom Jugendorchester in die Blaskapelle möglichst kurz zu halten", erläutert es der Vorsitzende Marco Wolf.
Bei den älteren werde Zusammensein und Gemeinschaft sowieso von je her gepflegt. Im Musikantenstadl, dem Vereinsheim der Heimatkapelle, rückt nach dem wöchentlichen Proben die "Brotzeit-Ecke" im Proberaum in den Mittelpunkt. Dort bleiben die Musiker in gemütlicher Runde beim Getränk und einer Brotzeit, um die sich meist Alt-Vorstand Heinrich Johannes kümmert, gerne mal etwas länger sitzen.
Das gehöre einfach dazu, schmunzeln Michael Ständecke und Madeleine Hillenbrand. Sie kennen es nicht anders, wie sie sagen. "Die jüngeren nützen das auch gerne. Es ist eine schöne Möglichkeit, bei der man ins Gespräch mit allen kommt", meint Marco Wolf.

Er leitet den Gesamtverein, der insgesamt über 100 Aktive in den verschiedenen Sparten zählt, vom Chor, über die Gitarrengruppe, bis zum Blasorchester. Das Herzstück ist die Blaskapelle mit mehr als 50 Aktiven. Ihr musikalischer Schwerpunkt liegt seit je her im konzertanten symphonischen Stil, also eher anspruchsvoller, als die typische Stimmungsmusik.
Das geht bereits auf die Geschichte des Vereins zurück, in der Sepp Böhm eine wichtige Rolle spielte. Der aus Michelau stammende Musiker, der einst am Konservatorium und der Musikhochschule lernte, war 1945 Initiator und Mitgründer der Heimatkapelle. Böhm formte diese und kümmerte sich ehrgeizig um die Ausbildung der jungen Musiker.
Deren Bekanntheit wuchs durch zahlreiche Auftritte in der gesamten Umgebung. Dazu dirigierte er von 1964 bis 1969 den Musikzug der Bayerischen Bereitschaftspolizei in München. Böhm, der von 1970 bis 1984 auch Bürgermeister in seinem Heimatort war, schrieb das "Steigerwald-Lied". Sein musikalisches Erbe hat sich bis heute in der Steigerwaldgemeinde bewahrt.
Das Programm zum 80-jährigen Bestehen der Heimatkapelle Michelau im Jubiläumsjahr:
Samstag, 4. Januar: Konzert der "häisd‘ n‘ däisd vom Mee"
Sonntag, 5. Januar: 1. Steigerwälder Tanzboden mit DJ Jim Knopf und der Heimatkapelle Michelau
Samstag, 12. April: Jubiläumskonzert der Heimatkapelle
Samstag, 31. Mai und Sonntag, 1. Juni: Musikfest "80 Jahre Heimatkapelle Michelau"
Samstag, 31. Mai: Stimmungsabend mit "BrassBrachial"
Sonntag, 1. Juni: Blasmusikparade, Nachmittag der Blasmusik und Böhmischer Abend mit Meeblech
Montag, 2. Juni, 13.30 Uhr: Seniorentag des Pastoralen Raums Gerolzhofen mit Gottesdienst und Unterhaltungsmusik
Samstag, 11. Oktober: Liederabend mit Chor- und Wirtshausmusik