Für Weitblick ist jetzt gesorgt, am Falltor. Nicht jeder bayerische Kindergarten hat ein eigenes Turmzimmer, mit Büro für die Chefin: Kirsten Nicklaus, Leiterin des "Haus des Kindes", ist stolz auf das gemeindeeigene Gebäude aus den 1930er Jahren, der Zeit des funktionalen Bauhaustils, mit einem Hauch Schlossatmosphäre. Nach dem letzten großen Umbau 2020 war hier über den Kita-Räumen die Oberwerrner Zweigstelle der Schule untergebracht.
Auf diese Kombilösung folgte eine Zeit schwieriger politischer Debatten. Es ging unter anderem um die Zukunftsfähigkeit zweier Oberwerrner Kindergartenstandorte sowie von zwei Schulstandorten in der Gemeinde. Zuletzt hat der Kindergartenverein St.Johannis seine Vorstandschaft neu gewählt und ist nun Trägerverein der Einheitskita am Falltor. Der katholische Kindergarten "im Tal" wurde verkauft, dort soll ein Mehrgenerationen-Haus entstehen. Die beiden Schulklassen im Haus des Kindes sind nach Niederwerrn umgezogen, wo die Schule in den kommenden Jahren teilerneuert werden soll.
Bürgermeisterin Bettina Bärmann zeigt sich zufrieden, zu Beginn des neuen Schul- und Kitajahres. Das Haus hält drei Regelgruppen und zwei Kleinkindgruppen vor, somit ist eine maximale Belegung mit 99 Kindern möglich, die zu etwa zwei Dritteln erreicht ist. Der Nachumbau ging in einem halben Jahr über die Bühne. Da man sich noch in der Gewährleistungsphase des ersten Umbaus befinde, habe man, so Bärmann, wieder alle 22 Firmen beauftragen können. Rund 400.000 Euro hat der zweite Umbau gekostet, inklusive Außenbereich und Hof, der noch kleinkindfreundlich hergerichtet werden soll. Das Gebäude glänzt nun mit neuer Beleuchtung, einem freundlichen Farbkonzept, Fallschutz in Treppenhaus und Turnhalle und einigen Extras mehr, für offene Gruppenarbeit.
Streicheleinheiten für Leo
Pfarrer Stefan Kömm zeigt sich ebenfalls froh über die gefundene Lösung, insbesondere über die neu formierte Vorstandschaft des 110 Jahre alten Johannisvereins. Dessen Vorsitzender Tobias Wiederer verweist auf die lange Tradition: "Die Dorfgemeinschaft beginnt im Kindergarten." Fünf Einrichtungen für Kinder habe Oberwerrn seit 1910 erlebt, die älteste in der Brunnengasse. Auch Kindergartenleiterin Kirsten Nicklaus bedankt sich bei Team, Verein und Gemeinde – die maßgebliche Sachbearbeiterin im Rathaus wird besonders gelobt. Sie möchte aber nicht namentlich herausgestellt werden. Unter den frisch eingezogenen Kindern herrscht einige Aufregung. Sie fühlen sich sichtlich wohl im Haus, das nun Ortsgeschichte mit neuen pädagogischen Konzepten kombiniert: Es gibt eine Kochecke ebenso wie einen Bastelraum oder eine Malwand für die jungen Kreativen, außerdem Streicheleinheiten, für Leo den Kindergartenhund.